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Wo stehen wir?

Ein Kommentar von Alexander Endl

Abrissbirne! Alle weg! Nochmal Reset-Knopf drücken! Alles zurück auf LOS! Und froh sein, wenn es bis dahin nicht zum Schlimmsten kommt. – Der Club und sein Umfeld scheint wieder einmal im Panik-Modus zu sein. Man gewöhnt sich leider nicht daran, auch wenn man zwischenzeitlich ja Übung darin haben sollte. So ungefähr seit 1969.

Liebe Leser:innen, ich melde mich mal, natürlich vom Abgrund, das heimliche Motto der Sportberichterstattung rund um den FCN. Mein erster Kommentar bei “Clubfans Reunited”, doch die Älteren werden sich vielleicht an mich erinnern, an 28 Jahre Clubfans United, die eine stets belebte Geschichte medial begleitete: Pokalsieg 2007, dann Abstieg als Pokalsieger, Wiederaufstieg, vier Jahre Bundesliga-Mittelfeld, dann Abstieg und 2018 wieder Aufstieg – soweit alles halbwegs “normal”. Doch was danach passierte, war vielleicht einschneidender. Oder doch nur die logische Konsequenz? Eins nach dem anderen.

Vorweg sei gesagt: Eigentlich hat man ja keine Ahnung. Weder in Sachen Finanzen, noch sport-ökonomisch, noch intern in Sachen Vereinsführung, noch ist man sportlich qualifiziert oder wenigstens nah genug dran, um sich über die Mannschaft und deren Gefüge ein qualifiziertes Bild zu machen. Das einzige was wir haben ist das, was ‘passieren auf Platz’, die nackten Ergebnisse und die Kommunikation. Dieses Manko hat uns aber noch nie abgehalten und manchmal liegt man dann auch damit gar nicht so falsch in der Analyse. Und vor dem ganzen Hintergrund will ich sagen: Wir sind auf einem guten Weg!

Nein, keine Polemik. Aber natürlich Diskurs-würdig, daher will ich ausführen. Die Kernfrage bei der Beurteilung der Situation ist dabei: “Woher kommen wir, wo stehen wir, wohin führt das?” Meistens wird nur “Wo stehen wir?” herangezogen und daraus eine entsprechende Prognose abgeleitet – und das “Woher kommen wir” höchstens als Ausrede gelten gelassen. Dabei ist das vielleicht der entscheidende Punkt: Der Club war spätestens nach dem Wiederabstieg 2019 nicht nur sportlich am totalen Abgrund (Nahtodeserfahrung Ingolstadt), sondern wohl auch finanziell. Die Gründe dafür will ich nicht nochmal durchkauen, auch wenn ich nach wie vor davon überzeugt bin, dass die grundlegenden Fehler hier im
Bundesliga-Jahr gemacht wurden und der größte Fehler dabei nicht war, nicht genug für den Klassenerhalt getan zu haben, aber das ist heute nicht das Thema. Kurz vor dem Abstieg in die 3. Liga war der Club auf der Intensivstation, wie sehr, wissen wahrscheinlich nur die Verantwortlichen selbst und es ist gut, dass es nicht alle wissen.

Lange Vorrede, kurzer Sinn: Vor dem ganzen Hintergrund ist der FCN aktuell auf einem guten Weg – der ist eben nur sehr steinig, es geht alles sehr langsam und ist auch insgesamt mit vielen Risiken verbunden. Dennoch: Der eingeschlagene Weg ist richtig und einen erneuten Kahlschlag, Reset oder Neuanfang zu fordern, ist ein noch viel größeres Risiko und führt vielleicht sogar zum endgültigen Fiasko, denn so viele milde Winke des Schicksals wie Can Uzun wird es nicht geben.

Ohne Frage ist die sportliche Situation des FCN nicht befriedigend – und sollte das worst case Szenario eintreten, wäre das auch ein Fiasko. Doch bei allem Pessimismus: Das Risiko ist da, aber dessen Eintritt schlichtweg unwahrscheinlich. Was bleibt ist, was man daraus für Folgen zieht. Und hier ist die Sachlichkeit bei der Analyse eben maßgeblich. Auch wenn die Tendenz der Jahre seit 2020 nicht gerade euphorisch stimmt, es ist eine Tendenz.

Der Club hat sich finanziell erholt, wenn auch noch nicht vollends regeneriert. Die Jugendmannschaften sind stabilisiert und die Integration junger Spieler in den Profi-Kader etabliert. Daraus resultiert eine Einnahmequelle, die perspektivisch tragen kann. Dazu kommt ein neues Konzept in der Vermarktung mit Blick auf regionale Partner und das Streben nach einem neuen Image in Sachen CSR und Nachhaltigkeit, was zu einem USP (einem Alleinstellungsmerkmal) führen kann, was wiederum Investoren und Partner anzieht.

Mit allem macht man sich autark vom sportlichen Erfolg. Und das tut einerseits weh, weil man sich den Erfolg doch so sehnlichst wünscht, es ist aber auch heilsam, denn den sportlichen Erfolg, der sonst die Einnahmen sprudeln lässt, wird man schlicht nicht mehr in absehbarer Zukunft erreichen. Zu viele andere wollen genau den Weg gehen und die spielen mit Mitteln, die schon längst jenseits allem Erreichbaren sind.

Darum: Auch wenn die aktuelle Talfahrt mehr als frustrierend ist, sie ist erklärbar, sie muss zu Korrekturen führen und sie darf nicht zum Fiasko werden. Erklärbar, weil der FCN eben keinen Kader hat, der oben mitspielen kann. Weder in der Breite qualitativ besetzt, noch eingespielt, noch gut strukturiert. Dass dies so ist, ist Folge von fehlenden finanziellen Mitteln und eingegangenen Risiken. Risiken, die man eingehen muss, wenn man keine Mittel hat: Talente reinwerfen, Verletzte einkaufen, lange Verträge machen. Und das kann in Summe dann wieder dazu führen, dass nach einer mittelmäßigen Saison, wo die erfolgreichen Talente schon mit dem Kopf woanders sind, die Verletzten verletzt und die langfristigen Verträge auf der Bank sitzen, eben in Summe zu einem Zusammenbruch der Leistung führen.

Und dennoch bleibt, wenn nicht wirklich alles noch verrückt spielt: Nächstes Jahr sind wir wieder einen Schritt weiter, da finanziell konsolidierter und damit handlungsfähiger. Spricht das auch gegen personelle Konsequenzen einzelner? Nein. Weder dafür noch dagegen. Nur eben mit diesen Gedanken betrachtet, fällt die Beurteilung vielleicht anders aus. Der Club wird nicht um den Aufstieg spielen, wird gut haushalten müssen mit dem eingenommenen Geld, dabei Altlasten tilgen, die NLZ weiter fördern und das Konzept unterfüttern. Dabei maßvoll ein Spielsystem weiter etablieren und gezielt die Jugendförderung und damit zukünftige Einnahmequellen höher stellen als Kampf und Krampf um eine vage Aufstiegshoffnung, die im Zweifel auch nur wieder zum Revival 2020 führt.

Daher: Weiter so! Aber inklusive: Lernen aus Fehlern, korrigieren, maßvoll bleiben. Aber doch ein Wunsch oder Bitte: Besser kommunizieren. Nehmt die Menschen mit. Hört nicht auf, den Weg zu erklären. Kein belehren und Fingerzeige auf das “schwierige Umfeld”. Dämpft nicht gleich immer jede Euphorie, aber kanalisiert sie in eine positive Energie. Und da fehlt es vielleicht am meisten beim Club zur Zeit, wenn man nur an einen knurrigen Pragmatiker als Vorstand und medien-scheuen Trainer denkt: Eine charismatische Führungsperson, die die Menschen mitnimmt, begeistern kann, im richtigen Moment in den Arm nimmt und manchmal auch mit ihr in die Kissen beißt. Wenn das gelänge, das glaube ich fest, wäre das der beste Transfercoup für den Club.

Autor: Alexander Endl
Bild: Teo, Juwe + PS

 

 

36 thoughts on “Wo stehen wir?

