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Hindolo Mustapha Jugendpower aus der Premier League 2

Nach dem verpatzten Saisonstart hat der Club am Dienstag auf dem Transfermarkt noch einmal nachgelegt. Der 19-jährige offensive Mittelfeldspieler Hindolo Mustapha, der auch schon auf dem Flügel zum Einsatz kam, wird für ein Jahr von Crystal Palace (wohl ohne Kaufoption) ausgeliehen.

In der vergangenen Saison lief das Eigengewächs der Londoner für die U21 in der Premier League 2 auf, mit der er erst im Halbfinale der Playoffs um die Meisterschaft knapp an Southampton scheiterte. Insgesamt steuerte er in 23 Spielen (inklusive Playoffs) 10 Tore und 5 Vorlagen bei. Zudem debütierte er als 18-Jähriger für die A-Nationalmannschaft Sierra Leones und konnte schon im zweiten Einsatz gegen Sambia seinen ersten Torerfolg feiern.

Präsent vor dem Tor

Seine Stärken bringt Mustapha vor allem im letzten Spielfelddrittel ein. Er ist sehr präsent im gegnerischen Strafraum, seine 3 Ballberührungen pro 90 Minuten in dieser Zone waren in der vergangenen Saison einer der besten Werte aller offensiven Mittelfeldspieler der Premier League 2. Infolgedessen kam der 19-Jährige auch überdurchschnittlich oft zum Abschluss, wobei er durch seine hervorragende Chancenverwertung das Maximum aus seinen Gelegenheiten herauszuholen verstand. Fast ein Viertel aller seiner Torschüsse führte letztendlich auch zum Erfolg, was seine Abschlussqualitäten eindrucksvoll beweist. Bemerkenswert ist, dass der Jung-Nationalspieler häufig nicht in erster Linie auf Zuarbeiten seiner Mitspieler angewiesen war, sondern sich nicht wenige seiner Chancen durch seine Qualitäten als Ballträger selbst erarbeitete.

Starker Vorarbeiter

Bei der Interpretation seiner Daten ist zugleich aber ein wenig Vorsicht geboten: Um auf eine einigermaßen aussagekräftige Anzahl an Spielern in der Vergleichsgruppe zu kommen, wurde für diese Analyse das Mindesterfordernis an Spielminuten für die Spieler, mit denen Mustapha verglichen wird, auf 700 Minuten abgesenkt (abweichend von den sonst üblichen 900 Minuten). Da diesmal also zum Teil auch weniger aussagekräftige Leistungen anderer Spieler in den Vergleich einfließen als sonst, sind Abweichungen der tatsächlichen Leistungsfähigkeit Mustaphas in stärkerem Maße möglich.

Ungeachtet dessen zeigte sich sein überdurchschnittliches Spielverständnis nicht zuletzt darin, dass Mustapha sehr oft den Blick für den besser postierten Mitspieler behielt. Er legte starke 1,5 Torschüsse pro 90 Minuten auf, zudem fand er durch seine gut getimten Pässe häufig die Schnittstelle hinter der gegnerischen Abwehr. Folglich konnte er auch oft den vorletzten Pass zu einem Torerfolg beisteuern – wenngleich er direkt am oder im gegnerischen Strafraum insgesamt merklich aktiver war.

Qualitäten im Dribbling

Besondere Stärken zeigte Mustapha im Dribbling. Seine 3,85 progressiven Läufe mit Ball waren der Top-Wert der Liga auf seiner Position in der vergangenen Saison. Während er zwar viele Gegenspieler schon durch sein ordentliches Tempo überlaufen kann, scheint er anders als etwa Mohamed Ali Zoma keine Spitzengeschwindigkeiten zu erreichen. Insgesamt ist es wohl eher die Kombination aus Tempo und geschicktem Körpereinsatz, auf die seine Durchsetzungsfähigkeit mit Ball am Fuß zurückzuführen ist. In manchen Situationen zeigte sich Mustapha aber auch noch zu unbekümmert und produzierte in seinen Dribblings einige vermeidbare Ballverluste. Hier könnte sich seine Entscheidungsfindung dementsprechend noch verbessern.

Solides Defensivspiel

Seine eben angesprochene Athletik setzt Mustapha auch im Spiel gegen den Ball ein. Auch wenn er sich nicht in erster Linie über intensives Gegenpressing definiert, sind seine 7,1 erfolgreichen Defensivaktionen pro 90 Minuten dennoch ein ordentlicher Wert, gerade für einen Spieler in einem eher ballbesitzorientierten Team. Trotz seiner Größe von 1,83 Metern kann er sich im Luftduell aber nur sehr selten durchsetzen. Mit nur 12% gewonnenen Kopfballduellen gehörte er hier zu den schwächsten 10% der Spieler auf seiner Position.

Ausbaufähiges Passspiel

Während Mustapha durch Dribblings für viele Gefahrmomente in der gegnerischen Defensive sorgt, ist die Kreativität seines Passspiels, gerade aus tieferen Zonen, nur schwach ausgeprägt. Mit nur 4,85 progressiven Pässen pro 90 Minuten zählte er hier zu den schwächsten 20% der Vergleichsgruppe. Verbessern könnte der 19-Jährige darüber hinaus die Präzision seines Passspiels, vor allem über kurze und mittlere Distanzen könnten seine Pässe genauer kommen. In der vergangenen Saison fanden nur schwache 80,91% dieser Zuspiele den Mitspieler, was nur 5% aller offensiven Mittelfeldspieler unterboten. Der Rechtsfuß verfügt zwar über überdurchschnittliche technische Fähigkeiten, scheint aber die Dynamik von Spielsituationen manchmal noch falsch einzuschätzen.

