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Finn Becker die erhoffte Verstärkung für das Mittelfeld

Mit Finn-Ole Becker hat der Club die lange erwartete Verpflichtung eines zentralen Mittelfeldspielers finalisiert. Der 25-Jährige kommt aus Hoffenheim zum FCN und hat laut Informationen der Bild und des kicker einen Vertrag bis 2028 unterschrieben.

Becker, der wie Ex-Kapitän Hanno Behrens aus Elmshorn stammt, wurde in der Jugend des FC St. Pauli ausgebildet und schaffte dort auch den Durchbruch im Profifußball. Nach vier Jahren im Profikader wechselte der 13-fache deutsche U-Nationalspieler 2022 zur TSG, konnte sich in drei Jahren aber nicht nachhaltig in der Bundesliga durchsetzen. Nun erfolgt der Schritt zurück in die 2. Liga, um beim Club einen neuen Anlauf zu nehmen.

Hohe Kreativität

Während seiner Zeit in Hoffenheim kam Becker in keiner Saison auf die Untergrenze von mindestens 900 Einsatzminuten, ab der detaillierte Aussagen über seine Leistungsdaten möglich wären. In seiner letzten Zweitligasaison 2021/22 trat er in seiner Mittelfeldrolle bei St. Pauli dafür in besonderem Maße als kreativer Stratege in Erscheinung. Mit 1,37 linienbrechenden Pässen hinter die gegnerische Abwehr pro 90 Minuten zählte er hier zur absoluten Spitzengruppe der Liga. Dank seiner sehr guten Spielübersicht konnte er zudem auffällig viele Torvorbereitungen und vorletzte Pässe vor Toren beisteuern.

Viele Schnittstellenpässe

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die beiden letzteren Werte in Beckers vorherigen Zweitligajahren nur unter- bis maximal durchschnittlich ausfielen, ebenso wie die Anzahl der statistisch erwartbaren Assists. Der Verdacht liegt also nahe, dass seine Auffälligkeit im Bereich der Torbeteiligungen 2021/22 in erster Linie auf eine Überperformance des Sturms zurückzuführen ist. Da die Anzahl seiner angekommenen Pässe hinter die gegnerische Abwehr pro 90 Minuten allerdings über alle Spielzeiten hinweg top war, ist zu erwarten, dass er zumindest diese Fähigkeit auch beim Club einbringen kann.

Technisch beschlagener Stratege

Becker zeichnet sich insgesamt eher dadurch aus, das Spiel aus tieferen Positionierungen heraus zu lenken, als selbst in vorderster Linie aktiv zu werden. Mit 1,67 Ballberührungen im gegnerischen Strafraum pro 90 Minuten bewegte er sich 2021/22 nur im Durchschnittsbereich für zentrale Mittelfeldspieler, obwohl St. Pauli einen stark ballbesitzorientierten Spielansatz verfolgte. Über alle Jahre hinweg waren zudem weder Beckers Chancenverwertung noch seine Torgefahr insgesamt positiv auffällig. Seine 6,53 progressive Pässe pro 90 Minuten waren demgegenüber ein guter Wert, der seine Kreativität und Spielübersicht verdeutlicht. Dass er trotz seines progressiv ausgerichteten Spiels durchgängig auf ordentliche Werte im Bereich der Passquote kommt (2021/22 waren es 84,31% über kurze und mittlere Distanzen), unterstreicht darüber hinaus die technischen Qualitäten des Linksfußes.

Gutes Dribbling

Dass Becker über eine hervorragende Entscheidungsfindung verfügt, zeigt sich nicht zuletzt an der niedrigen Zahl seiner Ballverluste im Dribbling. 2021/22 konnte er starke 62,5% seiner Versuche im Dribbling erfolgreich abschließen, was darauf hindeutet, dass er sich nur selten in aussichtslosen Situationen verzettelt. Obwohl er mit Ball am Fuß keine vergleichbare Dynamik wie der abgewanderte Jens Castrop entfacht, zählen progressive Läufe mit Ball durchaus zum Repertoire des 25-Jährigen. In zwei seiner drei Zweitliga-Saisons mit ausreichend Spielzeit übertraf er den Mittelwert auf seiner Position im vertikalen Dribbling sogar deutlicher als im progressiven Passspiel. Auch 2021/22 zählten seine 1,52 progressiven Dribblings pro 90 Minuten zu den stärkeren Werten der Liga auf seiner Position.

