Clubfrauen – Gekommen um zu bleiben
FCN – Erfolgsstory? Die ClubFrauen in der Bundesliga
Souveräner Wiederaufstieg
Nach dem nicht ganz unerwarteten Abstieg aus der ersten Liga in der Saison 2023/24 wurde das klare Ziel ausgegeben, den sofortigen Wiederaufstieg anzugehen. Trotz des schmerzhaften Abgangs einiger Leistungsträgerinnen, die in der 1. Liga bleiben wollten, konnte um Torjägerin Medina Desic, die sich zum Bleiben entschieden hatte, eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt werden. Beeindruckend finde ich dabei, dass alle Neuzugänge (Jonna Brengel, Lara Meroni, Klara Svensson Senelius, Julia Pollak, Clara Fröhlich, Jacqueline Baumgärtel, Anny Kerim-Lindland und Torfrau Hannah Etzold) Stammspielerinnen wurden oder zumindest regelmäßige Einsätze hatten. Und fast alle dieser Spielerinnen (außer Lindland und Etzold) bilden auch das Grundgerüst der aktuellen Bundesliga-Mannschaft. Hier scheint das datenbasierte Scouting zu funktionieren! Aber dazu später mehr.
Mit dominantem Ballbesitz-Fußball konnte fast ungefährdet der Durchmarsch durch die zweite Liga realisiert werden, so dass man am Ende punktgleich mit dem Tabellenführer Union Berlin wieder in die Bundesliga aufsteigen konnte.
Die absolut herausragenden Spielerinnen waren dabei für mich (abgesehen vom überragenden Torjäger-Duo Nastassia Lein, 15 Tore, und Medina Desic, 19 Tore) Jonna Brengel als Mittelfeldmotor, Amelie Thöle als Turm in der Schlacht in der IV und Top-Talent Marina Scholz, die auffällig den Flügel auf der ganzen Schiene beackerte.
Erstligamannschaft: so geht datenbasiertes Scouting!
Osman Cankaya, sportlicher Leiter des Frauenteams, hat sich in einem BILD-Interview bemerkenswert zur Kaderplanung für die Bundesliga geäußert:
„Wir haben einfach sehr viel gelernt aus unserer ersten Bundesliga-Saison. Wir haben nicht mehr diese Naivität, sondern kein Problem, dem Gegner einfach mal den Ball zu geben. Schon im März saßen wir in unserem Scouting-Team zusammen und haben ein wenig philosophiert, wie wir in der ersten Liga bestehen könnten. Und schon damals haben wir beschlossen: Wir müssen jetzt eine Mannschaft zusammenstellen, die sich ausschließlich aufs Umschaltspiel konzentriert.“
Bereits vor einiger Zeit hatte er in „KaDepp“ erklärt, wie das datenbasierte Scouting funktioniert: nachdem der Bedarf auf einer Position ermittelt wurde, erfolgt eine Datenzusammenstellung (Profil!), welche Eigenschaften die Topspielerinnen auf dieser Position im Ligavergleich haben. Nach diesem Datenprofil werden dann passende Neuzugänge gesucht, die dann aber natürlich auch noch klassisch gescoutet werden. Das geschieht sogar positionsübergreifend, so dass letzte Saison tatsächlich mit Jonna Brengel eine ehemalige Außenbahnspielerin als Top-Besetzung für die Mittelfeldzentrale gefunden wurde. Dies funktioniert offensichtlich so gut (schöne Grüße an unseren CU-Veteranen Flo Zenger!), dass auch in der aktuellen Mannschaftszusammenstellung für die Bundesliga fast nur Trefferinnen gelandet wurden.
Klares Profil: kampfstarke Kontermannschaft
Ein Resultat des Lernprozesses aus der letzten Bundesligasaison ist die klare Anforderung, die Mannschaft durchsetzungsfähiger und widerstandskräftiger zu machen. So wurde zur Stärkung des körperlich eher unterlegenen und unerfahrenen Mannschaftskerns der Fokus auf kampfstarke Spielerinnen mit Führungsqualitäten gelegt. Dazu hat man der Abwehr noch Größe zugeführt, sowie für die Offensive den Schwerpunkt auf Tempo gelegt, um effektiv umschalten zu können. Auf den schmerzlichen Abgang von Toptorjägerin Medina Desic hat man laut Osman Cankaya bewusst nicht mit einem gleichartigen Ersatz reagiert, weil ihr Profil eher einer Ziel- und Strafraumstürmerin entspricht, die besser für Ballbesitzfußball als für das Umschaltspiel geeignet ist. Für diese Neuausrichtung war es allerdings auch notwendig, sich von einigen Aufstiegsheldinnen zu trennen, die nur wenig Spielzeit bekommen hatten.
