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Es geht nur um den Klassenerhalt

“Es ging von Anfang an nur um den Klassenerhalt!”
Gegnerinterview mit Laura zum Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern  (Hinweis, das Interview fand kurz vor Grammozis Entlassung statt) 

Es rumort ein wenig beim FCK. Absturz in der Liga auf Platz 16, die Bilanz von Dimitrio Grammozis ist nicht gerade berauschend. Andererseits stehen die Pfälzer im DFB-Halbfinale und fahren am Wochenende zum ruhmreichen Club, an den sie in jüngster Vergangenheit beste Erinnerungen haben dürften.

Zwei Traditionsvereine treffen also am Sonntag im Achteck aufeinander, da bietet es sich förmlich an, eine Tradition von CU aufleben zu lassen: Das Gegnerinterview.

Das Interview mit Laura führte Teo per Mail für Clubfans Reunited. Der Kontakt zu Laura entstand über seinen Neffen Jonathan, der seit Herbst 2023 in der Pfalz studiert. Als eingefleischter Clubfan wurde Jonathan von ein paar FCK-Fans unter seinen Kommilitonen, darunter auch Laura, im Dezember kurzerhand mit auf den “Betzte” zum Pokalspiel gegen den Club genommen.

Jetzt treffen die beiden Vereine in der Liga zum Rückspiel in Nürnberg aufeinander und Laura stellt sich unseren Fragen.

CRU: Hallo Laura! Schön, dass Du Dich bereit erklärt hast, als erste Interviewpartnerin in unserem neuen Blog Clubfans Reunited Rede und Antwort zu stehen. Sei so nett und stelle dich kurz vor und verrate uns, wie Du zum Fan der ‘Wilden Teufel’ wurdest.

Laura: Hey, mein Name ist Laura, ich bin 19 Jahre alt und studiere zurzeit Gesundheitsmanagement. Die ersten Berührungspunkte mit den „Roten Teufeln“ hatte ich bereits in der Grundschule, da ich diese am Betzenberg besucht hatte. Wirklich Fan war ich aber zu dieser Zeit noch nicht, wir haben lediglich ein paar Ausflüge ins Stadion gemacht, wodurch ich den Verein besser und näher kennenlernen durfte. Als ich vor ein paar Jahren meinen Freund kennengelernt habe, der schon seit seiner Kindheit großer FCK-Fan ist, habe ich den Verein von einer neuen Seite kennen und lieben gelernt und bin seitdem tiefer im Geschehen und besuche regelmäßiger die Spiele meines Vereins im Stadion.

CRU: Wie intensiv ist deine Leidenschaft für deinen Herzensverein? Dauerkartenbesitzerin oder eher sporadische Sky-Konsumentin?

Laura: Eine eigene Dauerkarte habe ich leider nicht, aber durch meinen Freund, der eine Dauerkarte in der Westkurve, also in unserer Fankurve, besitzt, komme ich leicht an Tickets und dadurch auch sehr oft ins Stadion. Die Auswärtsspiele und Heimspiele, die ich nicht live im Stadion mitverfolgen kann, schaue ich mir natürlich wöchentlich im TV über Sky an.

CRU: Wir Clubfans hoffen in diesem Jahr auf einen Stadionneubau-Beschluss der Stadt Nürnberg. Das Max-Morlock-Stadion hat mit seinem Achteck zwar eine markante Form, die Laufbahn um das Spielfeld schluckt aber sehr viel Atmosphäre. Da blicken wir Clubberer natürlich etwas neidisch auf euren Betze-Kulttempel. Wie erlebst Du die Stimmung rund um und im Fritz-Walter-Stadion? Hat die unmittelbare Nähe zum Spielfeld bei euch am Ende einen Einfluss auf Mannschaft und Gegner? In den Glanzzeiten des 1.FC Kaiserslautern galt ja lange: Die Bayern brauchen Dusel, bei uns haben die Gegner schon Ehrfurcht, wenn sie auf den Berg müssen…

Laura: Also stimmungsmäßig, wie denke ich viele in Fußballdeutschland wissen, ist der Betzenberg eine Macht. Viele Gegner, wie man auch auf etlichen Pressekonferenzen heraushören kann, haben Respekt vor der Kulisse und der Atmosphäre in diesem Stadion. Ich selbst erlebe es ähnlich. Die Stimmung ist gigantisch, die häufigen Pyroshows oder Choreografien begeistern mich jedes Mal aufs Neue. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich den Verein direkt in mein Herz geschlossen habe.
Auch in Bezug auf den Einfluss auf die eigene und gegnerische Mannschaft würde ich zustimmen. Die Atmosphäre pusht die eigene Mannschaft vor allem in Druckphasen innerhalb des Spiels oder auch in eher schwierigen Phasen enorm. Gegnerische Spieler müssen erst einmal verarbeiten, dass in dem Moment 50.000 Leute gegen Dich sind, was auch einen erheblichen Einfluss auf das Spiel haben kann.