Geringe Aggressivität

Im Defensivspiel zeigen sich Beckers Werte dagegen schwankend. Zwar gilt er gegen den Ball als laufstarker Spieler, der ein gutes Auge für Lücken im Defensivverbund hat und diese gezielt schließen kann. Die Anzahl seiner erfolgreichen Defensivaktionen und die der von ihm abgefangenen gegnerischen Pässe und seiner erfolgreichen Tackles (ballbesitzbereinigt) bewegten sich jedoch sowohl in seiner letzten Zweitligasaison als auch zuletzt in der Bundesliga weit unter dem Durchschnitt und zählten jeweils zu den schlechtesten der Liga. Somit arbeitet Becker zwar grundsätzlich gut nach hinten mit und stellt die Passwege des Gegners zu, eine Aggressivität im direkten Duell auf dem Niveau von Castrop sollte man allerdings wohl eher nicht von ihm erwarten.

Qualitätssteigerung für den Club?

Becker ist also insgesamt ein technisch starker und kreativer Spieler mit einer guten Spielübersicht, der seine Fähigkeiten schon über mehrere Jahre in der 2. Bundesliga unter Beweis gestellt hat. Seine Leistungsdaten geben Hoffnung, dass er die Qualität des Clubs im Übergangsspiel vom Mittelfeld ins Angriffsdrittel erhöhen kann. Gleichzeitig strahlt er selbst nicht die größte Torgefahr aus und hat bisher nicht dieselbe Intensität im Spiel gegen den Ball an den Tag gelegt wie sein Vorgänger Castrop. Diesen Aspekt wird die Mannschaft also zukünftig anderweitig auffangen müssen. Sollte das gelingen, können Beckers Qualitäten dem Team aber auf jeden Fall weiterhelfen.

Datenquelle: Wyscout / X: @BeGriffis

Autorin: Pausenpfiff
Bildquelle/Composing: Stream, Juwe

   

10 thoughts on “Finn Becker die erhoffte Verstärkung für das Mittelfeld

  • Auch hier Danke. Ich fand ihn gegen Paderborn schon sehr präsent und aktiv (mit Oausen). Aber für zwei Tage mit der Mannschaft und erstes Spiel, Chapeau! Das untermauert für mich auch seine hohe Spielintelligenz. Und ich wage die Prognose, man wird sich in Hoffenheim nochmal in den Allerwertesten beißen denke ich.

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  • Avatar Glub4Life

    Für mich der Königstransfer dieses Sommers. Wie letztes Jahr ein später Einkauf für wenig Geld bei der Resterampe von Hoffenheim. Traurige Realität.

    Mit Becker fällt und steht für mich das Mittelfeld und somit das ganze Spiel beim Club. Er ist erfahren, hat die benötigte Resilienz, taktisch gut ausgebildet und technisch durchaus brauchbar. Wenn nun bald die verlorene Spielpraxis wiederkehrt, haben wir unseren Leader im Mittelfeld!

    Ich hoffe auch, dass Becker bei Justvan einen positiven Impact hat. Es sollte ihn motivieren einen ehemaligen Mitspieler an seine Seite zu bekommen und bestätigen, dass sein Weg nicht der falsche war. Nach den Abgängen wirkte es ein wenig auf mich, als bliebe nur Justvan von den Leistungsträgern (inkl. abgelehntes Angebot aus England). Da kann einem Spieler schon die Lust verloren gehen und danach sah es für mich von außen aus.

    Ich glaube wir haben jetzt nen Top 5 Kader und könnten am Ende auf Platz 6 bis 10 (wegen dem bereits entstandenen Rückstand) landen, falls kein outstanding run in eine Richtung entsteht.

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  • 1. Spieltag:

    Reichert – Gruber, Knoche, Lochoshvili – Janisch, Lubach, Yilmaz, Soares – Justvan – Stepanov, Biron.

    5. Spieltag womöglich mit:

    Reichert – Koudossou, Drexler, Lochoshvili, Yilmaz – Becker, Markhiev – Justvan, Diop – Grimaldi, Zoma.

    Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass gleich in Kalsruhe dieser Grobschnitt vollzogen wird. Aber denkbar wäre es durchaus.

    Das wäre dann eine andere Mannschaft. Mit anderem Spielsystem. Mit anderem Kapitän.

    Das alles nicht in der Vorbereitung. Sondern mitten in der Saison bei laufendem Spielbetrieb. Hab ich so noch nicht gesehen. Dazu fällt mir nur noch ein: Viel Glück, Miro!

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  • Rückblick, letzte Saison 5. Spieltag:

    Torschützen: Telalovic, Tzimas, Duman. Trotzdem nur 1:2 für den Club 😉

    Tzimas holte sich dann noch in 90+10 die rote Karte.

    Ich bin gespannt, ob es Klose schafft in den knapp zwei Wochen Struktur in die Truppe zu bekommen und eine erste Elf zu finden – ich denke das wird noch etwas Trial and Error bis hier Stabilität einkehrt. Ich muss mir jetzt erstmal alle neuen Namen merken

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  • Die rennenden Hörgeräte aus Hannover in der Tabelle ganz vorne jubeln mit satten 12 Punkte Maximalausbeute und der Club mit 1 Punkt n Tick vor der Minimalausbeute. Wer glaubt noch an den Aufstieg!? …Spaß!
    Wir haben uns immer vor Klose gestellt, aber jetzt muß er auch liefern. Damit meine ich sobald als möglich erstmal von dem unschönen Schlußlicht weg und klettern. Es braucht jetzt vorne endlich Laufwege und Automatismen. Vor allem das Zusammenspiel unserer Stürmer war ja katastrophal schlecht. Es kommen auch deswegen kaum Päße vorne in die Schnittstellen, weil auch gar keiner mit richtigen Timing einläuft. Die Abwehr mit 4 Gegentoren steht gar nicht schlecht da, das würde bis Tabellenplatz 5 reichen die Defensive. Es muss im Sturm jetzt mal etwas geschehen. Papa Grimaldi geht voran.

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  • Avatar Clubfanseit1982

    Über die mögliche Startelf nach den 2 Wochen können wir jetzt viel spekulieren. Miro kann in einigen Mannschaftsteilen jetzt sozusagen aus dem Vollen schöpfen. Theoretisch zumindest, denn praktisch wird es sicher eine Herausforderung werden, jetzt die richtige Konstellation zu finden. Gesetzt sind wohl nur Reichert, Yilmaz und Justvan. Weil es ansonsten so viele Varianten gibt, dass sich kein Spieler gerade seines Stammplatzes sicher sein kann.

    Spielt Drexler in einer Viererkette IV, bleibt logischerweise nur ein Platz neben ihm. Ist das dann Gruber oder Lochoshvilli? Und wo bleibt dann Käptn Knoche? Vielleicht gibt es aber doch wieder eine Dreierkette. Oder spielt Drexler gar als RV, wo sich Koudossou etabliert hat? Von der Hitz wird auch wieder eine Option, wie ich vorhin gelesen habe, was mich für den Jungen auch freut. Man könnte natürlich Koudossou auch auf links stellen und Yilmaz wieder auf die 8. Das aber bei einem mittlerweile gut besetzten Mittelfeld. Lubach hat bisher seine Sache gut gemacht und könnte trotzdem wieder zum Einwechselspieler werden. Und wie ist das mit Becker und Markhiev? Spielen sie als Doppelsechs? Und vorn im Sturm, der großen Problemzone, dürfte man am ehesten Zoma in der Startelf sehen, Grimaldi könnte auch der große Joker werden. Vielleicht kommt ja Telalovic wieder in die Spur. Und bei Stepanov wird es spannend, ob er wirklich noch ein zweiter Tzimas werden kann und vor allem wann.

    Wie auch immer, da hat Miro jetzt alle Hände voll zu tun, aus den vielen Spielern eine Einheit zu bilden. Dazu das passende Spielsystem zu entwickeln. Natürlich bietet der breite Kader jetzt auch die Möglichkeit einer großen taktischen Variabilität. Letzte Saison hatte man schon den Eindruck, die Spielweise des Club sei von den Gegnern ab einem Zeitpunkt zu gut ausgelesen worden. Jetzt kann Miro hier auch mal überraschen, vor allem sitzen diesmal auf der Bank einige Optionen.