Und wieder muss ich die Kaderplanung loben, die beweist, dass datenbasiertes Scouting funktionieren kann. Da können sich die Verantwortlichen für die Männer einiges abschauen!
Starker Kader
Außer Ersatzkeeperin Lourdes Romero und Maelle Seguin (verletzungsbedingt) sind alle Neuzugänge regelmäßig im Einsatz oder gar Stammspielerinnen, alle scheinen mit Bedacht gewählt: Torfrau Larissa Rusek ist ein starker Rückhalt und wurde inzwischen zur österreichischen Nationalmannschaft eingeladen, Oliwia Wos (1,83) und Beatrix Fördös (1,77) bringen Größe und internationale Erfahrung in die Abwehr, Selma Licina und Laura Miller bringen Kampfkraft, Erfahrung, Resilienz und Führungsqualität ins Mittelfeld (beide waren Kapitäninnen ihrer bisherigen Mannschaften und sind Nationalspielerinnen), auch Aleigh Gambone hat Erfahrung und Kampfkraft und in der Offensive kamen mit Aneta Polaskova und Sanja Homann v.a. schnelle Spielerinnen. Sanja Homann soll sogar über 32 km/h erreichen und läuft damit der halben Herrenmannschaft davon 😉
Aus der damaligen Aufstiegsmannschaft von 2022/23 (mutig bis zum Schluss!) sind inzwischen nur noch 4 Spielerinnen übrig, wobei Nastassja Lein als Topscorerin und Luisa Guttenberger als Kapitänin noch tragende Rollen spielen. Auch Franziska Mai kommt regelmäßig von der Bank, nur Marina Scholz kam verletzungsbedingt noch nicht zum Einsatz. Verletzung ist ein Stichwort, sehr bitter ist der Kreuzbandriss von Mittelfeldmotorin Jonna Brengel, die wohl die gesamte Saison verpassen wird und deren Kreativität und Ballsicherheit der Mannschaft fehlt. Gute Besserung, auch allen anderen Verletzten!
Insgesamt hat der Club den drittkleinsten Etat der Bundesliga (knapp 1,6 Mio. Euro).
Besser als erwartet
Mit dem überzeugenden Sieg bei Mitaufsteiger Hamburger SV (2:1) haben die ClubFrauen einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz (Jena) nach nur zehn Spieltagen ist bereits auf satte neun Punkte angewachsen. Osman Cankaya gesteht, natürlich habe er mit diesem tollen Saisonstart nicht ansatzweise gerechnet. Wirklich unterlegen waren die Mädels dabei eigentlich nur gegen Bremen („ausgerechnet“ Medina Desic mit 3 Toren beim 1:4), in Köln, wo man nie ins Spiel fand und 3:0 verlor und gegen die Bayern, die den ClubFrauen mit ihrer internationalen Topmannschaft keine Chance ließen und 6:0 gewannen.
Anders bei Union Berlin, die mit weit höherem Etat angetreten sind und trotzdem die Punkte teilen mussten (1:1), gegen Leverkusen, wo man nach einem tollen Spiel spät doch noch ein Tor kassierte (0:1), in Hoffenheim, die man schon am Rande der Niederlage hatte und in der Nachspielzeit doch noch den Ausgleich hinnehmen musste (1:1), sowie gegen Leipzig, einst Mitaufsteiger 2022/23, bekannt gut alimentiert und inzwischen etablierter Bundesligist, denen man diesmal in der 2. Halbzeit den Sieg entreißen und ausgleichen konnte (1:1).
Highlights sind aber zweifellos die wichtigen Siege gegen die Abstiegskonkurrenten Jena (3:2) und Hamburg (2:1) sowie insbesondere der überraschende Sieg über Freiburg (3:2), die damals Tabellendritte waren.
