Jan Reichert auf den Spuren Andy Köpkes?
Nachdem Jan Reichert zu Beginn der Rückrunde vermehrt mit Kritik konfrontiert worden war, hat er seinen Status als Nummer 1 inzwischen durch starke Leistungen zementiert. Dementsprechend durfte er zuletzt im Spiel in Kaiserslautern seine Premiere als Kapitän feiern und fand sich nach einer starken Leistung erstmals in der kicker-Elf des Tages wieder. Eine gute Gelegenheit, um seine Entwicklung im Laufe der Saison einmal genauer zu beleuchten.
Leistungsstand zu Saisonbeginn
Bereits im September vergangenen Jahres nach dem knappen und glücklichen Sieg in Ulm wurden Reicherts Leistungen an dieser Stelle analysiert. Damals wies er insgesamt durchschnittliche Werte für die zweite Liga auf, zeigte Stärken auf der Linie und Schwächen in der Strafraumbeherrschung und im Spiel mit dem Ball. Seine Lernfähigkeit war aber schon innerhalb dieser ersten fünf Ligaspiele erkennbar. Sieben Monate später hat sich nicht nur die Mannschaft als Ganzes weiterentwickelt, sondern auch der 23-Jährige hat sich als in jeder Hinsicht verlässlicher Rückhalt stabilisiert, der nicht umsonst von seinen Mitspielern im „ClubTalk“ häufig in die jeweilige Spieltagself berufen wird.
Mehr Souveränität durch eine bessere Strafraumbeherrschung
Am auffälligsten ist dabei wohl Reicherts Verbesserung in der Strafraumbeherrschung. Trotz einer regelrechten Flut an Flanken gelang es ihm in den ersten Wochen kaum, hohe Bälle abzufangen. Inzwischen erreicht er auf die ganze Saison gerechnet einen soliden Wert von 0,93 abgefangenen hohen Bällen pro 90 Minuten, womit er besser abschneidet als 59% aller Zweitligatorhüter. Beim Versuch, Kontrolle über den Ball zu erlangen, verlässt er seine Linie sogar öfter als 86% aller Torhüter mit mindestens 900 Einsatzminuten. An diesen Zahlen zeigt sich, dass sich Reichert offenbar an das Niveau in der zweiten Liga akklimatisiert und zu seinem Spiel gefunden hat, sodass er inzwischen viel Ruhe und Souveränität ausstrahlt.
Nicht verändert hat sich im Vergleich zum September der Umstand, dass er nur vergleichsweise selten außerhalb seines Strafraums aktiv wird, sei es im Spielaufbau oder zur Klärung gegnerischer Konter. 71% seiner Positionskollegen sind in diesem Bereich präsenter. Zumindest im Spiel gegen den Ball dürfte das jedoch keine Rückschlüsse auf Reicherts Leistungsvermögen zulassen. Immerhin stellt das kompakte Verteidigen der Mannschaft nah am eigenen Strafraum ein häufig genutztes Mittel des FCN dar und ist deswegen mit einiger Wahrscheinlichkeit vom Trainerteam vorgegeben, um dem Gegner wenig Gelegenheit für schnelle Gegenstöße zu bieten. Dementsprechend hat Reichert meistens auch weder den Raum noch die Veranlassung für spektakuläre Klärungsaktionen außerhalb des Strafraums.
Künftig noch aktiveres Auftreten als Ballverteiler möglich
Um Kloses Vorstellung von einer dominanten Spielweise künftig noch besser zu verwirklichen, wird Reichert wohl auch als Aufbauspieler mehr gefordert sein. Seine 17,22 empfangenen Pässe pro 90 Minuten bewegen sich genau im Durchschnitt der Liga, wie auch der Nürnberger Ballbesitzwert insgesamt. Es ist also zu erwarten, dass Reichert perspektivisch mit Ball noch aktiver werden und seine Positionierung weiter nach vorne verlagern muss, um Kloses Idee als Mannschaft konstanter umsetzen zu können. Dass der Club in puncto Ballbesitzanteil auf Rang 10 der Liga liegt, zeigt aber auch, dass das ein Prozess des ganzen Teams sein wird und nicht auf Reichert allein reduziert werden kann.