  • Willkommen zurück, Alexander! Schee, von dir zu lesen. Wie von früher gewohnt, ein Kommentar mit Inhalt und ohne Polemik. Als alttraditioneller Fan habe ich schon auch die Sehnsucht nach Konstanz und Harmonie. Sehe aber unter Hecking/Rebbe wenig Vorankommen über die Jahre. Weder kann ich ein Spiesystem erkennen für das der Club steht, noch eine echte Kaderentwicklung.

    Eine Trennung von beiden sehe ich nicht als unbedingt notwendig, anders als damals bei Bader. Es müsste jedoch wirklich sicher gestellt sein, dass sie aus den Fehlern der letzten Jahre gelernt haben und der Kader zur neuen Saison einen echten Qualitätssprung macht, trotz CU-Abgang. Ansonsten wäre der Abstieg vorprogrammiert. Doch wer beim Club könnte dies kontrollieren?

    Absolut deiner Meinung bin ich hinsichtlich der Außendarstellung. Hecking erklärt zu wenig, zu selten, zu pauschal und definitiv nicht mitreißend (da hatte MB seine Stärken). Rebbe will dies erst gar nicht versuchen. Fielo ist damit überfordert und allein gelassen. Eventuell gäbe es hier einen eloquenten Ex-Spieler, der für die Kommunikation der Sportchefs einspringen könnte?

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    • Die Sehnsucht nach Konstanz und Harmonie ist ja keine sentimentale, sondern eine pragmatische, weil deren Erfolgswahrscheinlichkeit mit Blick auf andere Vereine höher ist als der von uns stets verfolgte Weg des ständigen Reset. Erfolgreiche Mannschaften sind in den allermeisten Fällen – gemessen an ihrem Budget und Anspruch – kontinuierlich aufgebaut und strukturell gewachsen. Auch mit – im Vergleich zu anderen – absurden Budgets konnte sich PSG bisher keinen CL-Titel kaufen und der HSV nicht aufsteigen. Jetzt versucht man es auch beim HSV notgedrungen anders. Und auch da bedeutet es nicht, dass man nicht auch mal eine exponierte Personalie tauscht. Der Club ist auf dem Weg eine Idee zu entwickeln, wie man als Ganzes wieder Erfolg haben kann: Mit Bezug zur Region, Eigenverständnis als ein verantwortlicher Teil der Sozialgemeinschaft, Förderer der Jugend, zeitgemäße Positionierung mit Themen wie Nachhaltigkeit, solides wirtschaften und realistische Ziele. Diesen Weg gilt es zu kultivieren, dabei ständig in Richtung Ziel zu justieren und daher bei Bedarf auch personell zu verändern. Kontinuität muss den Weg beschreiben, nicht die Handelnden. Wenn man Hecking austauscht: Wer kann den Weg der finanziellen Gesundung gleich oder noch besser fortsetzen, dabei intern Stabilität verkörpern und noch erfolgreicher Spieler verpflichten? Wenn man Fiel tauscht: Welcher Trainer hat ähnlichen Draht und Bereitschaft, wird die Jungen spielen lassen, um weiter Durchlässigkeit zu erzeugen, kann noch besser eine moderne Spielkultur etablieren, dabei Spieler entwickeln und erzielt dabei tabellarisch auch noch mehr Erfolge? Wenn man darauf keine Antwort hat, kann man es auch sein lassen.

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  • Man sollte diesen weitsichtigen Kommentar den Aufsichtsräten aushändigen, ehe sie weitreichende Entscheidungen treffen. Klasse Comeback, Alexander. Chapeau.

    Ich befürchte jedoch, dass der Finger schon über dem Reset-Knopf zuckt. Wie damals bei Bornemann hat die Boulevard-Presse mit einer Kampagne den Daumen gesenkt. Jetzt nimmt man vermutlich den Trainer ins Visier.

    Es ist ohne Zweifel einiges zu kritisieren an Heckings Arbeit, keine Frage – mein größter Kritikpunkt ist auch die Kommunikation. Aber der Weg stimmt. Und als Hecking kam, lagen wir auf der Intensivstation – so sehe ich das auch. Jetzt haben wir die Lizenz erstmals wieder ohne Bedingungen und nur geringen Auflagen bekommen. Das ist ein Erfolg. Jedoch nur dann, wenn wir die Klasse halten.

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    • Woran macht man denn aber fest, dass der Weg stimmt? Positiv ist natürlich, dass das NLZ so gut funktioniert und immer wieder Talente in die erste Mannschaft drängen. Auch die generierten Transfererlöse sind häufig gut. Ansonsten kann ich da aber ehrlich gesagt wenig erkennen. Insbesondere verstehe ich nicht, warum Hecking/Rebbe häufig finanzielle Gesichtspunkte zugute gehalten werden.

      Beispiel Lizenz: Wir haben für die Saisons 2019/20 und 2020/21 (Amtsantritt Hecking) die Lizenz jeweils ohne Bedingungen und Auflagen erhalten. 2021/22 und 2022/23 hatten wir dann finanzielle Auflagen zu erfüllen. Die Lizenz für 2023/24 haben wir schließlich nur mit Bedingungen und Auflagen erhalten, Stichtag für die Beurteilung war hierbei der 31.12.2022. Dass wir für 2024/25 die Lizenz wieder ohne Bedingungen und mit geringfügigen Auflagen erhalten haben, ist erleichternd, aber doch hauptsächlich deswegen, weil wir im Jahr davor so zittern mussten. Das war aber, so weit ich das sehen kann, nichts, was Hecking nur von jemand anderem übernommen hat und wofür er nichts konnte, sondern es lag in seinem (und Rossows) Verantwortungsbereich (2022 war er schon zwei Jahre lang im Amt). Vielleicht war es unterm Strich doch eine (zu) riskante Idee, sich frühzeitig von Sportfive zu trennen?

      Im sportlichen Bereich hat Hecking immer mit einem Budget gearbeitet, das zumindest in der oberen Tabellenhälfte, wahrscheinlich sogar im oberen Drittel anzusiedeln ist. Auch diese Saison haben wir uns bzgl. der Transferausgaben im oberen Drittel bewegt. Das kann nicht als Entschuldigung dafür herhalten, dass erneut ein unstimmiger Kader zusammengestellt wurde. Klar müssen wir jedes Jahr Transferüberschüsse erzielen und somit Leistungsträger abgeben, aber das müssen die meisten anderen Zweitligisten auch. Es ist nicht schön, einen Duah ersetzen zu müssen, aber es ist bestimmt nicht leichter, Hauke Wahl, Dawid Kownacki oder Lukas Daschner zu ersetzen.

      Was man aus meiner Sicht auch nicht vergessen darf, ist, dass der sportliche Erfolg nicht nur unser Kerngeschäft, sondern auch die Voraussetzung für die finanzielle Entwicklung ist. Sponsoren lassen sich mit Sicherheit leichter finden, wenn die sportliche Entwicklung positiv ist, zudem sind die Einnahmen aus der TV-Vermarktung die wichtigste finanzielle Säule der Vereine. Wir haben hier in den letzten Jahren Millionen verloren, so viel kann man eigenlich gar nicht durch Sponsorenakquise auffangen.

      Unterm Strich bin ich der Meinung, dass man Hecking die Entwicklung des NLZ auf jeden Fall zugute halten kann, der Kernbereich der sportlichen Entwicklung und auch der der Finanzen aber im Rahmen der Möglichkeiten nicht ausreichend gut gemanagt wurden. Deswegen verspreche ich mir von einem Wechsel auf dieser Position schon eine Verbesserung (natürlich abhängig davon, wer kommt).

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      • Rossow hat zur Lizenzerteilung Folgendes gesagt: „Wesentlich dazu beigetragen haben auch unsere Mitarbeitenden, die diszipliniert und vernünftig mit Kosten und Investitionen umgegangen sind sowie die Transfererlöse, die wir mit den Verkäufen von Kwadwo Duah, Mats Möller Daehli und Nathaniel Brown realisieren konnten.“

        Da keine Auflagen zur Reduzierung eines negativen Eigenkapitals in der Mitteilung des FCN genannt wurden, deutet einiges darauf hin, dass der Club nicht mehr bilanziell überschuldet ist. Und das wäre durchaus eine erfreuliche Nachricht in diesen sportlich tristen Tagen. Wie gesagt: Hecking fing hier an in einer „wirtschaftlich äußerst anspruchsvollen Situation“ (Rossow). Und wenn das ein Marketing-Mann so sagt, dann heißt das: Intensivstation. Jetzt aber können wir wieder atmen, haben keine Bedingungen zu erfüllen und haben sogar finanziellen Spielraum. Die Ära Hecking ist aus dieser Sicht als positiv zu betrachten (bei Klassenerhalt). Dass man es mit mehr sportlichen Erfolg hätte besser machen können – keine Frage.