Gelingt im nächsten Spiel (am 07.12.25 um 18:30) auch noch ein Sieg über den derzeitigen Tabellenletzten SGS Essen, hätten wir bereits so viele Punkte wie am letzten Spieltag der Abstiegssaison 2023/24, also sollte nicht mehr allzuviel schiefgehen. Aber hey, wir sind der Club!
Wieviele Punkte brauchen die ClubFrauen noch für den Klassenerhalt?
Das ist natürlich schwer zu sagen. Vor zwei Jahren stieg man mit 15 Punkten ab und hatte nur 3 Punkte Rückstand auf Köln, die es mit 18 Punkten knapp geschafft hatten. Allerdings waren auch zwei Mannschaften weniger in der Liga, die für diese Saison aufgestockt wurde.
Osman Cankaya meinte dazu im BILD-Interview:
„Das war vor der Saison tatsächlich eine Riesendiskussion bei uns. Wir haben uns an den 14er-Ligen in Europa orientiert. Zum Beispiel in Spanien oder Schweden. Und da war es tatsächlich immer so, dass 17 oder 18 Punkte ausgereicht haben, wenn es am Ende zwei abgeschlagene Teams gab. Aber mit solchen Rechnereien sollten wir uns gerade nicht beschäftigen. Wir können schließlich nicht wissen, was die Mannschaften hinter uns in den nächsten Monaten noch machen. Jetzt gilt unsere ganze Aufmerksamkeit nur dem nächsten Spiel in Essen.“
Blick auf die Statistiken
Natürlich spiegelt sich der Ansatz, auf Umschaltspiel zu setzen, auch in der Statistik wider. So hat man mit 31% sehr wenig Ballbesitz und spielt nur etwa halb so viele Pässe wie der Ligadurchschnitt. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, denn mit nur 55% ist die Passquote aus meiner Sicht unterirdisch. Die Laufwerte liegen zwischen 100 und 119 km(!) und sind relativ ausgeglichen. Bei erfolgreichen Dribblings und gewonnenen Zweikämpfen stehen die Mädels hingegen leicht über dem Ligadurchschnitt.
Was mich tatsächlich etwas schockiert, ist die Passquote von nur 55%. Das mag dem Spielansatz geschuldet sein, öfter mal einen langen Ball auf die schnelle Offensive zu suchen, aber auch das Passspiel im Mittelfeld ist noch zu oft ungenau und fehlerhaft. Hier sehe ich deutlichen Verbesserungsbedarf!
Top-Spielerinnen
Das ist natürlich subjektiv, aber abgesehen von Nastassia Lein als Top-Scorerin und Dauerbrennerin, die noch keine Spielminute verpasst hat, würde ich noch Oliwia Wos anführen, unseren Turm in der Schlacht. Neben einer der besten Zweikampfquoten im Team besticht sie auch durch ihre starken Standards, die schon zu einem Tor durch eine direkt verwandelte Ecke und eine Torvorlage (ebenfalls nach Ecke) geführt haben. Schade ist lediglich, dass sie als Standardschützin nicht als Abnehmerin für Offensivkopfbälle zur Verfügung steht, was mit ihren 1,83 m ja auch eine Waffe wäre. Auch unsere neue Torfrau Larissa Rusek ist ein starker Rückhalt und hat eine gute Präsenz und Ausstrahlung.
Wen würdet ihr noch vorschlagen?
Was bleibt zu sagen?
Wie ja schon in manchen Statements zu lesen war, finde ich, dass die ClubFrauen mit ihrer bisher so tollen Saison einfach zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Das fängt bei der Presse an, die es nicht für nötig hält, online-Artikel im öffentlichen Bereich zu schalten (wie oft soll man das noch sagen, liebe NN?) und geht beim FCN selbst weiter, die auf ihrer Homepage auch zu wenig Sichtbarkeit liefern. Manche Spielvorschau musste man erst in den spezifischen News der ClubFrauen suchen, weil sie es nicht auf die Titelseite geschafft hat. Ja, der Social-Media-Auftritt ist so lala, aber auch das geht besser und intensiver. Die Konkurrenz macht es vor!
Auch der FCN muss mehr klassische Werbung machen und sich nicht auf jugendaffine Medien verlassen, denn viele Fans haben eben kein X, Insta oder Facebook.
