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Breaking the mold

Trainerwechsel am Betze – ausgerechnet jetzt

Am Sonntagmittag kehrt eine in Ehren gealterte Trainerlegende, Qualitätsprädikat “Retter vom Dienst”, aus seinem Unruhestand zurück ins Rampenlicht: Friedhelm Funkel. Warum er sich das antut, darüber kann man spekulieren. Seine Mission dagegen ist klar definiert – Klassenerhalt und Pokalfinale. Das besondere diesmal: Er übernimmt das Ruder erstmals beim FCK, für den er zwischen 1980 und 1983 die Fußballschuhe als aktiver Spieler schnürte. Ein Highlight in seiner Lauterer Zeit war sicher das Spiel auf dem Betze gegen Real Madrid. [https://www.youtube.com/watch?v=CLEkuGC-HAk]

Mit der Aussicht auf ein Pokalfinale in Berlin und seiner in der Vorstellungs-Pressekonferenz unter der Woche glaubhaft zum Ausdruck gebrachten Verbundenheit mit dem FCK [https://www.youtube.com/watch?v=Q320IdvryLk], kann man den Reiz dieser Herausforderung nachvollziehen. Es ist aber auch ein Angebot eines Vereins, das Friedhelm Funkel selbst mit Ü70 nicht ablehnen kann.

“Ausgerechnet!”, “Nicht schon wieder!”, ist man als leidgeprüfter Clubfan geneigt zu denken. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Club einer Mannschaft, die gerade ihren Cheftrainer gewechselt hat, als Aufbaugegner dient.

Die letzten drei Begegnungen der Traditionsvereine

Zuletzt hat der Club seine Höflichkeit in dieser Kategorie vor knapp zwei Monaten im DFB-Pokal-Achtelfinale unter Beweis gestellt, der Gegner hieß damals wie am Sonntag: FCK. In seinem ersten Spiel als Trainer für die Lauterer debütierte Dimitrios Grammozis souverän, am Ende stand ein verdienter 2:0 Sieg. Der Club wirkte an diesem Tag dem Willen der stürmischen Pfälzer nicht gewachsen, bot eine schwache Partie und war ohne Castrop, Brown und Uzun in der Startelf auf dem Betze chancenlos und bestätigte seine leider viel zu oft gepflegte Tradition, strauchelnden Gegnern mit neuem Trainer auf der Bank artig nette Gast-Geschenke zu überreichen.

Auch die Erinnerung an die beiden Aufeinandertreffen vor dem Pokalspiel mit den Roten Teufeln ist noch schmerzhaft präsent.

Am 31.Spieltag der Vorsaison führte der Club zu Hause scheinbar souverän mit 3:1, ehe Julian Niehues in der 88. Spielminute den Anschlusstreffer für Lautern erzielte, im Max-Morlock-Stadion das große Bibbern einsetzte und in der fünften Minute der Nachspielzeit Philipp Klement (ausgerechnet! Noch dazu der Assist zum Anschlusstreffer!! Als Joker!!!) einen Freistoß zum Ausgleich ins rechte Toreck zirkelte. Unvergessen der hinter der Mauer erst in Position robbende, dann gefühlt bis zum Schlusspfiff liegende Mats Möller Daehli, der dem Einschlag hilflos nachsah. Ebenso tragisch die folgenschwere Verletzung des Kapitäns Christopher Schindler. Mit seiner Auswechslung brach auch die Stabilität des Clubs zusammen. Und das Zittern um den Klassenerhalt ging weiter.

Am fünften Spieltag dieser Saison Anfang September 2023 überrollte der Betze-Express, da noch unter Dirk Schuster als Trainer, den fassungslos wirkenden und gar nicht so schlecht spielenden Club. Nach einer halben Stunde stand es 3:0 für die Pfälzer, darunter zwei Traum-Glückstore. Beim Schlusspfiff prangte ein 3:1 der Hausherren an der Anzeigentafel.

Sowohl im Pokal als auch im Hinspiel steuerten die beiden Stürmer und Hoffnungsträger Ragnar Ache und Richmond Tachie jeweils ein Tor bei.

Sorgen allerorten

Die Sorge geht um in Nürnberg, dass Kaiserlautern, wenn auch auswärts, in der dritten Begegnung dieser Saison gegen den Club, mit dem dann dritten Trainer dreifach punktet und zudem die beiden Stürmer erneut ins Schwarze und damit den Club ins Mark treffen. Und das nicht nur “ausgerechnet” wegen der gewohnt höflichen traditionellen Aufbauhilfe.