        Weil hier immer wieder der Etat herangezogen wird. Maßgebend ist nur der finanzielle Spielraum. Und der war gering. Außerdem mussten wir einen sehr hohen Transferüberschuss erzielen, um wirtschaftlich (halbwegs) zu gesunden. Wenn Du aber der Meinung bist, dass man den Spagat zwischen Sparkurs (plus ca. 5 Mio. Abfindung für Sportfive) und sportlicher Entwicklung besser bewerkstelligen könnte, stimme ich Dir zu. Natürlich wurden Fehler gemacht. Natürlich vor allem in der Kader-Zusammenstellung.

        Die Frage ist nur, ob man jemanden findet, der diesen Spagat besser hinbekommt. Und da würde ich die Risiken um einiges höher einschätzen als die Chancen. Außerdem ist der Zeitpunkt wieder mal schlecht, mitten in der Planungsphase. Andererseits ist das alles auch nicht mehr zu stoppen, denke ich, und man kann dem Aufsichtsrat nur viel Glück wünschen am Glücksrad.

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  • Leider ist es nicht schlichtweg unwahrscheinlich, weil wie Juwe auch schon öfter geschrieben hat an den letzten beiden Spieltagen, und ich erwarte es schon am Wochende alles möglich ist.
    Dann sollte es doch auch für den FCN möglich sein auswärts was zu holen.
    Kann man so sehen,aber viele freie Tage und auch die heutige PK machen mich nicht weniger pessimistisch .

    Alles Gute Alexander.

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  • Super Alexander, dass Du wieder erkennst, dass Du ein Clubfan bist und wieder da bist. Muss ja nicht oft sein, aber wenigstens ab und zu. Wo wir stehen, das ist natürlich die Frage. Finanziell, Management und Trainer, da hast Du ja schon einiges erzählt. Sportlich jedoch sind wir ziemlich mieß dran. Wenn man bedenkt, dass es schon bald als Wunder angesehen wird, dass wir gegen Düsseldorf gewinnen könnten, dann ist das schon ein schlechtes Zeichen. Das zeigt dann schon wirklich, wie schlecht wir doch sportlich geworden sind. Und das in der 2. Liga. Wenn selbst Düsseldorf jetzt schon unlösbar dargestellt werden muss wie es früher Bayern oder Dortmund war. Das gibt schon zu denken.

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  • Freut mich, wieder etwas von dir zu lesen. Ganz mitgehen kann ich bei der Betrachtung leider in einigen Punkten nicht.

    Vorne weg: Wenn jetzt Hecking zur Diskussion steht, hat das nichts mit Panik zu tun. Hecking war im Winter 2023 schon schwer angezählt, ging „All-In“ (Zitat Grethlein), von der versprochenen Aufarbeitung gelang kein Wort an die Öffentlichkeit und heute stehen wir wieder dort, wo wir letzten Jahr standen. Und im Grunde mit den gleichen Mängeln wie damals. Und: Auch nach drei Jahren Amtszeit arbeiten wir immer noch strukturell defizitär! Dazwischen noch mal schnell Demonstrationen gegen Rechts als Folklore abgetan, der CSR-Abteilung zwischen den Zeilen ausgerichtet, dass er nichts von ihr hält, von einer ordentlichen Saison gesprochen als links und rechts schon alles gekracht hat und in der Kabine sind sie kurz davor ihm einen eigenen Spint zu geben…

    Wann, wenn nicht jetzt sollten wir über diese Personalie sprechen? Das Gesicht des Club der nächsten Jahre (Mehrzahl) wird von den Transfers in diesem Sommer bestimmt. Jetzt ist Geld da. Und wenn Hecking nicht mehr der Mann ist, dem man vertraut, muss man jetzt handeln.

    Über die Bundesligasaison kann man geteilter Meinung sein, die einen werden sagen man hätte mehr für den Klassenerhalt tun müssen, die anderen werden sagen, man hatte damals einen Plan auf junge Spieler zu setzen, an dem Trainer und Sportvorstand festgehalten haben – eigentlich die Kontinuität von der immer gesprochen wird, und ohne Panikreationen der sportlich Verantwortlichen. Was aber faktisch nicht hält, ist, dass diese Saison unsere finanzielle Situation verschlechtert hätte. Das Gegenteil ist der Fall. 2019/2020, die Saison und die Pandemie, sind dafür verantwortlich.

    Wo ich leider ebenfalls nicht mit kann, ist die Legende, dass dieser Kader den fehlenden finanziellen Mitteln geschuldet wäre. Der Club hatte in den Hecking-Jahren immer ein Personalbudget das im oberen Drittel (zuletzt zumindest am Rand des oberen Drittel) der Liga war. Der Club hatte in den Hecking-Jahren die vierthöchsten Transferausgaben (hinter dem HSV, St. Pauli, Düsseldorf) unter all jenen Mannschaften, die in dieser Zeit nur in der zweiten Liga gespielt haben. Zwei Millionen mehr als die Fürther, drei Millionen mehr als Hannover, sechs Millionen mehr als der KSC. Und ja, wir mussten ein positives Transfersaldo generieren, nur: Paderborn und Hannover haben ein höheres Transfersaldo als wir, die Fürther gerade mal eine Million weniger und selbst der HSV hat nur zwei Millionen weniger Plus gemacht als wir. Der größte Unterschied ist doch, dass unsere Rekordtransfere unter Hecking (MMD nach seiner Festverpflichtung, Daferner, Schäffler, Köpke) im Grunde alles Rohrkrepierer waren.

    Wenn also der Benchmark lediglich Palikuca ist, macht Hecking brauchbare Arbeit, selbst wenn wir die Neuaufstellung des NLZ Palikuca zu verdanken haben. Wenn der Benchmark der Rest der Liga ist – und das wäre meine Herangehensweise – dann unterperformt er drastisch. Die, die ebenfalls viel ausgeben sind entweder konstant oben dabei (HSV, Düsseldorf) oder kommen ebenfalls von weit unten (St. Pauli, Kiel) und haben einen kontinuierlichen Aufwärtstrend über Jahre hinweg, den man auf dem Feld sieht und in der Tabelle ablesen kann.

    In meinen Augen ist das größte Armutszeugnis ja noch nicht einmal der Tabellenstand, sondern der Fakt, dass wir im Sommer den halben Kader austauschen müssen, weil es die vertragliche Gestaltung erforderlich macht. Das ist Kaderplanung aus der Hölle, bei der doch niemand sagen kann, dass hier ein kontinuierlicher Plan verfolgt würde oder etwas über die letzten vier Jahre hinweg aufgebaut worden wäre. Wir stehen im Sommer 2024 dort, wo wir nach dem Abstieg 2019 standen. Und diese Kaderkonstellation ist auch einer der Treiber der aktuellen Misere.

    Ich finde sachlich keine Gründe, die für Hecking als Sportvorstand sprechen. Es gab allerdings auch im Jahr 2020 schon keine.

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    • Lieber xxandl, deine Einwürfe sind alle nicht widerlegbar und plausibel, wenngleich ebenso wenig belegbar in der Tiefe, da wir alle die wirklichen Details nicht kennen. Was uns bleibt ist das Rästeln auf Basis von Halbwissen und Offensichtlichem. Und dennoch wage ich mich an die Diskurskette.

      Punkt 1: Finanzen. Da würde ich tatsächlich einmal die echten Zahlen sehen wollen. Vieles war wohl, wie man hört, noch aus Zeiten von Bader und sogar noch Meeske auf Finanzkonstrukten aufgebaut, die vorsichtig gesagt auf wackligen Füßen standen. Dies wurde wohl alles bereinigt (hoffentlich) und daher sind die nackten Zahlen auch nur bedingt vergleichbar über die Jahre. Die Lizenzauflagen waren da auch nur ein Indikator.