Dass man mit einer intensiveren Kampagne auch Leute ins Stadion kriegt, hat das Derby gegen die Bayern vor 7.300 Zuschauern bewiesen. Aber an anderen Spieltagen nicht einmal 1.000 Zuschauer zu mobilisieren, ist ein Armutszeugnis für Nürnberg und auch das Marketing des FCN.
Damit sind wir beim Stadion, das nur gegen Bayern seine Berechtigung hatte. Ansonsten brauchen die Mädels dringend ein kleines, kuschliges, aber lautes Stadion, damit der Support und das Stadionerlebnis intensiver rüberkommt. Im fast leeren MMS zu spielen ist ein Stimmungskiller und auch für die Zuschauer nicht schön. Obendrein ist es für so wenige Zuschauer viel zu teuer. Etwa 5.000 bis 8.000 Plätze, damit es zukunftssicher und auch für die U23 tauglich ist, wäre die richtige Größe.
Und sonst so?
…muss ich nochmal Abbitte bei Nassi Lein leisten. Da hatte ich ihr doch einst zu wenig Durchsetzungsvermögen unterstellt, dabei hat sie aber diese Saison nochmal einen Riesen Schritt gemacht und überzeugt auf ganzer Linie. So stark, dass sie inzwischen auch im Fokus der U23-Nationalmannschaft ist.
Ja, ihre erste Bundesligasaison lief nicht so gut, aber da war sie auch die meiste Zeit verletzt und anschließend noch nicht bei 100%. Jetzt aber ist sie mit 4 Toren und 4 Assists in 10 Spielen unsere Topscorerin! Und auch das Durchsetzungsvermögen ist stark: mit 18 gewonnenen Dribblings bei 23 Versuchen (gemäß Homepage der „Google Pixel Frauen-Bundesliga“) hat sie eine Top-Quote von 78,26% und liegt damit sogar vor Klara Bühl, die „nur“ auf 59,18% kommt! Gemäß der Kicker-Daten ist die Erfolgsquote zwar mit 48% geringer, aber auch da liegt sie vor Klara Bühl, die gemäß Kicker auf 43% kommt.
Autor: Optimist
Bildquelle/Composing: Stream, Juwe



Danke, toller Artikel mit viel Information und Meinung die ich teile.
Wen würde ich noch vorschlagen?
Ich bin da nicht ganz objektiv fürchte ich, aber ich würde Laura Miller noch hervorheben. Unbändige Kampfkraft und auch fussballerisch ein Versprechen in die Zukunft aus meiner Sicht. Man hat natürlich auch gerade gegen die Bayern gesehen an was es ihr auch noch fehlt.
Sie kommt von hier bei mir “ums Eck”, aus dem moselfränkischen 😉 Sprachraum sozusagen, macht keine Gefangenen und es freut mich einfach für sie, dass sie sich in der Bundesliga durchzusetzen scheint.
Ja, Laura Miller ist auch eine meiner Favoritinnen. Sie sticht zwar fußballerisch bisher nicht wirklich heraus, sondern passt perfekt ins kampfstarke Kollektiv, aber ich glaube auch bei ihr eine Steigerung von Spiel zu Spiel wahrzunehmen. Außerdem hat sie im Vergleich zu den meisten Mitspielerinnen eine etwas bessere Passquote. Aber bei ihr fällt mir einfach diese einnehmende Persönlichkeit und tolle Ausstrahlung besonders auf.
…und beim nächsten Versuch klappt es auch mit dem Kopfball aus 5 Metern 😉
Klasse Text. Danke @Optimist.
Zutreffende Zwischenbilanz.
Ich schlage Sanja Homann vor. Mit ihrem Tempo perfekt fürs schnelle Umschalten. Omnipräsent am rechten Flügel. Kann auch Schiene. Und je nach Spielverlauf auch mal in der Spitze zu finden, um die Gegnerinnen mit hohem Anlaufen zu triezen und mit ihren Tiefenläufen zu drohen.
Kam von Zweitligist SC Sand. Ein sensationeller Neuzugang.
Sanja Homann wäre die nächste auf meiner Liste gewesen, sehe ich auch so. Auch sie war ja schon auf Abruf für die U23 Nationalmannschaft, die so ein wenig die Zweitvertretung der Nationalmannschaft ist.
Unvergessen ihr sensationeller Treffer gegen Jena fast von der Mittellinie!