Mehr Flexibilität für den Club

Alles in allem kann Mustapha dabei helfen, das Spiel des Clubs variabler zu machen und der Mannschaft zu mehr Aktionen im offensiven Drittel zu verhelfen. Sollte Miroslav Klose das System umstellen wollen, stünde mit dem 19-Jährigen eine Option für die offensiven Flügel bereit. Seine stärkste Position dürfte jedoch die Zehn sein, wo er Julian Justvan einerseits herausfordern, ihn andererseits in einer Formation mit zwei Zehnern aber auch unterstützen kann. Bei Ayoub Chaikhoun, der in den letzten beiden Pflichtspielen in dieser Rolle agiert hat, könnte sich letztlich doch bewahrheiten, dass er eine Reihe weiter hinten auf der Acht besser zur Geltung kommt – diese Position hat er immerhin in Frankfurt auch überwiegend gespielt.

Zu viele unterschiedliche Profile?

Trotz sehr gut ausgebildeter Athletik wird sich Mustapha an die Körperlichkeit einer Männerliga noch gewöhnen müssen. Zudem könnte es für das Trainerteam eine Herausforderung werden, die einzelnen offensiven Spielertypen in ein stimmiges Gesamtkonzept einzubauen. Mustapha etwa zeigte seine Stärken bislang vor allem in einer auf Ballkontrolle angelegten Herangehensweise. Er ist insbesondere gut darin, den Ball nach einem Zuspiel abzuschirmen, zu sichern und dann eine sinnvolle Anspielstation zu finden, um die Kombination weiterzuführen (trotz seiner gelegentlichen Fehler beim Weiterleiten des Balls). Diese Stärken mit denen eines Henri Koudossou oder eines Mickael Biron, die sich bisher eher im Rahmen schnellen Umschaltens auszeichnen konnten, in Einklang zu bringen, wird nun die Aufgabe des Trainerteams sein.

Für sich genommen ist Hindolo Mustapha aber ein vielversprechendes Talent, dem Beobachter der englischen Nachwuchsliga ohne Weiteres kurz- bis mittelfristig auch eine Rolle in der Premier League zutrauen.

Datenquelle: Wyscout / X: @BeGriffis

Autorin: Pausenpfiff
Bildquelle/Composing: FCN, Juwe

  

4 thoughts on “Hindolo Mustapha Jugendpower aus der Premier League 2

  • Danke für die gewohnt informative Vorstellung. Das erste was ich dachte als ich den Jungen sah, was für ein Koffer, da bringt einer auf alle Fälle Körper mit. Aber Fussball spielen kann er definitiv auch.

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  • Avatar Glub4Life

    In Hinblick auf die letzten Transfers kann ich mir gut vorstellen, dass Klose doch wieder zur 3er Kette zurückwechselt. Für dieses System scheint mir der Kader nun bestens besetzt.

    Reichert

    Koudossou (Janisch/v.d Hitz) – Drexler – Gruber- Locho (Knoche/Karafiat) – Yilmaz (Porstner/Koudossou)

    Becker-Markhiev- Justvan (Lubach, Chaikhoun, Diop,)

    Grimaldi – Zoma (Scobel/ Kusanovic 😉)

    Ich meine man hat doch letztes Jahr die NLZ Mannschaften auf 3er Kette umgestellt, damit Durchlässigkeit ermöglicht wird.

    https://m.bild.de/sport/fussball/spielstil-soll-auch-fuer-nlz-gelten-klose-system-wird-zur-club-dna-67925d61ae99b66fb45c0ea9?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

    Zum Spieler Diop kann ich mir kein Bild machen. Kaum vorstellbar, dass er wie eine Rakete startet.

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  • Avatar Optimist

    Vielen Dank, wie immer spannend und aufschlussreich.
    Ja, dachte ich mir auch nach den ersten Informationen, dass er wohl das bisher fehlende Backup für Justvan ist und bei Bedarf auch gemeinsam mit ihm spielen kann. Ein bisschen Konkurrenzdruck kann unserem Justvan auch nicht schaden 😉

    Dreierkette sehe ich eher nicht. Wir haben zwar jetzt eigentlich zu viele IV, aber ich fand es schon immer negativ, wenn man mit einem extra IV die Gestaltungsmöglichkeiten im Mittelfeld und Angriff einschränkt. Da fehlt dann halt ein Mann…

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  • Meine 11 gegen den KSC sieht so aus:

    Reichert – Yilmaz / Drexler / Lochoshvili / Koudossou – Markhiev/Becker/Łubach/Justvan – Zoma/Grimaldi

    Immerhin können wir jetzt 3 Alternativen von der Bank bringen, die keinen unmittelbaren Qualitätsverlust versprechen. Das war bisher nicht so:
    – Gruber
    – Knoche
    – Diop

    Alle anderen müssen m.E. noch Gas geben um an die „erste“ ranzukommen, aber vielleicht schaffen das Chaikhun und Karafiat in den kommenden Wochen noch/wieder. Im Angriff sehe ich keinen von der Bank, der ein Herausforderer sein kann. Dort sollten wir am besten nicht wechseln müssen.

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