      Punkt 2: Der Kader. Hohe Ausgaben sind noch kein Beleg für hohe Qualität. Allein am Beispiel Mathenia, der von Palikuca nach dem Abstieg dem Vernehmen nach 2019 mit einem üppigen 5-Jahresvertrag ausgestattet worden war, wie auch ein Geis u.a., heben deine Ausgaben. Wie viel dann tatsächlich für einen Daferner oder Köpke floss, weiß man auch nicht. Unterm Strich war es eben der Versuch sich Spieler zu holen, die mit Spielpraxis aufgrund ihrer Anlagen das Zeug hatten eine Rendite zu erwirtschaften. Dazu kamen Transfer, die man eben machte, weil sie wahrscheinlich günstig waren, weil die Spieler eine Verletztenhistorie mitbringen, im Vollbesitz ihrer Kräfte aber das Zeug dazu hätten den Jüngeren Stabilität zu verleihen. Und so baut sich ein Kader eben auf. Ein paar hast du noch, die du nicht los bekommst (bei allem Respekt, auch mit Blick auf die Gehälter), einige, die du geholt hast, weil es eben sich anbot (wie Anderson), aber die eben ihren Malus (Verletzung) nicht wirklich los werden, einige, die einfach nicht ankommen und einige, die schon wieder weg wollen.

      Und die Vergleiche mit anderen Vereinen hinken eben naturgemäß auch immer. Sonst dürfte ich natürlich Bornemann anbringen, der auf St. Pauli genau das gemacht hat, weswegen wir ihn einst geholt, dann gefeuert haben und nun mit St. Pauli aufsteigt: Sein Ding. Fürth ist bspw. gar nicht vergleichbar, einfach weil Fürth letztendlich gar keinen Druck von Außen hat und weil Fürth ohne seine „Investoren“ eh nicht mehr da wäre. Und dass wir mehr ausgeben als Hannover, halte ich für eine buchhalterische Mär – zudem auch dort ganz andere Finanzmodelle im Hintergrund werkeln.

      Wenn wir Vergleiche ziehen wollen, dann inhaltlich: Wer jedes Mal, wenn es eng wird, alles hinwirft, kann keine Kontinuität haben. Und das bedeutet nicht, mal eine Person auszutauschen. Wir reißen ja immer gern alles ein. Erst mit Köhler, dann unter Palikuca hat gleich das ganze NLZ einmal links, dann wieder rechts gedreht.

      Man mag Hecking in Frage stelle. Oder Fiél. Oder Rebbe. Dafür gibt es alles gute Argumente. Aber bitte nicht wieder alles in Frage stellen. Und nicht wieder den xten finanziellen Kraftakt versuchen, um mit einem „All-in“ etwas zu erreichen, was man mit Geld nicht kaufen kann, sondern nur mit Zeit.

      „Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Albert Einstein

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      • Wenn man über die „Investoren“ von Fürth spricht, sollte man vielleicht auch erwähnen, dass bei uns ohne das Darlehen des privaten Gönners wohl ein Punkteabzug in dieser Saison im Raum gestanden wäre. Dann wären wir jetzt am besten Weg in Liga 3.

        Und völlig korrekt, uns fehlt der Einblick, was vom Club ja auch so gewünscht ist. Wir können also nur mutmaßen, warum man Brown noch im Jahr 2023 verkauft hat (verkaufen musste?) und man MMD ebenfalls im Winter ersatzlos abgegeben hat.

        Und Geis und Mathenia sind grandiose Stichwörter: Wer hat denn beide verlängert – einen davon im Juli 2023… Und glaubt irgendwer wir hätten Köpke geholt, wenn er nicht Köpke heißen würde?

        Klar, man muss bei Transfers in unserer Position auch mal etwas riskieren, aber wenn dann der Zehnte verletztungsanfällige Spieler verpflichtet wird, wird es dann irgendwann mal problematisch… Der Kader ist seit Jahren riesig, weil wir halt gewisse Positionen dreifach besetzen müssen, weil man sich nicht verlassen kann, dass man genug einsatzfähige Spieler hat. Ich verweise auf den Sturm, wo man sich zwischen dem mit dem kaputten Knie, dem mit der kaputten Leiste und den mit dem kaputten Achilles entschieden kann. Eine Woche trainiert der, eine Woche der andere, einsetzbar ist der mal 30 Minuten, der andere 60 Minuten… so kann man ja weder trainieren noch spielen.

        Am Schluss langweile ich wieder alle mit meinem alten Mantra: Kontinuität hat nichts mit den handelnden Personen zu tun. Ein Verein muss wissen wofür er steht/stehen will und entsprechendes Personal einstellen. Und die mögen das einmal besser und einmal schlechter ausfüllen, aber da darf nichts zu wackeln beginnen wenn einer geht und ein neuer kommt.

        „Alle raus“ ist meistens Aktionismus. Aber wenn nach nüchterner Analyse rauskommt, dass „alle raus“ die beste Option ist, ist auch das zu akzeptieren. (Bspw. wenn ein neuer Sportdirektor/Vorstand nicht mit einem angezählten Trainer in die neue Saison gehen will). Kommunikativ begleitet gehören solche Entscheidungen halt, und daran scheitert der Club meistens.

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  • Da sieht man mal wieder, wie sehr uns Alexander fehlt!
    Wir mühen uns alle nach Kräften, den Nachlass zu verwalten und das Vermächtnis zu ehren, aber Alexander ist eben einfach nicht zu ersetzen 😉

    Ich finde deine Worte einfach wichtig in dieser Zeit. Sicher kann man über einzelne Punkte diskutieren, aber es ist einfach essenziell, auf die Stimme der Vernunft zu hören, wenn gerade alles in Frage gestellt wird!

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  • Hallo Alexander,
    es ist bereichernd, deinen Kommentar zu lesen und ich gehe in weiten Teilen mit, da du unaufgeregt darauf aufmerksam machst, dass wir Gefahr laufen, den Fokus zu verengen und den auf mittlere Sicht Erfolg versprechenden Weg mit Aktionismus zu gefährden. Viele, vor allem finanzielle Zwänge und Nöte, sind und nicht ausreichend bekannt. Wir können es höchstens an Indizien erahnen:
    Kaderqualitätsdowngrade zur Winterpause (Handwerker!!, MMS), dazu der noch vor Jahresfrist vollzogene Verkauf von Brown für die Bilanz und die Lizenz…

    Vieles ist auf dem richtigen Weg und ja, dein Schluss trifft voll ins Schwarze:

    „Eine charismatische Führungsperson, die die Menschen mitnimmt, begeistern kann, im richtigen Moment in den Arm nimmt und manchmal auch mit ihr in die Kissen beißt. Wenn das gelänge, das glaube ich fest, wäre das der beste Transfercoup für den Club.“

    So eine Figur haben wir nicht. Zum einen lässt das unserer Satzung nicht zu (etwas ein hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender), zum anderen ist der aktuelle Vorstand Sport, Dieter Hecking vieles, nur keine charismatische Führungsfigur.

    Selbst wenn man die Transferpolitik ausklammert, gibt es ausreichend Gründe, bei aller Kontinuität, an dieser Stelle eine Veränderung voranzutreiben:

    (1) Mangelhafte Außendarstellung
    Zu wenig erklärende Informationen, angefangen bei den Zwängen bis hin zur nicht proaktiven Unterstützung von C. Fiel im Zuge seiner Kabinenstürme bzw. eine nicht nachgereichte Verteidigung, sondern eine Erklärung im direkten Anschluss.

    (2) Fehlende Begeisterungs- und Leidensfähigkeit
    Man muss die Club-DNA nicht mögen. Ist im verantwortlicher Funktion vielleicht auch nachteilig. Nur: Öffentlich belustigt und genervt wiederholt die fränkische Mentalität als zu negativ zu betonen, ist für eine Führungspersönlichkeit beim Club ein No-Go.

    (3) CSR-Antipode
    Ich sag nur: Folklore.