CRU: Und Hand aufs Herz: Wie nennt ihr euer Stadion? Betze oder Fritz-Walter-Stadion?

Laura: Wenn ein Heimspiel ansteht sagt man in unserer Heimat eigentlich nur „Mir geh`n nuff uff de Betze“, was so viel bedeutet wie „Wir gehen hoch auf den Betzenberg“. Also ja, hier wird hauptsächlich vom „Betze“ geredet, Fritz-Walter-Stadion wird dabei so gut wie gar nicht verwendet.

CRU: Am vergangenen Samstag habt ihr eher unglücklich gegen Paderborn verloren und steckt nun mitten im Abstiegskampf. Was macht Hoffnung, dass ihr da unten wieder rauskommt?

Laura: Als FCK-Fan heißt es immer „die Hoffnung stirbt zuletzt“, weshalb wir auch immer, solange es rechnerisch möglich ist, an den Klassenerhalt glauben werden. Im Spiel gegen Paderborn hat man vor allem in der 2. Halbzeit gesehen, dass es teilweise fußballerisch einfach zu wenig ist. Man muss versuchen, als Mannschaft zusammenzustehen und auch als Mannschaft in den Spielen aufzutreten. Letzte Saison hatten wir phasenweise eine ähnliche Situation, als wir noch mit Dirk Schuster auch eine Reihe von nicht gewonnen Spielen hatten. Jedoch sind wird auch aus dieser Phase rausgekommen und haben sehr locker die Klasse gehalten, was uns denke ich im Aufstiegsjahr nicht so viele zugetraut haben. Deswegen liegt die Hoffnung darin, aus dieser Zeit das Beste zu machen und mit Zusammenhalt durch die schweren Phasen zu gehen, um dann hoffentlich bald wieder den Turnaround zu schaffen.

CRU: Kurz darauf war die Auslosung für das DFB-Pokal-Halbfinale. Euer Gegner ist entweder Gladbach auf dem Betze oder ein berühmt berüchtigtes Stadion in Saarbrücken. Was wäre Dir lieber? Und welchen Stellenwert hat für Dich das Erreichen des Halbfinales?

Laura: Zunächst einmal ist das Erreichen des Halbfinales für alle hier sehr schön, da man seit Jahren mal wieder von einem Titel träumen kann. Des Weiteren ist es für meinen ohnehin schon finanziell angeschlagenen Verein eine enorme Hilfe. Über den Gegner haben in unserer Umgebung viele eine unterschiedliche Meinung. Ich würde mir aber wünschen, dass Gladbach das Viertelfinale für sich entscheidet und wir sie anschließend bei uns auf dem Betze begrüßen dürfen. Dadurch, dass es in Saarbrücken im Pokal ohnehin schon schwer ist zu gewinnen, kommt noch der Aspekt dazu, dass wir auf dem Blatt der Favorit wären, was uns nicht gerade liegt. Natürlich wäre ein Derby in einem so großen Spiel für das gesamte Umfeld sehr interessant, jedoch finde ich persönlich ein Heimspiel attraktiver. Dieses würde in einem Pokal Halbfinale für eine furiose Gänsehautstimmung sorgen, was die Mannschaft noch einmal mehr beflügeln könnte.

CRU: Lautern und der Club sind zwei Mannschaften mit großer Tradition. Sportlich sind beide Vereine weit weg von früheren Erfolgen, vielleicht auch von ihrem Anspruch. Lautern musste 2018 für vier Jahre sogar in der Drittklassigkeit überleben. Wie hast Du das als Fan “überlebt”? Der FCK hatte in der Zeit auch mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, zeitweise schien sogar ein Absurz in die Bedeutungslosigkeit in den Amateurbereich möglich. Leidet man da noch mehr oder baut sich eher eine emotionale Distanz zum Verein auf?