Sehr schöner Kommentar, und “Trefferinnen” muß in meinen Wortschatz, zumal ja gestern auf der JHV kurzfristig das “Gendern” zum Thema wurde.
Ich muss gestehen im Thema Clubfrauen bin ich nicht so tief drin, bekomme nur die Ergebnisse und hier und da mal was mit. Nachdem der Kader auch fast schon komplett getauscht wurde zur 1. Bundesliga käme ich aktuell auf keine 5 Spielernamen. Aber großes Kompliment an Optimist der alles so nachvollziehbar darstellen und beschreiben kann.
Danke für diesen tollen Kommentar, der die bisherige Saison aus meiner Sicht sehr gut zusammenfasst.
Rusek sehe ich gemischt, auch der Linie und im 1 gegen 1 teilweise überragend, in der Strafraumbeherrschung ist da noch Luft nach oben, wobei das bei Damen aufgrund der geringeren Körpergröße ja meistens etwas schlechter aussieht als es tatsächlich ist.
Der Ausfall von Brengel tut mir auf persönlicher Ebene sehr leid, da sie für mich ebenfalls eines der Gesichter des Aufstiegs war, im Kontext des körperlichen Spiels im Mittelfeld passt die aktuelle Besetzung aber vielleicht sogar besser. Gambone sehe ich ebenfalls gemischt. Körperlich unfassbar stark aber in der Ballverteilung und im allgemeinen Spielverständnis manchmal mit merkwürdigen Entscheidungen, fand sie in Hamburg auf der 6 fast überzeugender als als Außenverteidigerin, weil sie in diesem “Kampfspiel” Ihre Stärken voll ausspielen konnte. Wenn ich es richtig verstanden habe müssen wir sie ja auch wieder abgeben sobald die Saison in Amerika startet. Bei Fröhlich würde ich mir etwas mehr Einsätze wünschen, sehe sie defensiv nicht so viel schlechter als Fördos aber mit deutlichen Vorteilen im Spielaufbau.
Ich würde gerne noch Pollak hervorheben, in der letzten Rückrunde habe ich mich häufiger gefragt ob dieser Transfer nötig war (immerhin kam sie aus der Bundesliga), weil sie mich nur begrenzt überzeugte. Der Wechsel zum Umschaltspiel scheint ihr jedoch entgegenzukommen, stabile defensive (mit regelmäßigen Kamikaze-Aktionen die etwas an Handwerker erinnern) und schnelle Vorstöße wenn sich die Gelegenheit bietet mit dem Mut zum eigenen Abschluss.
Ich finde an den Damen sieht man aktuell ganz gut, wie wichtig ein passender Gameplan ist. Das ist jetzt keine hohe Fußballkunst aber es wird das gespielt was die Mannschaft kann und die Stärken der Spielerinnen werden ausgenutzt. Gefühlt 80% der Angriffe bestehen aus einem Ballgewinn kurz hinter der Mittellinie und einem hohen Diagonalball auf Lein aber das funktioniert eben.
Fazit: Mannschaft und Trainerteam treten in diesem Jahr deutlich erwachsener an als es 23/24 der Fall war. Bei einem Sieg gegen Essen und einem Punkt gegen Union im Rückspiel kann wahrscheinlich auch für die nächste Saison mit der ersten Liga geplant werden. Leichter wird es auf jeden Fall nicht, dann mit Stuttgart und Mainz drängen schon die nächsten Mannschaften mit finanzstarken Männerteam in die erste Liga.
@Glubbzilla, ich wollte mich noch für deinen ausführlichen Kommentar bedanken und noch ein wenig auf die von dir genannten Spielerinnen eingehen.
Rusek ist tatsächlich in der Strafraumbeherrschung noch zu wacklig, aber ich weiß nicht, ob das nicht ein generelles Problem bei Torfrauen ist. Auch kommt es häufig vor, dass Bälle nach vorne abgewehrt werden, aber auch das beobachte ich bei fast allen. Die grundsätzlich geringere Körpergröße ggü. den Männern könnte da schon eine Rolle spielen, weil es dadurch einfach an Reichweite fehlt. Dann fällt bei den Ecken auf, dass “Frauschaften” oft den 5er vollstellen und dann die Ecken direkt vor das Tor gezogen werden. Da tut sich eine Torfrau eben auch schwer, aus dem Tor zu kommen, weil ihr Weg blockiert ist. Sieht oft unsouverän aus, geht aber manchmal gar nicht anders. Aber ja, die Strafraumbeherrschung kann sie noch verbessern.