    (4) Unvollständige und verfrühte Analysen
    Aus der letzten Saison drang keine glaubwürdige Aufarbeitung nach außen, stattdessen wurden „Begeisterung“ und eine „sorgenfreie Saison“ als Ziele ausgegeben. Erreicht wurden sie nicht, stattdessen bewertet der Sportvorstand Spieltage vor Ende der Saison und vor Feststehen des Klassenerhalts die Spielzeit als ordentlich.

    Genug Gründe, wie ich finde, sich um eine vorzeitige Veränderung Gedanken machen zu dürfen, vielmehr zu müssen.
    Und es soll nicht polemisch klingen, aber ich habe das Gefühl, man täte ihm einen Gefallen, dem in Franken fremdelnden Dieter Hecking.

    Ob es deinen Ausführungen widerspricht?
    Ich glaube nicht.
    Wenn für den weiteren, richtigen Weg an einer Position erklärbarer Handlungsbedarf besteht, dann ist es eher eine logische Konsequenz, auch wenn du sie so nicht direkt ansprichst.

    Auf alle Fälle von mir herzlichen Dank, dass du vorbeigeschaut hast und deine Gedanken mit uns teilst.
    Sehr gerne öfter, so es deine Zeit erlaubt.

    Beste Grüße!

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  • “Woher kommen wir, wo stehen wir, wohin führt das?
    Die Bewertung ist gar nicht so schwer, wenn man Düsseldorf, Pauli, Kiel und sogar Bochum sieht.
    Die kamen alle aus der Diaspora der 2.Liga, Düsseldorf und Pauli vor 1,5 Jahren waren sogar hinter uns. Bochum sogar gefühlt 15 Jahr ausgeblutet in der 2.Liga, bevor sie aus dem nichts aufstiegen und jetzt wohl zum dritten Mal die erste Liga halten. Niemand hatte finanziell klar bessere Möglichkeiten als wir.

    Was sagt uns das? Es liegt nicht an unserem ach so geringen Budget (Platz 6 Budget). Es liegt nicht an der Ungeduld und geringen Zeit, die zur Verfügung stand. Denn alle andere schaffen es selbst in nur 1 Jahr.

    Unser Weg geht seit Jahren in Mikroschritten, weil nicht schneller müssen, weil wir keine Leistungskultur im Verein haben und uns immer mit dem Minimum zufrieden geben. Ob kampflos aus der ersten Liga abzusteigen oder den Zuschauern gerade mal „attraktiven“ Fußball zu bieten. Überall woanders gibt es Visionen und positive Überraschungen. Woanders wird innerhalb von 1 Jahr ein komplett neuer Spielstil entwickelt, der uns um Lichtjahre überholt. Bei uns wird der „Jugendweg“ gefeiert.

    Wohin das führt? In jedem Fall nicht nach oben und mit weiterhin viertklassigem Personal über kurz oder lange in die 3.Liga. Ja, es ist hart, aber zu einem anderen Urteil kann man leider m-E. nicht kommen.

    Nachdem wir Jahr für Jahr über schwache Vorstände, Kaderplaner, Trainer und Kader stolpern. Wo ist die Konstante? Im Aufsichtsrat. Ein aufgeblähtes Gremium, bei dem niemand selbst mit Plan durchdringen und durchgreifen könnte. Da wünscht sich angeblich sogar eine Grethlein-Fraktion dessen Comeback. Das ist der Gipfel des Wahnsinns. Da werden grundlos üppige Verträge vorzeitig verlängert ohne Ansätze für Leistung festzustellen.

    Ich behaupte, solange dieses Gremium in dieser Struktur besteht, werden wir nicht weiterkommen.

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    • Wir stehen in der TV-Geld-Tabelle auf Rang 11. Insofern halte ich es für Humbug, dass wir beim Etat deutlich höher angesiedelt sind. Aber das ist ja nicht das Thema.

      Was Leistungskultur anbelangt, gebe ich Dir Recht. Was Strukturen anbelangt sowieso.

      Aber es gibt doch wesentlich mehr Vereine, die mit Strategie und dem Faktor Zeit nach oben gekommen sind als durch eine zufällig starke Saison. Vor allem ist das, was Freiburg, Mainz, Union, Heidenheim treiben kein Einmalerlebnis, sondern nachhaltig.

      Auch Kiel, das man jahrzehntelang nur als Holzbein aus dem Werner-Film kannte, ist doch das Ergebnis von inhaltlicher und personeller Kontinuität. Elversberg genauso. Der KSC in kleinen Schritten nach oben und demnächst vielleicht Aufstiegskandidat.

      Ich würde daher die Strategie über die Auswahl des Personals stellen. Ein Hürzeler, den Bornemann aus Pipinsried geholt hat, war ohne Zweifel ein sensationeller Griff. Aber solche Trainertalente wachsen halt nicht auf Bäumen. Wäre Bornemann noch hier, hätten wir vielleicht Hürzeler und nicht Pauli.

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      • Humbug ist das keiner, denn Du hast zwar recht, dass die saisonspezifischen TV-Gelder einen signifikanten Anteil der Erlöse darstellen, der Anteil der Personalkosten bei den Vereinen jedoch unterschiedlich ist. So ist doch klar, dass z.B. TV-Platz 9 Hannover 96 ein höheres Kaderbudget hat als Paderborn (TV-Ranking Platz 5) oder Fürth (Platz 6) etc.

        Vereine, wie Pauli, Kiel und Fürth arbeiten dauerhaft deutlich solider als Hannover oder wir. Ohne nachgezählt zu haben, wird wohl keiner dieser Vereine einen Kader von 30+ Spielern bezahlen, wobei da die geparkten Spieler, wie bei uns Winzheimer und Daferner gar nicht mitgezählt sind. Auch wird keiner dieser Clubs 8 Scouts finanzieren.

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  • Also, wenn das, was Alexander schreibt, wirklich der Weg ist, welchen die Verantwortlichen unseres Herzensvereins gehen wollen, warum in aller Welt erklären sie uns das nicht so treffend wie Alexander ?

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  • Sehe ich wie Zarate-Kid, wenn es uns doch nur der Verein so erklären könnte wie der Artikel von Alexander!? Ich freue mich sehr, dass Alexander mit einem Artikel wieder bei uns aufgetaucht ist. Ein gelungenes Comeback! Wir nehmen die positiven Vibes mit! in die letzten Wochen.

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  • Ein Grund – falls das manchen interessiert – warum ich mich auch wieder genötigt (oder motiviert) fühlte, in die Tasten zu hauen, war auch der Kommentar von Kollege Biechele
    https://www.kicker.de/valentinis-anklage-laesst-tief-blicken-1020204/artikel
    Nicht der einzige Grund, denn vor hatte ich es schon länger wieder, aber schon ein Impuls.
    Einerseits stehen im Artikel einige wichtige Aspekte, er driftet dann aber ab und bringt Aspekte ins Spiel, wie das Stadion-Konzept, was meines Erachtens sachlich nicht zusammenpasst und dann den gesamten Artikel in eine Tonalität bringt, die man nicht so stehen lassen will.

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  • Worin sich wahrscheinlich alle einig sind, ist, wie es auch im Artikel oben gesagt wird, dass alle Entscheidungen auf Basis einer sachlichen Analyse getroffen werden müssen und blinder Aktionismus falsch wäre. Eine solche Analyse ist natürlich komplexer, als man sie in einer Kommentarspalte darstellen kann. Ein wesentlicher Punkt ist für mich aber die Entwicklung der expected Points über die Jahre (statistische Berechnung von Punktestand und Tabellenplatz anhand der xG und xGAgainst). Das ist aus meiner Sicht die objektivste zur Verfügung stehende Methode zur Einschätzung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit, besser noch als die tatsächliche Tabelle, weil dort eben auch der Zufall oder psychologische Faktoren stärker mit reinspielen.

    Nach der xP-Tabelle der Seite footballxg.com hätten wir 2019/20 auf Platz 8 landen müssen mit 6 Punkten Vorsprung auf Platz 16. 2020/21 wäre Platz 14 zu erwarten gewesen mit 7 Punkten Vorsprung auf Platz 16; 2021/22 Platz 11 mit 8 Punkten Vorsprung; 2022/23 Platz 14 mit einem Punkt Vorsprung. Aktuell müssten wir selbst auf Platz 16 stehen mit einem Punkt Abstand nach unten und drei nach oben.