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  • Klose ist jetzt gefordert aus einem großen Pool an Spielern ein Spielsystem zu etablieren und eine Startelf zu formen. Das wird Zeit brauchen, deshalb bleibe ich bei meiner Erwartung dass es bis Ende Oktober eine sichtbare Entwicklung geben muss. Wenn die nicht kommt, muss man über die Trainerposition intensiv nachdenken.
    Von Joti erwarte ich auch diesbezüglich ein Statement, um nicht nach jedem Spieltag bis dorthin Diskussionen aufkommen zu lassen.

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    • Avatar fränki

      Stimme Dir zu. Aber diese Zeit wird Miro nicht bekommen.

      Joti Chatzialexiou hat Miro mit seinem „Mal schauen“ ja selbst schon angezählt. Ob bewusst oder unbewusst, ist den Medien herzlich egal – jeder konnte mehrmals lesen, was die Medien aus Jotis schwammigen Aussagen im Endeffekt gemacht haben.

      Wäre wünschenswert, dass Miro eine faire Zeit bekäme, diesen kuriosen Neustart mitten in der Saison zu bewerkstelligen. Die Realität aber ist: Verlieren wir in Kalsruhe, gerät Klose schnell wieder ins Zentrum der Kritik.

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  • Avatar Optimist

    Vielen Dank auch von mir. Die gute Vorstellung ergänzt meinen guten ersten Eindruck. Es war für mich schon beeindruckend, wie gut er sich fast ohne Teamtraining schon eingefügt hat, da dürfen wir uns auf mehr freuen.

    Nach der Charakterisierung ist er wohl eher 8er als 6er, aber mehr für die Zentrale Rolle als für das vorderste Drittel. Von daher sicherlich gut als Doppel-6 geeignet. Zusammen mit Markhiev haben wir vielleicht dann wieder so ein magisches Duo wie Galasek/Mnari. Wenn er die fehlende Zweikampfpräsenz mit Übersicht und proaktivem Positionieren kompensieren kann, wird das auch nicht weiter stören.

    Aufgrund unseres jetzt starken Mittelfeldes ist eine Viererkette sicherlich besser geeignet als eine Dreier-/Fünferkette, auch weil die Doppelsechs nunmal besser zur Viererkette passt. Dann kann man variieren zwischen 4-3-3 mit Justvan/Diop als alleinigen 10er oder 4-4-2 mit Doppel-10 oder einer 8er/10er-Kombi. Auch im Sturm eröffnen sich viele Möglichkeiten. Zoma erscheint mir gesetzt und Grimaldi wird sicherlich nicht durchspielen. Da kann man ihn entweder beginnen lassen, um die Abwehr weichzuklopfen, um dann mit Tempo nachzulegen oder eben von Beginn an auf Tempo setzen und dann einen Brecher nachlegen. Das wird interessant!

    Ich denke, durch die letzten Verpflichtungen wurde die Kaderqualität nochmal deutlich gehoben und ohne die Hypothek aus den ersten 4 Spielen wäre die Ansage mit Platz 7 durchaus realistisch.

    Jetzt muss Miro zeigen, was er kann. Fairerweise müsste man aber jetzt auch den Neuanfang ausrufen, ihm also auf jeden Fall bis zum 10. Spieltag Zeit und Ruhe geben, um die Spieler zu integrieren und ein Spielsystem zu entwickeln.

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  • Avatar Alt-68er

    Gefühlt haben wir jetzt eine komplett neue Mannschaft. Viel Arbeit für uns Fans: Rückennummern merken, Aussprache von Namen erkunden und lernen – wissen, wer nur geliehen ist und wer wirklich „uns gehört“, ein bisschen im Auge behalten, wie sich die vielen von uns verliehenen Spieler machen, und ein wenig mitfiebern, ob es „unsere“ leider verkauften Spieler wie Brown, Jander und Jeltsch noch in die Nationalmannschaft schaffen. Also: Wir sind gut beschäftigt!

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