Ansonsten sehe ich sie schon bei den besseren ihrer Zunft und sie ist eine positiv Verrückte mit Ausstrahlung. Ich denke auch, dass wir im Pokal nicht ausgeschieden wären, wenn Rusek im Tor gestanden hätte. Sorry, wenn es hart klingt, aber für mich war zumindest ein Gegentreffer haltbar bzw. wäre von Rusek gehalten worden.
Gambone ist tatsächlich nur bis Jahresende geliehen. Das war eine Gelegenheit für beide Seiten, ein “Zeitloch” zu überbrücken. Mir hat sie auch im Zentrum besser gefallen, aber ihr Einsatz außen liegt wohl v.a. am verletzungsbedingten Ausfall von Lara Meroni. Jetzt kommt sie ja zurück, da bin ich gespannt, ob sie dann auch wieder spielt.
Clara Fröhlich ist tatsächlich eine der zweikampfstärksten, auch ihre Quote bei erfolgreichen Luftzweikämpfen ist sogar besser als von Oliwia Wos, trotz deutlich geringerer Größe. Allerdings ist dort Fördös immer noch deutlich am stärksten, weshalb sie wohl gesetzt ist, weil gerade die hohen Bälle eines der Hauptprobleme der Vergangenheit waren. Auch in der Passquote sind Fördös und Fröhlich vergleichbar, aber ich denke Fröhlich spielt hier etwas progressiver und hat damit den besseren Spielaufbau.
Julia Pollak finde ich auch noch recht gut, auch sie hat defensive Top-Werte am Boden und in der Luft. Für mich die ideale Ergänzung zu Nassi Lein, die sie vorne auch unterstützt/hinterläuft und sich auch selber mal einen Abschluss zutraut. Ich fand den Transfer von Anfang an gut, weil die rechte Schiene nie so optimal besetzt war und “Polly” aus meiner Sicht schon eine Verstärkung war. Mit Nassi Lein ging es zu Lasten der Offensive, war aus meiner Sicht nicht optimal. Gut gefallen hat mir auf der Schiene zuletzt auch Marina Scholz, die ja auch gerade erst aus der Verletzung zurückkommt. Bin gespannt, wie sie sich in der Liga schlägt.
Ja, tatsächlich ist der Frauenfußball beim Club erwachsen geworden, das Team ist auch nicht mehr ganz so jung wie im Aufstiegsjahr, hier wurde aber auch bewusst Erfahrung zugekauft.
Das Spiel gegen Essen ist auf jeden Fall überaus wichtig. Verlieren verboten, bei einem Erfolg war das dann wohl mehr als die halbe Miete.
Ich kann mich nur den Vorrednern anschließen: klasse Zusammenfassung! Viele wichtige Aspekte angesprochen wie die schlechte Atmosphäre im zu großen MMS und die ausbaufähige Öffentlichkeitsarbeit.
Durch die vielen Neuen, die wohl wirklich gut gescoutet sind, fehlt(e) mir etwas das Gesicht der Mannschaft. Das zwar eigentlich schon seit dem Weggang von Lea Paulick, die auch sehr viel zur medialen Sichtbarkeit beigetragen hat.
Das stimmt allerdings, die extrovertierte Lea Paulick war schon eine prägende Persönlichkeit und mit Lara Felix hat uns im Sommer auch noch ein weiteres “Gesicht der Mannschaft” verlassen.
Die verbliebenen Urgesteine in der Startelf, Nassi Lein und Lulu Guttenberger sind halt nicht so extrovertiert, sondern eher ruhig und damit auch nicht so im Vordergrund. Und Franzi Mai kommt ja eher von der Bank. Wobei mir beim Thema Urgesteine einfällt, dass ja noch 5 Spielerinnen der “Mutig” Mannschaft übrig sind, weil ich Amelie Thöle in der Aufzählung vergessen habe. Bei Amelie merkt man die neue defensive Stärke besonders, weil die ehemalige Top-Verteidigerin der Aufstiegsmannschaft jetzt kaum noch Spielzeit bekommt, eben weil die Neuzugänge so stark sind.
