Mehr Tradition geht kaum
Verstehen Sie Spaß, fragt die ARD am Samstagabend. Ganz ehrlich: Was soll denn diese Frage? Wenn wir Clubberer keinen Spaß verstehen, wer denn dann? Auf dem Dritten läuft ein Eberhofer-Krimi. Und auf einem Privatsender zeigen sie Louis de Funes. Nein! Doch! Oh! Unser TV-Tipp für den Ostersamstag-Abend aber ist das Traditionsduell zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Nürnberg. Zu sehen auf Sky und auf Sport1. Dieses Angebot ist quasi genreübergreifend. Denn Club-Spiele schwanken manchmal zwischen Komödie und Tragödie. Manchmal ist auch ein Schuss Horror dabei. Und ein Krimi sind Club-Spiele eh fast immer. Wir wünschen gute Nerven.
Der Gegner:
„Wir waren gegen Schalke sehr mutig, haben viel Fußball gespielt und uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir müssen es dem Gegner schwerer machen, gegen uns zu treffen. Offensiv haben wir immer die Qualität, ein paar Tore zu machen“, sagte Marius Gersbeck auf der Hertha-Pk. Gersbeck wird aller Voraussicht nach auch am Samstagabend das Gehäuse der Berliner hüten. Und ja, Tore schießen kann die Hertha. Bereits 50 Mal ließ es die Alte Dame in des Gegners Kasten klingeln. Mittelstürmer Tabakovic traf bereits 15 Mal. Auch Niederlechner (7 Tore) und Reese (6) sind gefährlich. Wobei Reese eher durch Vorlagen glänzt – mit 21 Scorerpunkten gehört der ehemalige Kieler zu den herausragenden Spielern der Liga. Kurzum: Für unsere Abwehr, die sich in der Rückrunde stabilisierte, wird das ein Härtetest gegen eines der torgefährlichsten Teams der Liga.
Die Bilanz:
Am ersten Spieltag der allerersten Bundesliga-Saison am 24. August 1963 erwartete Hertha BSC den 1. FC Nürnberg. 60.000 Menschen im Berliner Olympiastadion sahen ein 1:1. Den Nürnberger Treffer erzielte Max Morlock. Mehr Tradition geht also kaum, wenn sich Hertha und der Club begegnen. Die Bilanz ist ziemlich ausgeglichen. 16 Siege für die Hertha, 18 für den Club, 8 Unentschieden. Die „kicker“-Statistik spuckt zudem aus, dass der Club noch nie verloren hat gegen Hertha in der Zweiten Liga – allerdings traf man im Unterhaus auch nur sieben Mal aufeinander. Die letzte Begegnung entschied der Club für sich. In der Hinrunde gab es ein hart umkämpftes 3:1. Kempf und Marquez sahen damals Rot. Die Club-Tore erzielten Flick und Hayashi, Leistner traf ins eigene Netz.
Die Lage:
Apropos Toni Leistner. „Immer wenn wir die Gelegenheit hatten, oben anzuklopfen, sind wir die Spiele völlig anders und destruktiv angegangen. Das schmerzt am meisten“, wurde der Hertha-Kapitän in der „Mitteldeutschen Zeitung“ zitiert. Und irgendwie hätte dieser Satz in leicht abgewandelter Form auch von einem Club-Spieler kommen können. Beide Teams rangieren im Mittelfeld der Tabelle. Die Hertha hat einen Punkt mehr und zudem die weitaus bessere Tordifferenz. Während der Club trotz acht Punkten Vorsprung auf die rote Zone gut daran tut, in erster Linie nach unten zu schauen. Hochgerechnet würde man nach aktueller Lage 38 Punkte zum direkten Klassenverbleib benötigen. Vielleicht aber braucht man sogar noch mehr. Schnell die 40-Punkte-Marke zu erreichen, wäre wichtig. Zumal das Restprogramm kein Spaziergang wird für den FCN.
Die Aufstellung:
„Sie sind alle wieder gesund zurück, das ist das Wichtigste, und jetzt sind sie ganz normal wieder im Mannschaftstraining“, so Cristian Fiél über unsere Jungs, die in den vergangenen Tagen bei ihren Auswahlmannschaften waren. Auch Jan Gyamerah ist nach seiner Gelb-Sperre wieder dabei. Joe Hungbo konnte als einziger im traurigen Testspiel gegen den FC Ingolstadt (0:2) wenigstens etwas auf sich aufmerksam machen und könnte womöglich für den in letzter Zeit formschwachen Benni Goller in der Startelf stehen.
Somit könnte der Club in Berlin beginnen mit:
Klaus – Gyamerah, Jeltsch, Horn, Brown – Flick – Castrop, Uzun – Hungbo, Andersson, Wekesser.
Und sonst so:
Die Clubfrauen pausieren. Unsere U23 ist indes am Start. Und zwar zuhause im „kleinen Derby“ gegen die U23 der SpVgg Greuther Fürth. Gespielt wird am Samstag um 14.00 Uhr. Beim jüngsten 3:1-Sieg in Buchbach erzielten Malick Sanogo, Julian Kania und Dustin Forkel die Treffer. Der 18jährige Forkel gilt dem Vernehmen nach als großes Offensivtalent. Bereits im November wurde bekannt, dass der Club den Vertrag des gebürtigen Coburgers verlängerte. Als Vorprogramm zum Traditions-Duell zeigt Sky übrigens die Begegnung zwischen Bayern und dem BVB. Naja. Parallel kann man bei Bedarf auch seine Biervorräte auffüllen oder sich Sechs auf Kraut kochen. Die Bundesliga als Nebenprodukt der DFL – am 22. Spieltag waren bei den neun Zweitligaspielen erstmals mehr Zuschauer in den Stadien als in denen der ersten Bundesliga. In Berlin werden 45.000 Zuschauer erwartet, darunter mindestens 5.000 aus Nürnberg. Betonung wohl eher auf mindestens.
Autor: Fränki
Bildquelle: Pexels, Juwe * PS