Uzun und sonst nicht viél
„Dess woor doch gloor, dass die nuch aans fanga“, sagte Alfred (klick) am samstagabendlichen Tresen, „vellich gloor woor dess. Wenni blooß nuch hindn drinna schdeh, wenni kann zwaidn Boll griech, wenn ma die Bäll imm aingna Schdroofraum blooß nuch umm die Ohrn flieng, dann fangi irchndwann aans…“
„War auch das falsche Signal, mit Hübner einen dritten Innenverteidiger einzuwechseln“, bemerkte der Wirt und reichte mir ein Pils über den Tresen. „Damit wurden die Zeichen auf Abwehrschlacht gesetzt. Fiél hätte einen ballsicheren Mittelfeldspieler bringen sollen, einen der bei Ballbesitz für Entlastung sorgen kann…“
„Die Frage ist nur: wen?“, sagte ich.
„Den ann doo, den Fraischdooß-Schbedsiolissdn, den ongeeblichn Fraischdooßschbedsiolissdn, muss ma soong, der hodd ja scho lang kann Fraischdooß mehr verwandld, wie haaßda, Ziege odda soo…“
„Geiß heißt er“, korrigierte ich und nahm einen Schluck aus dem Pilsglas.
„Die Einwechslung von Hübner verstehe ich schon“, schaltete Hannes (klick) sich ein. „Marquez war angeschlagen, da wollte Fiél halt noch einen kopfballstarken Mann zur Unterstützung hinten reinstellen.“
„Warum nimmt er aber ausgerechnet Uzun vom Feld?“, fragte der Wirt. „Mit Uzun hätte man vielleicht noch den entscheidenden Konter setzen können. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Uzun entkräftet war.“
„Wahnsinn, was der Junge heute wieder gezeigt hat“, schwärmte Hannes. „Zwei blitzsaubere Tore, besonders das zweite war große Klasse, technisch brillant von der Ballannahme bis zum gefühlvollen Abschluss, das können nur Könner…“
„Uzun und sonst nicht viel“, sagte ich. „So lautet das Fazit des Spiel. Mit One-Man-Shows gewinnt man selten Spiele. Da muss schon eine vernünftige Mannschaftsleistung her.“
„Leddsde Wochng a miseraable Laisdung in Hannova und eddsad außa nan Usuun widda so schlechd. Geechan Tabellnleddsdn. Geechan obbgschloongna Tabellnleddsdn. Doo mussma aa na Drääna a boor Froong schdelln. Doo mussma die Frooch schdelln, ob da Drääna iewahabbds nuch an Ainfluss auf die Schbiela hodd.“
„Mit dieser Mannschaft stimmt was nicht“, sagte der Wirt. „Diese Mannschaft hat keine Mentalität.“
„Wie soll sie auch Mentalität haben?“, entgegnete ich. „Wenn klar ist, dass Uzun, Brown und Castrop nicht mehr lange da sein werden, drei Spieler, um die herum man eine Truppe mit Perspektive aufbauen könnte, wenn also klar ist, dass diese Mannschaft keine Zukunft hat, dann bleibt das nicht ohne Einfluss auf die Einstellung der Spieler. Wenn eine Mannschaft kein gemeinsames Ziel hat, schwindet bei den Spielern der Einsatzwille. Unterschwellig, ohne dass sie das bewusst so wollen. Dann fehlt die letzte Motivation und man macht nicht mehr als Dienst nach Vorschrift. Da ist dann auch der Trainer machtlos.“
„Der Verkauf von Brown ist fix“, sagte Hannes, „bei Uzun und Castrop stehen die Zeichen auf Abschied, Genaues ist da aber noch nicht bekannt. Wäre natürlich schön, wenn beide oder wenigstens einer von ihnen beim Club bleiben würde. Wäre vielleicht auch für sie besser, womöglich sitzen sie bei einem Topverein nur auf der Bank.“
„Bank ist ein gutes Stichwort“, ließ ich vernehmen. „Im doppelten Sinn: Die Spieler verdienen mehr Geld, gleich ob sie spielen oder nicht, und der Club kann Schulden reduzieren, damit der die Lizenz für die neue Saison erhält.“
„Wobei“, fügte der Wirt hinzu, „zu hoffen ist, dass die Transfereinnahmen nicht gänzlich von der Schuldentilgung aufgefressen werden und noch ein bisschen Geld für Neuzugänge übrig bleibt.“
„Waaßma nedd, wies waidagehd“, sagte Alfred, „kossd blooß hoffm, dass die Monnschaffd soovill Karaggda hodd, die Bungde, die firn Glassnerhalld needich senn, nuch aizufohrn. Mehr kossd nedd soong, aa wenns draurich iss, a drauriche Gschichd, kumm, Michael, mier genga aane raang. Hossd a Zigareddn fir miech?“
Autor: Belschanov
Bildquelle: Belschanov