Nein, die Sorge sitzt berechtigterweise tiefer und hat in allererster Linie mit der stagnierenden Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen, der Anfälligkeit für vermeidbare Fehler fast aller Spieler und den teilweise schlicht unerklärlichen Mentalitätsaussetzern über ein ganzes Spiel, mindestens aber einer Halbzeit hinweg zu tun.

Die Frische und Unbekümmertheit, die man weit in die erste Saisonhälfte hinein bewundern durfte, die alle begeisterte und euphorisierte, und über schwache Teilleistungen hinwegsehen ließ, scheint verflogen. Die Youngsters, die kontinuierlich offensive Gefahr ausstrahlen, Jens Castrop, Can Uzun und Nathaniel Brown, geben fast sicher ihre Abschiedstournee. Und lassen damit die Sorgenfalten vieler Fans tiefer und den fränkischen Pessimismus größer werden, denn momentan ist das Clubspiel von diesen drei Typen abhängig. Spielen sie – dann geht was. Spielen sie nicht, dann müssten es die anderen richten, die sich mit dieser Bürde überfordert bis lustlos zeigen. Wenn’s drauf ankommt, kommt nichts oder zumindest nicht viel. Wie man in diesem Zusammenhang die Abgänge von Tim Handwerker und Mats Möller-Daehli einordnen mag, bleibt jedem selbst überlassen. Unstrittig ist aber, dass beide, der eine kämpferisch und torgefährlich, der andere spielerisch belebend, nicht mehr als Alternative zur Verfügung stehen.

Die Versuche der moderaten Kaderanpassungen von Cristian Fiel dürfen da gerne wieder etwas mutiger werden. Eine Fortsetzung zarter Aufstellungsanpassungen wie im letzten Spiel mit Berücksichtigung des lange in der Versenkung verschwundenen Taylan Duman und der zeitigen Einwechslung von Jannick Hofmann, wären wichtige Akzente. Mit Joseph Hungbo, Finn Jeltsch und Julian Kania gibt es drei weitere hungrige Kandidaten, die gerne bei etwas mehr Spielzeit ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen würden.

Aber im Kern bleibt der Club in der jetzigen Phase abhängig von der defensiv robusten Stolle von Jens Castrop und den offensiven Geniestreichen von Goalgetter Can Uzun und seinem Buddy Nathaniel Brown.

Fallende Formkurven

Der FCK reist mit einer Serie von 6 Auswärtsniederlagen in Folge und einer Punkteausbeute von kläglichen 3 Punkten aus den letzten fünf Spielen an. Die beiden sportlich Verantwortlichen, allen voran der ambitionierte und seit März 2023 als Technischer Direktor installierte Enis Hajri, aber auch Thomas Hengen, sind seit der überstürzten Trennung von Dirk Schuster ohne klaren Plan für die Nachfolge in die Kritik geraten. Auch das emsige Kaderergänzen zur Winterpause brachte keinen Turnaround. So blieb als letzte Chance ein erneuter Trainerwechsel. Diese haben sie allerdings mit Geschick genutzt, denn mit Friedhelm Funkel wird die Kritik vorerst abebben und die nötige Stabilität kann in der Rückrunde durchaus gelingen.

Der Club steht zwar im Soll, acht Punkte nach oben wie nach unten, das taugt aber allenfalls zur Selbstberuhigung. Zur unangenehmen Wahrheit gehört eben auch die abnehmende Formkurve, die spürbare und in Zahlen belegbare Tendenz. Von den letzten 5 Heimspielen konnte der Club nur eines gewinnen und in den letzten fünf Pflichtspielen kommt er auf magere 5 Punkte. Mit dieser Heimschwäche und einem 1,0 Punkteschnitt pro Spiel gewinnt man keinen Blumentopf. Das würde bei noch 13 ausstehenden Spielen zwar zum Klassenerhalt reichen, aber keinesfalls den Ansprüchen genügen, sah es doch lange danach aus, als wäre eine Marke von 54 Punkten erreichbar.

In der Formtabelle der letzten 10 Spiele trifft der 15. auf den Tabellenletzten, und die zweitschwächste Abwehr auf die schlechteste.
( https://www.transfermarkt.de/2-bundesliga/formtabelle/wettbewerb/L2?saison_id=2023&min=12&max=21 )

Wie wird das Spiel?