Letztlich wird wohl Nassi Lein das Gesicht der Mannschaft sein müssen (tolle Nachricht mit ihrer Vertragsverlängerung übrigens), weil sie einfach mit ihrer Leistung heraussticht. Aber auch Larissa Rusek hat Potential als Gesicht der Mannschaft, die im Gegensatz zur wenig auffälligen Hanna Etzold wieder die extrovertierte Torfrau-Typin verkörpert und dadurch etwas mehr in der Öffentlichkeit steht.
Für mich ist Lulu als Kapitänin das Gesicht der Mannschaft. Der FCN müsste sich nur bemühen sie mehr in die Öffentlichkeit zu bringen (vorausgesetzt natürlich sie hat da überhaupt Lust drauf). Ihre Podcast-Folge bei KaDepp gehört für mich zu den reflektiertesten und intelligentesten Fußballer*innen-Interviews die ich kenne, gerade weil sie offensichtlich mehr als nur Fußball und Wachstum im Kopf hat wenn das Thema Frauenfußball fällt. Der Frauenfußball braucht aus meiner Sicht keine “Echten-Kerle”, sondern sollte gerade durch reflektierte Persönlichkeiten einen Gegenpol zum hochkommerzialisierten und stumpfen Herren-Fußball bilden. Der Austausch der “Urgesteine” ist eben leider die logische Folge der Professionalisierung und des Erfolgs. Ich halte es für gut möglich das auch die Damenmannschaft in den nächsten Jahre zum Sprungbrett für junge (datenbasierte) Talente werden kann und eine gewisse Fluktuation zur Normalität wird. Trotzdem eine Identifikation herzustellen und zu halten wird eine Herausforderung. Wer ist eigentlich das Gesicht der FCN-Männer? Knoche? Kein Stammspieler. Justvan? Kein Führungsspieler. Gruber? Leistungsschwankungen. Lubach? Zu jung.
Ich würde sagen, Lulu ist mehr der Kopf der Mannschaft als das Gesicht. In der Öffentlichkeit steht sie nicht so in der ersten Reihe, obwohl sie das vermutlich sollte. Man müsste ihr in der Präsentation auch einfach mehr Raum geben, sofern sie das selber will.
Aber Du hast Recht, ich schätze sie sehr für ihre Intelligenz, Einstellung und Haltung, das findet man im Profi-Fußball selten, aber ich glaube, die Frauen sind da allgemein reflektierter, weil sie oft einen anderen Background haben als männliche Fußballer. Lulu positioniert sich und hat ja einst auch auf der Demo gegen Rechts vor dem Germanischen Nationalmuseum auf der Bühne gesprochen. Ich fand auch ihre regelmäßigen Artikel auf FCN.de im ersten Bundesliga-Jahr sehr gut und finde es schade, dass es das nicht mehr gibt. Dazu hat sie in der Mannschaft (warum eigentlich Mannschaft, sollte doch Frauschaft heißen 😉 ) eine hohen Stellenwert und wird von ihren Kolleginnen auch als “Mutter” der Mannschaft bezeichnet.
Aber zurück zum Thema. Um das Gesicht der Mannschaft zu sein, müsste sie noch mehr in die Öffentlichkeit. Da sind halt Nassi Lein, Larry Rusek und auch Sanja Homann derzeit präsenter.
Das Gesicht der Männer? Schierig. Ich würde sogar sagen, derzeit ist es am ehesten Jan Reichert.
Dankeschön an Marcellof für die nette Spende um uns zu unterstützen. Das macht Mut frisch und mit Elan weiter zu machen. Weil ehrlich gesagt mich nervt immer noch eine Anwaltskanzlei aus HH !!! wegen einem unautorisierten Uzun Foto vor 1,5 Jahren, wo ich nicht weiß wie das am Ende ausgeht. Das zieht einem schon Energie ab. … vor allem dieser ganze Bildrechte Markt ist so undurchsichtig. Die 1. FCN Bilder dürfen wir zeigen, aber hat sie ein anderer vom Club gemacht und das weiß man oft nicht genau, dann nicht. Na ja egal .. danke auf jeden Fall! Ich werde dafür wohl was zur Seite legen müssen.
Wer uns noch unterstützen will gerne unter Paypal juwedevelop@gmail.com .. Danke!