Fokussierter Spielaufbau
Eine große Hilfe für die spielerische Entwicklung der Mannschaft ist der Umstand, dass Reichert sein Passspiel im Vergleich zum Saisonbeginn deutlich verbessert hat. Anfangs waren sehr viele seiner Pässe und Abschläge lang, was zu einer insgesamt schlechten Passquote und zu vielen schnellen Ballverlusten führte. Inzwischen spielt er überdurchschnittliche 72,39% seiner Pässe über kurze und mittlere Distanzen und trägt dadurch zu einem geordneten Spielaufbau bei. Für diese Steigerung könnte einerseits ein inzwischen höheres Selbstvertrauen seinerseits verantwortlich sein, andererseits haben sich aber auch die Abläufe und Positionierungen der Mannschaft insgesamt im Lauf der Saison stetig verbessert. Luft nach oben hat Reichert in diesem Bereich noch bei seiner Passgenauigkeit über lange Distanzen, die je nach Datenanbieter (wohl abhängig von der Frage, ob Abstöße hineingerechnet werden oder nicht) durchschnittlich oder sogar unterdurchschnittlich ist.
Sicherer Rückhalt auf der Linie
Gute Kritiken und seine erste Berufung in die kicker-Elf erhielt der 23-Jährige vor allem wegen seiner zahlreichen und spektakulären Paraden in den vergangenen Wochen. Auf die gesamte Saison gerechnet ergibt sich hier ein differenziertes Bild: Pro 90 Minuten hätte Reichert statistisch gesehen 0,03 Tore weniger bekommen müssen, als tatsächlich gefallen sind. Dieser Wert sowie seine Paradenquote von 67,4% bewegen sich im Ligadurchschnitt. Bei beiden Parametern lässt sich jedoch eine Steigerung im Vergleich zum Saisonbeginn erkennen.
Bemerkenswert ist dabei, dass Reichert bislang noch keinen statistisch erfassten Fehler gemacht hat, der zu einem Gegentor geführt hat. Das bedeutet zwar nicht, dass er sich nicht in der ein oder anderen Situation besser hätte verhalten können, doch zumindest grobe Patzer, etwa durch versprungene Bälle oder Fehleinschätzungen beim Herauslaufen, sind ihm im Gegensatz zu den meisten anderen Torhütern noch nicht passiert. Nicht zufällig blieb er in dieser Saison schon acht Mal ohne Gegentor, was nur zwei Torhüter in der Liga überbieten können.
Leistungsexplosion in der Rückrunde
Nach einigen schwächeren Spielen um die Winterpause herum, in denen er gegen Köln und Schalke, aber auch gegen Elversberg und Karlsruhe aus statistischer Sicht vermeidbare Tore zugelassen hatte, brachte er die nach dem Schalke-Spiel aufgekommene Kritik eindrucksvoll zum Verstummen. In den zehn Spielen nach Schalke kassierte er insgesamt starke 5,69 Tore weniger, als es statistisch erwartbar gewesen wäre. Den Wert dieser zehn Spiele kann auf die ganze Saison gerechnet kein anderer Zweitligatorhüter auch nur annähernd erreichen. Aufgrund der unterschiedlichen Stichprobengröße weist dieser Vergleich nur eine geringe Aussagekraft auf, er kann aber zumindest die außerordentlich gute Form Reicherts in den letzten Monaten belegen.