    Zur Interpretation (die immer auch subjektiv geprägt ist): 2019/20 hatten wir viel Pech und wahrscheinlich die falschen Trainer, die unterperformt haben. 2020/21 und 2021/22 haben wir uns in puncto Leistungsfähigkeit im Vergleich zu 2019/20 leicht verschlechtert, hatten aber weniger Pech und in Klauß einen Trainer, der überperformt hat. Letzte Saison kam es zu einem spürbaren Abfall der Leistungsfähigkeit, wobei wir weder viel Glück oder Pech noch besonders gut oder schlecht performende Trainer hatten. Dieses Jahr sind wir statistisch nochmal schlechter geworden, die Überperformance würde ich realistisch betrachtet in erster Linie auf Uzun zurückführen. Fiél leistet aus meiner Sicht das, was auch statistisch zu erwarten wäre.

    Wenn ich mich an eine Prognose wage: Der wahrscheinliche Grund für unsere Überperformance (Uzun) ist nächste Saison weg. Nach einer Stagnation in den ersten beiden Hecking-Jahren ist in den letzten beiden Jahren ein alarmierender Abwärtstrend erkennbar. Wird dieser Trend fortgesetzt, sprich ändern wir diesen Sommer nichts Grundlegendes an unserer Herangehensweise in der Kaderzusammenstellung, ist ein Abstieg nächstes Jahr überaus wahrscheinlich.

    Ob Hecking und Rebbe zu einer solchen Änderung willens und fähig sind, kann der AR (hoffentlich) besser beurteilen als Außenstehende. Ich persönlich habe da aber meine Zweifel, weil meine Hoffnungen auf solche Änderungen, die ich letztes Jahr noch hatte, dieses Jahr enttäuscht worden sind.

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    • Fakt ist: Der Club muss nicht mehr von der Hand in den Mund leben, sondern hat wieder etwas finanziellen Spielraum. Infolge von Transferüberschüssen, einer starken Jugendarbeit und einer deutlichen Reduzierung der Personalkosten. Ein neuer Sportvorstand, den es vermutlich geben wird, findet hier ein bestelltes Feld vor. Auch oder vor allem dank Hecking. Die wirtschaftliche Konsolidierung hatte für den Aufsichtsrat laut damaligen Worten von Grethlein oberste Priorität. Dass es unter Hecking sportlich nicht voranging und zwei von vier Saisons mies waren, lässt sich aber nicht nur mit finanziellen Nöten entschuldigen, da stimme ich den Hecking-Kritikern zu.

      Ein neuer Sportvorstand findet deutlich bessere Bedingungen vor als Hecking oder Bornemann damals. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass eine Trennung vom aktuellen Management, vom aktuellen Trainer und vom aktuellen Trainerstab etwa ein Drittel der neuen finanziellen Freiheit aufgrund von Abfindungen auffressen würde. Das wäre ehrlich gesagt: Der gleiche Scheiss wie eh und je. Wir stecken Geld nicht in die Mannschaft, sondern in Abfindungen. Wenigstens verschwindet Weinzierl von der Gehaltsliste – aus meiner Sicht Heckings größter Fehler, weil die Spielweise um 180 Grad gedreht wurde.

      Am allerwichtigsten ist aber, dass der Aufsichtsrat den begonnenen Weg weiterverfolgt, und zwar mit aller Konsequenz. Heißt: Ein neuer Sportvorstand muss die Jugendarbeit ebenso in den Vordergrund stellen wie Hecking. Wenngleich auch Hecking zu lange nicht konsequent agierte in dieser Hinsicht. Richtig ist es auch, Talente aus anderen Vereinen nach Nürnberg zu locken, weil man hier konsequent auf junge Spieler setzt. Wie zum Beispiel einen Castrop. Oder einen Jander. Wenn ein möglicher, neuer Sportvorstand diesen Weg nicht weitergeht und auch nur mäßig Erfolg hat, werden wir in schätzungsweise zwei Jahren wieder die gleichen Diskussionen führen – und dann vermutlich wieder bei ruinierten Finanzen. So wie damals nach Palikuca.

      Das alles nur unter Vorbehalt. Denn jetzt ist erstmal wichtig, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Danach wird das ein spannender Sommer rund um den FCN. Nebenbei dann noch die EM. 😉

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      • „Wenn wir also heuer die positiven Sondereffekte rausrechnen würden, hätten wir ein strukturelles Defizit. Darauf wollte das Kontrollgremium hinweisen“, sagt Nils Rossow im Herbst 2023 zur Bild, angesprochen auf die eindringende Warnung von Dr. Grethlein auf der JHV.

        Wir müssen unter Hecking also auch nach drei Jahren Spieler verkaufen, nicht um den Schuldenberg zu reduzieren, sondern um den laufenden Betrieb zu gewährleisten. Ohne das Darlehen des privaten Gönners im Vorfeld der letztjährigen Lizenzisierung wäre für die heurige Saison ein Punkteabzug im Raum gestanden. Dann wären wir jetzt mit einem Fuß in Liga 3.

        Wenn hier also die Rede von einem „bestellten Feld“ ist, dann halte ich das für eine völlige Fehleinschätzung. Was den Unterschied machen wird, ist der Uzun-Transfer. Und auch wenn man wusste, dass der gut ist, wusste man mit Sicherheit nicht, wie er in dieser Saison einschlagen würde. Insofern muss man auch dankbar sein, dass der seine Schwächephase erst jetzt hat, weil Alternativen gibt es im Kader keine…

        Jetzt kann man darin einen großen Masterplan erkennen – oder Glück.

        Was korrekt ist: Im Sommer wird erstmals etwas Geld da sein – und eine sportliche Großbaustelle, die es damit zu bearbeiten gilt.

      • Es ist weder ein Masterplan noch Glück. Es ist schlicht und einfach die Umsetzung der Vorgabe des Aufsichtsrats, dass die wirtschaftliche Konsolidierung oberste Priorität hatte.

        Das Darlehen vom privaten Gönner, welches in der Bilanz als „Forderunsgsverzicht mit Besserungsschein“ nicht auftaucht, hat damit nichts zu tun. Es wurde deshalb notwendig, weil Rossow dem Vernehmen nach 5 bis 6 Mio. Euro für die Sportfive-Abfindung benötigte. Geld, das dem sportlichen Bereich natürlich auch fehlte.

        Dass der Uzun-Transfer ein wichtiger Faktor ist – ohne Zweifel. Aber ohne Hecking, der Uzun rechtzeitig einen Profi-Vertrag gab, würde es keine Uzun-Millionen geben. Dass Bayern dauernd an Uzun baggerte, sollte man wissen.

        Dass also im Sommer erstmals wieder Geld da ist, fällt nicht vom Himmel. Sondern wurde erarbeitet. Woher soll das Geld sonst kommen?

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  • Ich kann der obigen Analyse (willkommen zurück!) im wesentlichen nur zustimme, gebe allerdings zu bedenken, daß „CSR“ nicht zur „USP“ werden kann, auch der Zug ist für den Club im wesentlichen abgefahren, da viele andere Vereine längst viel besser „positioniert“ sind. Man nehme nur „ANTIFA“-St. Pauli, bei denen man auch noch gegen das Establishment kämpft, wenn das Antirassismussondertrikot „DIIY“ mit Flock für 95€ kauft, oder die Streich-Freiburger mit ihrem „klimaneutralen“ Stadion oder den „nachhaltig“ zertifizierten FC Köln, wo sich der grüne Stadtrat freut wenn durchgesagt wird, „27.135 Menschen reisten heute klimafreundlich an“, und der Sponsor ergriffen das Scheckbuch zückt, bis dann doch wieder „Stein um Stein auf die Elf vom Niederrhein“ gegröhlt wird, weil das „Stadionerlebnis“ halt dann doch nicht aus gefühligem Ringelpietz besteht.