Laura: Wie oben schon erwähnt, bin ich erst vor ein paar Jahren wirklich Fan des Vereins geworden, genauer gesagt im Aufstiegsjahr aus der 3. Liga. Deshalb würde ich diese Frage gerne aus der Sicht meines Freundes, der auch damals schon großer FCK-Fan war, beantworten.

Laura: Natürlich war man als FCK-Fan zu dieser Zeit sehr bedrückt. Man hatte anfangs den Druck, als einer der einzigen großen Vereine in dieser Liga im Jahr 2018 wieder direkt aufsteigen zu müssen. Als man das nicht schaffen konnte, hatte man durch den Absturz in den Folgejahren auch sehr große Angst in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Trotzdem war es für ihn in dieser Phase eher eine Leidenszeit, da er niemals aufgrund der sportlichen Lage eine emotionale Distanz zu seinem Verein aufbauen würde. Er hatte auch zu diesem Zeitpunkt eine Dauerkarte in der Westkurve, obwohl das Stadion nur von 10-15.000 Leuten besucht wurde. Man merkte, dass sich zu dieser Zeit eine gewisse Abneigung einiger „Erfolgsfans“ zeigte.
„Überleben“ ist vielleicht ein bisschen hart ausgedrückt. Es ging ihm immer darum, auch in dieser Zeit den Verein im Stadion bedingungslos zu unterstützen. Er würde in diesem Fall auch ein Absturz in die 6. Liga bevorzugen, anstatt sich aufgrund dessen emotional zu entfernen.

CRU: Tradition verbindet. Es gibt aber auch Gegensätze. Der Club hat es in seiner Historie geschafft, als Deutscher Meister abzusteigen, dasselbe Kunststück gelang ihm auch als Pokalsieger. Lautern dagegen schaffte in den 90ern etwas Einmaliges: Als Aufsteiger mit König Otto Meister werden. Wir Clubberer umschreiben unseren Verein, wenn er wieder mal einen neuen negativen Rekord aufstellt, liebevoll augenzwinkernd mit dem Satz: “Der Club is a Depp!” Welcher Slogan steht für die ‘Wilden Teufel’? Und wann wird der FCK wieder Deutscher Meister?

Laura: Vielleicht bin ich in diesem Punkt nicht 100% in der Materie, aber in Bezug auf unsere Erfolge fällt mir gerade kein bestimmter Slogan ein, der hier oft verwendet wurde.
Von einer Deutschen Meisterschaft wollen wir hier eigentlich gar nicht reden. Es geht zunächst mal darum, dieses Jahr den Abstieg zu vermeiden und uns in den Folgejahren als gestandener 2.Ligaverein zu etablieren. Auch vom Aufstieg ist hier aktuell nicht zu reden. Wenn man eventuell in 5 Jahren aufsteigen könnte, wäre das schon sehr schnell. Die Deutsche Meisterschaft ist aber noch so weit entfernt, dass hierzu jede Zahl unrealistisch wäre.

CRU: Wie zufrieden bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf? Am 9. Spieltag stand Lautern noch auf Platz 3, am 14.Spieltag nach einem 0:3 gegen den “Herbstmeister” Kiel trennte sich der Verein von Trainer Dirk Schuster und Dimitrios Grammozis übernahm. War der Trainerwechsel deiner Ansicht nach nötig?

Laura: Also von Zufriedenheit kann man in der aktuellen Saison natürlich nicht reden. Für mich persönlich ging es von Anfang an nur um den Klassenerhalt, da das 2. Jahr bekanntlich das Schwerste ist. Dass man anfangs solch einen Höhenflug hatte war nicht zu erwarten, jedoch war mir bewusst, dass sich das irgendwann wieder legen würde, weshalb ich auch nie vom Aufstieg geredet habe. Dass dann der „Down Fall“ so immens ist, hätte ich persönlich aber auch nicht gedacht. Wie Du richtig erwähnt hast, war das 0:3 gegen Kiel der Tiefpunkt. In diesem Spiel hat man alles vermissen lassen. Jedoch fand ich die Entlassung von Dirk Schuster nicht richtig, beziehungsweise hätte ich es nachvollziehen können, wenn der Zeitpunkt ein anderer gewesen wäre. Man hätte ihn 2 Wochen früher während der Länderspielpause oder 3 Wochen später in der Winterpause entlassen können. So aber wurde Grammozis ins kalte Wasser geworfen. Meiner Meinung nach hätte Dirk Schuster den Turnaround hinbekommen und wir würden mit ihm zum jetzigen Zeitpunkt besser dastehen, als wir es aktuell tun. Also nein, meiner Ansicht nach war der Trainerwechsel nicht nötig.