Gute Perspektive für Reichert
Insgesamt hat sich unsere Nummer 1 also schon in der ersten Profisaison zu einem stabilen und in den letzten Wochen exzellenten Rückhalt entwickelt. Auch wenn die Spielerbewertungen bei FotMob wie alle Bewertungssysteme in ihrem Aussagegehalt nicht unbegrenzt sind, ist es in diesem Fall doch aussagekräftig, dass Reichert in den sieben Spielen seit Mitte Februar drei Mal als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde. Macht er so weiter wie zuletzt und kann er bestenfalls im Verbund mit dem Rest der Mannschaft noch mehr Dominanz mit Ball ausstrahlen, ist sein im Winter geäußertes Ziel, in den nächsten Jahren in der Bundesliga zu spielen, die logische Folge seiner Entwicklung.
Pausenpfiff Score: 7,5 (1-10)
Datenquellen: FotMob und Wyscout / X: @BeGriffis
Autorin: Pausenpfiff
Bildquelle: FCN, Juwe
Danke für die gute, detailierte Analyse wie immer, Pausenpfiff.
Ja, die Entwicklung unseres noch sehr jungen Goalies bereits innerhalb der ersten Saison ist in der Tat bemerkenswert. Aber er hat die Nervenstärke und Ruhe bewiesen, es allen Kritikern, aber auch sich selbst und dem Trainerteam zu beweisen, dass der die Nummer 1 nicht zu Unrecht trägt und er unserem Spiel die nötige Sicherheit gibt. Genau das ist die wichtigste Aufgabe eines Torhüters.
Wenn er einen Fehler macht, hat das meist ein Gegentor zur Folge. Viele Profitorhüter können auf Dauer nicht gut mit dem Druck umgehen (Negativbeispiel Engke). Ob er eine Parade mehr oder weniger zeigt, ist für mich nicht entscheidend, sondern dass er immer mehr zeigt, dass er ein sicherer Rückhalt ist. Diesen Ruf hat er sich im Laufe der Saison hart erarbeitet. Und auch, dass er in dem jungen Alter schon vorangeht und einen hohen Stellenwert intern in der Mannschaft genießt, ist keine Selbstverständlichkeit. Ich freue mich, dass wir ihn zwischen unseren Pfosten haben. Und wenn ich seine Lernkurve betrachte, kann man sich in der Tat fragen, wie weit er es noch bringt. Aber selbst auf dem Niveau, auf dem er aktuell bereits ist, ist er eine richtige Verstärkung für die Mannschaft und es gilt zu hoffen, dass er möglichst verletzungsfrei bleibt und er uns noch lange erhalten bleibt. Weiter so, Jan!
Sehr schöne Analyse, danke. Und ich bin froh, dass er es allen Zweiflern gezeigt hat und sich so gut entwickelt hat. Er hat das Vertrauen, dass seine Trainer und auch nicht wenige Fans in ihn gesetzt haben gerechtfertigt. Der Junge macht seinen Weg, definitiv!
Und ich habe die Hoffnung dass er das noch sehr lange mit dem Club tun wird!
Für den etwas aufreisserischen Titel bin ich verantwortlich, Pausenpfiff hat die schöne Analyse geliefert. Zum einen ist der Titel eben suchmaschinenfreundlich 🙂 .. aber ich sehe da wirklich Parallelen. Es geht nämlich nicht nur um das Ende sondern auch um den Anfang beider Karrieren. Auch Andreas Köpke begann beim 1. FC Nürnberg complete unknown und soweit ich mich erinnere war auch seine allererste Zeit noch von Unsicherheiten geprägt und wo alles endet, ja das werden wir bei Jan Reichert erst noch sehen, wenn er in dem Tempo weiter lernt… wer weiß.