    Die 17 nachhaltigen Ziele der UN und das bunte Logo kann sich jeder auf die Homepage setzen. Etwas anders sieht es mit der regionalen Verwurzelung oder dem Thema „sozial Benachteiligte“ aus (da gabs die Tage ja Aktionen), was der Lebensrealität vieler Stadionbesucher oder Fußballfans, die eben keine 30 Euro mehr regelmäßig für eine Karte haben, wohl eher entspricht als irgendeine Protest- oder Nachhaltigkeitsfolklore. (Er hat ja nicht in allem Unrecht, der Herr Hecking.) Aber da stoßen wir dann schnell an Grenzen, denn Sinn der CSR-Strategie soll ja trotz allem „mehr netto“ für den Club sein, d.h. „wir“ müßten trotz allem mit der CLUB-Tafel oder dem CLUB-Altenheim noch Geld für „uns“ erwirtschaften. Das dreht sich alles immer ein bißchen im Kreis.

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    • (Ich entschuldige mich dafür, daß es vielleicht etwas zynisch klingt, aber das ist berufsbedingt, ich muß seit zig Jahren aufpassen, bei Unternehmenspräsentationen zwischen wolkigen Prognosen, sinnlos verlängerten Trends und wunderbarem „greenwashing“ o.ä. nicht versteckte Risiken und schlicht und ergreifend die Realität zu übersehen.)

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      • Erstklassiger Kommentar!

      • Richtig groß und konsistent gedacht und umgesetzt. Respekt!

  • @fränki Ich mach mal hier unten weiter, ist ein bisschen länger geworden als geplant. 😉 Dass das NLZ bzw. generell die Ausbildung junger Spieler weiterhin ein zentraler Baustein sein muss, sehe ich definitiv genauso. Nur die Bewertung der Finanzen im Zusammenhang mit der Personalie Hecking sehe ich zwiegespalten.

    Klar ist, dass Hecking in keiner einfachen Situation zum Club gekommen ist, sportlich wie finanziell. Aber wie viel von der damaligen finanziellen Not auf Corona zurückzuführen ist, was ja alle Vereine mehr oder weniger betroffen hat, ist für mich bisher noch nicht ganz klar geworden. Denn nur Corona könnte keine Erklärung dafür sein, warum wir gegenüber anderen Vereinen, die auch sehr stark auf Zuschauereinnahmen angewiesen sind, in den letzten Jahren so deutlich an Boden verloren haben.

    Ein Ansatzpunkt wäre die Gehaltsstruktur, die ihm von Palikuca hinterlassen wurde. Da könnte er zunächst erstmal wenig machen. Demgegenüber steht aber die genau gegenläufige Entwicklung. Während wir uns am Anfang seiner Amtszeit trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Tabelle verbessert und statistisch zumindest nicht wesentlich verschlechtert haben (was man durchaus als Erfolg werten kann), sind wir in den zwei darauffolgenden Jahre völlig abgestürzt. Obwohl Hecking also immer weniger Altlasten seines Vorgängers zu tragen hatte und ihn eine möglicherweise übernommene verfehlte Gehaltsstruktur immer weniger einschränken konnte, wurde die sportliche Entwicklung nicht besser (wie man es hätte erwarten können), sondern schlechter. Stimmt dann aber überhaupt die Hypothese, dass er von Palikuca ein finanzielles Durcheinander übernommen hat? Wenn ja, hätte die Entwicklung doch eigentlich andersrum verlaufen müssen.

    Wenn man sich den Personalaufwand anschaut, sieht man, dass der Club 2019/20 mit etwa 24 Mio. auf Rang 3 in der Liga lag. Angesichts des tatsächlichen Saisonausgangs natürlich eine Katastrophe, aber für einen Absteiger nicht ungewöhnlich. Laut den aktuellsten Zahlen, die Andre gepostet hat, wurde dieser Posten bis 2021/22 um 3 Mio. auf etwa 21 Mio. gesenkt. Das war angesichts der Umstände notwendig und dafür kann man die Verantwortlichen auch loben, aber auch die Reduzierung des Personalbudgets ist bei längerer Zweitligazugehörigkeit nichts Außergewöhnliches. Hannover, die mit uns abgestiegen sind, haben ihren Personalaufwand im gleichen Zeitraum ebenfalls um 3 Mio. reduziert, der HSV um 5 Mio. (auch wenn beide immer noch deutlich mehr aufwenden).

    Auch die anderen öffentlich zugänglichen Finanzkennzahlen für 2019/20 sind nicht so schlecht, dass ein Nachfolger als SV aufgrunddessen quasi handlungsunfähig sein müsste. Wir haben 2019/20 einen Gewinn in Höhe von 1,8 Mio. verzeichnet. Das Eigenkapital betrug zum 30.06.2020 10,4 Mio. und hatte sich im Vergleich zum Vorjahr sogar erhöht.

    Deswegen: Hecking hatte anfangs wirtschaftlich schwierige Bedingungen, schwierigere als etwa Palikuca, aber gingen diese Schwierigkeiten über die allgemeinen Corona-Effekte hinaus? Dafür habe ich bisher noch keine Hinweise gefunden.

    Beim Punkt Transfererlöse gebe ich Dir Recht, da haben wir mehr erlöst als die meisten vergleichbaren Vereine. Netto hat das aber bisher gerade mal das kompensiert, was wir durch die schlechte sportliche Entwicklung an Einnahmen verloren haben. Das wird jetzt mit den Uzun-Millionen anders, aber deren Investition muss eben auch sitzen. Wer mit einem kleineren Budget nicht zufriedenstellend umgegangen ist, dem würde ich persönlich auch kein größeres anvertrauen.

    Ein weiterer Aspekt, der mir ein bisschen zu kurz kommt: Wenn die Finanzen von Anfang an so angespannt waren, wie viele vermuten, dann sollte man als Verantwortlicher eben nicht alles machen. Vielleicht sollte man keine Millionen-Abfindung an Sportfive zahlen oder bei Transferausgaben immer oben dabei sein, wenn dadurch die Lizenz gefährdet wird. Hätte man von Anfang an ein bisschen weniger ausgegeben, hätte man organisch wachsen können. So ist das Modell aber aus meiner Sicht auf Pump finanziert, weil man immer hoffen muss, dass irgendein Spieler oder Talent das wegen mangelnden Erfolgs vergeblich ausgegebene Geld vom Sommer wieder reinspielt. Nicht zu vergessen, dass wir auch nach vier Jahren Hecking immer noch ein strukturelles Defizit haben.

    Unterm Strich bin ich Hecking dankbar für die Entwicklung des NLZ und für das Image als Ausbildungsverein, das der Club auch dank ihm wieder hat. Darauf kann und muss ein Nachfolger, so es dazu kommt, aufbauen. Was den sportlichen Bereich und das finanzielle Wirken betrifft, hoffe ich aber, dass ein Nachfolger Veränderungen in der Strategie anstreben würde.

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    • Wenn man sich die Bilanz 19/20 (Palikuca-Jahr) anschaut, dann ist von Personalkosten von 17,7 Mio. Euro die Rede. Da liegen wir aktuell wohl deutlich darunter. Ich hab mal was von 11 bis 12 Mio. Euro gelesen. Dies aber ohne Garantie, da ich es nicht belegen kann, also nur eine Schätzung. Dass Hecking aber die Gehälter stark kürzen musste, dürfte außer Frage stehen. Auch das defensive Wintertransfer-Fenster muss man mMn unter diesem Aspekt betrachten.

      In der Bilanz 19/20 wurden der Corona-Effekt und das miserable sportliche Abschneiden bei hohen Personalkosten noch nicht wirksam. Wenn ich mich recht erinnere, wurde Corona Mitte März 2020 zur Pandemie erklärt, also quasi erst im letzten Drittel der Saison. Das Eigenkapital war sehr positiv mit 10,4 Mio. Euro, was einem Jahresüberschuss von 1,8 Mio. Euro zu verdanken ist, welcher unter anderem aus Bruttotransfererlösen (Löwen, etc. ) resultierte. Dieses für unsere Verhältnisse hohe Eigenkapital war aber vor allem auf Bornemann und Meeske zurückzuführen, sprich auf das Bundesliga-Jahr bei relativ niedrigen Personalkosten (22,2 Mio. Euro).

      In der Bilanz 20/21 wurde dann das sportlich schlechte Abschneiden in der Palikuca-Saison wirksam. Hinzu kam die volle Breitseite durch Corona. Der Jahresfehlbetrag lag bei 9,4 Mio. Euro. Das Eigenkapital war so gut wie futsch. Die Personalkosten wurden von Hecking bereits spürbar
      zurückgefahren und betrugen 14,3 Mio. Euro.