CRU: In den letzten Spielzeiten war euer Torgarant Terence Boyd. Er war in den letzten Spielzeiten immer der beste Stürmer, traf im Schnitt fünfzehnmal pro Saison. Jetzt wechselte er im Winter zu Waldhof Mannheim. In vier Spielen traf er bereits dreimal. Fehlt der Typ Boyd oder habt ihr mit den beiden Stürmern Richmond Tachie und Ragnar Ache passenden oder gar besseren Ersatz?

Laura: Terrence Boyd hat vieles für uns getan. Er hat uns in der 3. Liga enorm zum Aufstieg verholfen und auch im ersten Zweitligajahr zum Klassenerhalt geführt. Jedoch finde ich, dass wir mit Ache gar einen besseren Ersatz gefunden haben. Er passt ähnlich wie Boyd von der Mentalität zu dem Verein, hat ein ähnlich präsentes und körperbetontes Spiel, ist ihm aber vor allem in Punkto Technik überlegen. Tachie ist hingegen das Gegenstück. Er ist ein pfeilschneller, dribbelstarker Spieler, der sich in seinem Spielstil mit Ache sehr gut ergänzt. Also ja, meiner Meinung nach haben wir uns im Sturm verstärkt.

CRU: Welchen Spieler bei Lautern sollte man am Sonntag in Nürnberg im Auge behalten? Gibt es in Lautern sowas wie einen Publikumsliebling?

Laura: Spielerisch ist für mich Marlon Ritter der mit Abstand beste Spieler in unseren Reihen. Viele sehen ihn auch mittlerweile als Spieler an, der Bundesliganiveau hat. Seine Entwicklung in den letzten Jahren ist enorm.
Als Publikumsliebling gilt aber dennoch Ache, der vor allem mit seiner Mentalität und Torgefährlichkeit die Zuschauer überzeugt.

CRU: Wie nehmt ihr in der Pfalz den Club wahr? Was denkst du, wie der Club sich weiteren Saisonverlauf schlägt? Tachie und Ache haben bei den beiden Siegen gegen den Club sowohl in der Liga als auch im Pokal getroffen. Liegt der Club den Lautereren?

Laura: In der Pfalz gilt der Club natürlich als großer Traditionsverein. Wir verbinden mit dem Club logischerweise auch das letzte Ligaspiel, in dem wir in den letzten 5 Minuten einen 2-Tore-Rückstand egalisieren konnten und dadurch doch noch einen Punkt geholt haben.
Ich verfolge persönlich nicht die vollen Nürnbergspiele, sondern lediglich die Spiele in der Konferenz, weshalb ich nicht wirklich viel dazu sagen kann. Als Außenstehende denke ich, dass der Club zwar dieses Jahr nicht um den Aufstieg mitspielen wird, aber auch nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird.
Ich denke nicht, dass man sagen kann, dass der Club uns liegt. Die letzten Siege gegen den Club waren allesamt oder größtenteils bei uns auf dem Betze, was einen großen Vorteil für uns bringt.

CRU: Mit welchem Spielverlauf rechnest Du am Sonntag? Und wie ist dein Tipp? Siegt Lautern zum dritten Mal in der Saison gegen Nürnberg? Oder lasst ihr die Punkte freiwillig in Nürnberg?

Laura: Also freiwillig lassen wir die Punkte natürlich nicht liegen 😉 Der Spielverlauf ist für mich schwer vorherzusagen. Ich denke, dass der Club das Spiel machen und auch in Sachen Ballbesitz vorne liegen wird. Da unser Spiel auf Konter ausgelegt ist, würde uns genau das aber in die Karten spielen, weshalb ich von einem offenen Spiel ausgehe. Natürlich hoffe ich auf einen Lauterer Sieg. Mein neutraler Tipp wäre hier aber ein 2:2.
Aber eins ist sicher: wir freuen uns auf die Begegnung!

CRU: Gibt es eine Frage, die Du an uns hast?

Laura: Mich würde interessieren, wie Ihr den FCK generell seht. Was für einen Stellenwert hat der Verein bei Euch oder auch in Eurer Umgebung?
Wie lautet Euer Tipp zum Spiel?

CRU: Laura, vielen Dank für Deine Zeit. Auf ein spannendes Spiel! ich denke, Du wirst einige Antworten auf deine Frage bekommen.

(Das Interview für CRU führte Teo mit Laura per Mail)

 

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