Bei den ersten Spielen von AK stand ich im Fanblock 4 im alten städtischen Stadion. Andy hatte einen mäßigen Start inklusive mitverschuldetem Gegentor und um mich herum war das Gemecker groß. Dieselben Fans, die zu Beginn ‚Hau ab!‘ schrien, feierten ihn in der Rückrunde frenetisch…
Das erste Jahr von Köpke ist mir gar nicht mehr so bewusst. Zumindest haben beide Torhüter eine Vorliebe für hellblaue Trikots 😉 Ich hätte nichts dagegen, wenn sich Jan ähnlich wie Andy entwickeln würde und dann auch als Nationaltorwart weiter für uns spielt wie es auch unsere Torwartlegende gemacht hat. Für die kommenden Jahre wäre es natürlich schön, wenn wir auf dieser wichtigen Position einen Fixpunkt hätten.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht, noch in dieser Saison, aber vor allem auch nächste Saison und vor allem welche neuen Spieler kommen für unsere Abgänge. Ich würde mich sehr freuen, wenn Caspar Jander noch ein Jahr bei uns dran hängen würde, aber wenn sein Manager schon ankündigt, dass er im Sommer bereits in der 1. Liga spielen will, dann glaube ich nicht, dass er noch bleibt.
Bin auch gespannt, wie schnell es bei Chaikhoun geht, bis er sich an das Niveau der 2. Liga gewöhnt und eine weitere Verstärkung sein kann.
Sehr schöne Analyse, die Daten bestätigen eindrucksvoll das offensichtliche, dass Jan eine steile Entwicklung gemacht hat.
Nicht nur Köpke ist ein gutes Beispiel, auch Raphael Schäfer war nicht von Anfang an ein Rückhalt. Er war ja zunächst nur Torwart Nummer zwei hinter Darius Kampa.
Was ich besonders bemerkenswert fand, waren unsere Spiele gegen Kaiserslautern. Im Hinspiel sind wir noch an Julian Krahl verzweifelt und er wurde Spieler des Spiels und jetzt im Rückspiel war es genau andersrum.
Jan Reichert hat inzwischen bewiesen, dass er Chris Mathenia in den Schatten stellen kann. Vor allem ist er konstanter und hat inzwischen auch die nötige Selbstsicherheit bekommen.
Da bin ich wirklich gespannt, wo die Reise noch hingeht!
Ein guter Tormann kann schon sehr viel ausmachen und einer Mannschaft Sicherheit und Punkte geben. Wie oft hat uns Köpke vor der Niederlage bewahrt und damit vor dem Abstieg gerettet. Auch bei Kargus war dies der Fall.
Bei Kargus war dies besonders auffällig, weil er vor sich eine sehr löchrige Defensive hatte und Unmengen zu tun hatte. Und Superparaden am Stück lieferte. Ein überragender Keeper, der in der Rückbetrachtung oft durch den Rost fällt, weil er kein fannaher Typ war und als Folge der Oktoberrevolution einen sehr unrühmlichen Abgang hatte. Den jungen User hier sei aber versichert, daß er 2 Saisons lang zweifellos der mit weitem Abstand beste Spieler des FCN war!
News..Olaf Rebbe hat es jetzt zum Geschäftsführer bei einem Erstligisten geschafft. Allerdings wie lange Kiel noch Erstligist ist da stehen schon ein paar Fragezeichen.
W A R N U N G an alle Fußball-Fans!
Im Netz bietet AKTIVMODUS (MIROMI) das schwarzgraue Ausweichtrikot des besten Clubs der Welt an, zum Sonderpreis inklusive Beflockung. FAKE!!! Es handelt sich um eine relativ gut gemachte Fälschung! Beworben wird es als Ausweichtrikot 1.FC Nürnberg. Also als Original. Nur im Kleingedruckten findet sich der Hinweis, dass es sich um einen vom Ausweichtrikot inspirierten Artikel handelt. Lizenzen interessieren diese Fälscher nicht. Daher gibt es auch keine Kaufpreiserstattung. Und wen das mit der Fälschung nicht interessiert, die Größen stimmen mit denen der Originaltrikots nicht mal im Ansatz überein…
Bestimmt ziehen diese Betrüger diese Masche auch mit anderen Vereinen ab…