Wer den alten Trainerfuchs Friedhelm Funkel an anderen Wirkungsstätten verfolgt hat, ahnt, dass er als erste Stabilisierungsmaßnahmen-Trias auf Routiniers, Mentalitätsspieler und eine massierte Abwehr setzen wird. Und natürlich wird er nicht auf Angriff und Sieg in Nürnberg spielen. Zu erwarten ist eine Lauterer Mannschaft, die dem Club Spielanteile überlässt, von Beginn an energisch und kampfbetont versucht den Spielaufbau der Hausherren zu stören, im Zweifelsfall gefährliche Situationen bereits in der Entstehung zu unterbinden, gerne mit einer Verwarnung verbunden, und auf die ein oder andere Konterchance zu lauern.

Ein Ansatz, der dem Club kaum schmecken dürfte.

Auch Cheftrainer Fiel wird um Sicherheit und Vorsicht bemüht sein. In der Pressekonferenz [https://www.youtube.com/watch?v=gI3G4Lok9vI] betonte Cristian Fiel die individuelle Qualität der Roten Teufel. Er erwartet, dass Lautern befeuert durch den Trainerwechsel alles geben wird und hundertprozentige Leidenschaft auf den Platz bringt. Auf den Fokus der Trainingswoche am Valznerweiher angesprochen, erklärte Fiel ruhig, dass sie ihrer Linie treu bleiben, besser werden zu wollen und präzisierte das dann noch mit “Defensivarbeit” aufgrund der hohen Anzahl an Gegentoren. Personell fehlen werden dem Club Marquez (5. Gelbe Karte), sowie die Verletzten bzw. Erkrankten Hayashi, Lohkemper, Lawrence, Schindler, Hübner und Goller. Und eine Frage hat Fiel bereits vor Anpfiff abgeräumt – im Kasten steht Carl Klaus.

Einen offenen Schlagabtausch werden wir somit kaum zu sehen bekommen. Für Sonntag wäre schon viel gewonnen, wenn das Club-Triumvirat für besonders schwere Angelegenheiten, Brown, Castrop und Uzun, in der Startelf stünden.

Aller guten Dinger sind drei

Also nochmal: Am Sonntagmittag kehrt eine in Ehren gealterte Trainerlegende, Qualitätsprädikat “Retter vom Dienst”, aus seinem Unruhestand zurück ins Rampenlicht.

Aber: Die Erinnerung an seinen letzten Besuch auf der Gästebank am 29.9.2018 im Nürnberger Achteck dürften Friedhelm Funkel weniger schmecken.

Mit einem souveränen 3:0 schickte der Club den Mitaufsteiger Düsseldorf nach Hause. Die Nürnberger Form war damals erschreckend– eine Woche zuvor hatte man in Dortmund eine 7:0-Abreibung vom Feinsten kassiert.

Und: Der vorhin erwähnte einzige Sieg der Clubberer in den letzten fünf Heimspielen gelang ihnen gegen Hansa Rostock zum Rückrundenauftakt vor vier Wochen. Auch das war ein 3:0. Auf dem Trainerstuhl der Gäste saß da erstmals Mersad Selimbegovic. Keine netten Punktepräsente. Ein trockener und verdienter Heimsieg.

Seit dem 1.1.2024, so auch am Sonntag, lautet das Motto des Clubs:“Breakin’ the mold! – Brich’ mit der Tradition! Geht neue Wege!”

Keine Aufbauhilfe. Keine Punktepäckchen mit Schleifchen dran für neue Trainer auf der Trainerbank des Gegners. Stattdessen Nachhilfematerial für die spätere Videoanalyse zur besseren Frustbewältigung.

Keine dritte Pleite gegen Lautern.

Besser drei Tore, ein klares 3:0. Friedhelm kennt das schon. Das Triumvirat soll und wird es richten.

Ein feines 3:0 für unseren fränkischen Folklore-Fußballtraditionsverein spricht keineswegs gegen eine furiose Friedhelm-Funkel-Feuerwehrmission mit fulminantem Finale in Berlin.

Anstoß: Sonntag, 18.02.2024, 13:30 Uhr

Erwartete Zuschauer: 33.000

Mögliche Aufstellung: Klaus – Gyamerah, Gürleyen, Horn, Brown – Flick, Castrop, Uzun – Hofmann, Wekesser, Andersson

Autor: Teo
Bildquelle: Knirpzz, Juwe + PS

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der aus dem Stadion: Optimist 

 

 

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