      Grundsätzlich geb ich Dir vollkommen Recht. Ich zitiere Dich: „Wenn die Finanzen von Anfang an so angespannt waren, wie viele vermuten, dann sollte man als Verantwortlicher eben nicht alles machen..“ Die Frage ist nur: Wer ist denn Verantwortlicher, wenn es um Budgetierung geht und um das Durchwinken des Budgets? Hecking nicht. Auch Palikuca nicht. Der hat halt das mit vollen Händen ausgegeben, was ihm zugebilligt wurde. Die Sportfive-Millionen zu heben in dieser angespannten Lage, war durchaus sehr mutig. Ob die Eigenvermarktung sich mittel- bis langfristig auszahlt, werden wir sehen. Hängt halt auch immer von der gesamtwirtschaftlichen Lage ab.

      Dass auch Hecking dazu beigetragen hat, dass wir nicht deutlich besser dastehen, stelle ich gar nicht infrage. Zwei von vier Saisonzielen wurden verfehlt und die Saisonziele orientieren sich ja mitunter auch an finanziellen Realitäten. Dass wir aber besser dastehen als bei seinem Amtsantritt, dürfte auch klar sein. Wenngleich es natürlich Interpretationssache ist, wie groß oder klein man den Schritt unter Hecking sieht. Ich würde auch keinesfalls sagen, dass es ein großer Schritt ist. Aber es ist ein Schritt. Und derjenige, der jetzt Sportvorstand bleibt oder ist, hat es leichter.

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      • Ich finde, dass Du alles analytisch und treffend zusammengefasst hast.

        Und natürlich konnte Hecking – wie 15 andere Vereine – nicht aus dem vollen schöpfen.

        Aber gerade dann muss man doch mehr denn je die Verlängerungen von Geis, Mathenia, aber auch Valentini im Frage stellen.

        Und gerade dann muss man sich (mit 8 Scouts) fragen, wie z.B. D98 einen Tietz „unten“ gefunden hat und einen Luca Pfeifer aus Norwegen leihen konnte, während wie wir für einen siebenstelligen Betrag einen Stürmer aus Dresden verpflichtet haben, der in der kompletten Rückrunde nur 1x (natürlich gegen uns) getroffen hat. Wer kein Geld zu verschenken hat, muss also umso mehr die Floprate minimal halten.

        Deswieteren müsste man gerade dann auf üppige Strukturen abseits des Kaders verzichten. Initial hat Hecking als Novize doch noch betont, er könne den Job alleine machen. Kaum im Amt, verpflichtet er auch noch einen teueren Rebbe – ganz abgesehen von den 8 Scouts, deren Arbeit unsere Floprate zumindest nicht spürbar in den Griff bekommen hat.

        Richtig , es ist gut, dass wir zur Arbeit des NLZ gezwungen wurden. Dies alleine, ist m.E. jedoch nicht der Kompetenz von Hekcing geschuldet, sondern v.a. der Budgetstrenge und dem Können von Wiesinger. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass sowohl Brown, als auch Uzun und jetzt wohl auch Kania gefühlt immer zu spät reingeworfen werden.

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      • Mich hat das mit den Personalkosten im Lizenzbereich mal interessiert und ich bin die alten Wirtschaftsberichte durchgegangen, mit folgendem Ergebnis:

        2019/20: 17,7 Mio.
        2020/21: 14,3 Mio.
        2021/22: 13,7 Mio.
        2022/23: 16,6 Mio.

        Interessanterweise waren wir dann am besten, als der Etat am niedrigsren war…

      • @Pausenpfiff

        Wobei die 16,6 Mio. Euro im vergangenem Jahr aus außerordentlichen Aufwendungen resultieren. Einerseits hausgemacht wegen zwei Trainern auf der Gehaltsliste. Andererseits Verletzungspech, so dass man den Kader notgedrungen vergrößern musste im Winter.

        Auf der anderen Seite gab es aber auch außerordentliche Einnahmen. Insbesondere das Erreichen des Pokal-Viertelfinals. So dass man am Ende des Tages ein leichtes Plus erzielte.

        Gut war das letzte Jahr trotzdem nicht. Weder sportlich noch finanziell.

  • War Heckings Wirken am Valze nun gut, in Teilen gut , eher mäßig oder gar regelrecht schlecht? Da herrschen hier durchaus konträre Meinungen, oftmals jeweils mit guten Argumenten unterfüttert. Klar ist, dass wir nicht wissen, welche (insbesondere finanziellen) Vorgaben er im Detail seitens des AR bekam, die seine Bilanz möglicherwiese besser erklären würden. Klar ist aber auch, dass unser künftiges Team erheblich stärker performen muss als in den letzten 2 Jahren! Es wird überlebenswichtig, dass DH/OR (oder deren Nachfolger) einen sofortigen Qualitätssprung hinsichtlich der Transfers und des Zusamenstellens eines funktionierenden Teams hinbekommen müssen. Wie dies plötzlich gelingen soll, wird ausgesprochen spannend.

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  • Ich denke nicht daß der AR die Kaderaufblähung empfohlen hat. 30 Mann Kader + 5 verliehene Spieler bei denen man teilweise noch Gehalt weiterzahlen muss.
    Karlsruhe hat beispielsweise Matanovic von Frankfurt ausgeliehen. Ob der KSC höhere Gehälter bezahlt bezweifle ich.
    Auch Tabakovic von Hertha war auf dem Markt. Ablöse 500.000. Da könnte es allerdings am Gehalt liegen.
    Ich hoffe, daß der neue SV vom AR bestimmte Auflage erhält.
    Z.B. Kadergröße nur 24 Spieler. Erhöht die Einsatzmöglichkeiten fur den Nachwuchs.
    Bei Spieler über 30 nur noch 1 Jahres Verträge.
    Keine Ausstiegsklauseln. Man weiß, daß der Club bei einem guten Angebot verkaufen muss.
    Wie sich ein Spieler entwickelt leider nicht.Wenn man z.B. Jeltsch mit 5 Mill. ansetz und er sich besser entwickelt hat man sich auh verzockt. Außerdem hat der Verein es in der Hand. Bei Klausel kann der Spieler sich auf einen Verein fstlegen obwohl andere weitaus höhere Ablösen bezahlen würden.

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    • Klingt auf den ersten Blick gut, ist glaub ich aber unrealistisch.

      Beispiel 1: Ein Spieler ist mit 28 Jahren mit einem 1-Jahres-Vertrag (oder per Leihe) zum Club gekommen und hat eingeschlagen. Nach dieser Saison möchte man langfristig verlängern. Nun dürfte der Spieler nur noch einen 2-Jahresvertrag unterschreiben, weil ja ab Alter 30 nur noch 1-Jahres-Verträge sein sollen. Sinnvoll?

      Beispiel 2: Es verletzen sich nacheinander mehrere Torhüter. Aus der 2. Mannschaft und aus der Jugend zeigt sich im aktuellen Jahrgang niemand so talentiert, dass man ihm eine solche zentrale Rolle zutraut (siehe Saison 19/20; Willert spielt mittlerweile beim FSV Stadeln). Sollte man trotzdem im Winter prinzipiell nicht nachlegen, weil man schon 24 Spieler im Kader hat? Oder kennt Not kein Gebot? Und was wäre dann solch eine AR-Vorgabe wert?

      Beispiel 3: Ein Talent soll zum Club geholt werden. Auch das Talent möchte beim Club seinen nächsten Schritt machen, für den übernächsten müsste es aber wechseln. Das Talent soll einen langfristigen Vertrag erhalten (um Ablöse zu generieren), will aber eine Ausstiegsklausel bspw. für Mannschaften, die in internationalen Wettbewerben spielen. Man könnte vereinbaren, die Ausstiegsklausel an Einsätze beim Club anzupassen – je mehr Einsätze, desto höher die Ausstiegsklausel. Die AR-Vorgabe sind Verträge ohne Ausstiegsklausel. Talent trotzdem nehmen oder lassen?

      Ich denke, so ein Vereinsmanagement ist eine komplizierte Angelegenheit…

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