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Überflieger im Achteck

Überflieger St. Pauli: Erfolgreiche Zwischenlandung auf der Reise ins Oberhaus?

Mit dem Auswärtserfolg in Magdeburg rangiert der 1. FC Nürnberg nach dem 25. Spieltag mit 36 Punkten auf dem achten Rang der Tabelle. Der Abstand auf den unteren Relegationsplatz ist auf elf Zähler angewachsen, der auf den dritten Platz auf fünf Punkte geschrumpft. Zwei Siege in Folge, da hüpft das Herz der Clubfans nach zuvor bleiernen Wochen endlich einmal vor Freude und der Blick geht steil nach oben. „Geht da noch was?“, fragen sich viele hoffnungsvoll.

Viéls Hamster Black Jack: 36 und 4

Trainer Christian Fiél bleibt erst einmal auf dem Boden: „40 Punkte braucht man immer für den Klassenverbleib und wir haben erst 36. Deshalb fehlen noch vier und wenn wir diese auch noch haben, dann darf man gerne nach den restlichen Saisonzielen fragen.“ Recht hat er! In der Saison 2017/18 reichten Erzgebirge Aue selbst 40 Saisonpunkte nicht, um der Relegation zu entgehen. Und es spricht Einiges dafür, dass die letzten vier oder fünf fehlenden Zähler zum sicheren Klassenerhalt die schwierigsten der Saison werden könnten. Denn die größten Brocken, sprich die schwersten Gegner, kommen noch. Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass das fußballerische Niveau des FCN in der Rückrunde nicht besser war, als die eingefahrenen, mageren Resultate zeigen – es war also eindeutig keine Ergebniskrise. Auch für den Sieg gegen Kellerkind Braunschweig musste ein ordentlicher erster Durchgang genügen, urteilte der Kicker in seiner Analyse. Die zweite Halbzeit lag dann wieder auf dem Level der Vorwochen.

Magdeburg macht Hoffnung

Und dennoch war nach dem Spiel ein Aufwärtstrend zu spüren, der mit dem Sieg gegen Magdeburg fortgesetzt werden konnte. Der Kicker bescheinigte dem Club diesmal, Novum in der Rückrunde, eine „defensive Glanzleistung“ und feierte den „Glanzmoment der eigenen Jugend, der zum Siegtreffer führte“. Lob auch für den Torhüter (Kicker Note 2,0) und den wohl spielentscheidenden taktischen Kniff des Trainers, der Rochade von Jan Gyamerah und Jens Castrop. Mit dem zweiten Erfolg am Stück, steigt sicherlich das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das macht Hoffnung gegen den kommenden Gegner.

St. Pauli: Magdeburg hoch zwei

Allerdings trifft man mit dem FC St. Pauli bei vergleichbarer Spielanlage auf noch mehr Qualität, auf Magdeburg hoch zwei sozusagen. Die Kiez-Kicker machen das Spiel, sie lassen den Gegner durch extremes (Gegen-)Pressing gar nicht erst zur Entfaltung kommen, spielen offensiv variabel und stehen hinten extrem sicher. Mit 46 Treffern gehört der souveräne Tabellenführer zu den offensivstärksten Teams und stellt gleichzeitig mit nur 25 Gegentreffern die stärkste Defensive.

Nach dem Ausrutscher gegen Schalke 04, berappelte sich St. Pauli gegen Herta BSC und dominierte den Gegner nach Belieben (2:0). Der Ausfall von Abwehrchef Eric Smith wurde durch Hauke Wahl problemlos kompensiert. Hertas Trainer Pal Dardei erklärte nach dem Spiel frustriert: „Bei Handlungsschnelligkeit und Reaktionsschnelligkeit haben wir ein Riesen-Defizit. In der ersten Halbzeit kam nach drei Pässen immer der Fehlpass. Keine Balleroberung, es wurde nicht rausgeschoben. Eine richtige Torchance war nicht da.“

Blaupause Magdeburg?

Kennen wir das nicht? Ein deutlicher Fingerzeig nach Nürnberg, denn dies alles sind Schwächen, die beim Club über die ganze Saison hinweg immer wieder zu sehen waren, auch beim mit 5:1 verlorenen Hinspiel.

Aber die Mannschaft hat gegen Magdeburg bewiesen, dass man verteidigen kann, dass man die Lufthoheit erringen kann, dass man zu null spielen kann, dass man die Konzentration halten kann und dass man Konter auch einmal erfolgreich zu Ende spielen kann. Trotz über 70 Prozent Ballbesitz, ähnlich wie Pauli gegen Berlin, konnten die Magdeburger das Nürnberger Abwehrbollwerk nicht überwinden, die oft vermisste Mentalität war zu spüren. Und auch das ein Erfolg: Die Taktik des Trainers ging auf, der Erfolg wurde auch „ercoacht“. Insofern könnte das Spiel gehen Magdeburg die Blaupause gehen St. Pauli sein. Trainer Fiél dazu auf bild.de: „Ich bin ein Trainer, der gerne den Ball hat, der es liebt Spiele zu kontrollieren und einen Plan umzusetzen. Es ist aber einfach so, dass du manchmal eben auch andere Dinge auf den Platz bekommen musst.“

Der Kniff mit dem Positionstausch ist im kommenden Heimspiel so nicht wieder möglich. Jan Gyamerah ist nach der fünften gelben Karte gesperrt. Nachdem Jannik Hofmann weiter mit Knieproblemen ausfällt, wird wohl zunächst Enrico Valentini erste Wahl als Rechtsverteidiger sein. Vielleicht rutscht Castrop dann im Laufe des Spiels erneut eine Station nach hinten und Taylan Duman ersetzt ihn im Mittelfeld. Auf den restlichen Positionen sind in der Startelf kaum Änderungen zu erwarten, solange es keine neuen Verletzten zu beklagen gibt.

Bei St. Pauli ist der Schütze zum 1:0 gegen Herta BSC, der rechte Schienenspieler Manolis Saliakas, nach fünf gelben Karte gesperrt. Abwehrchef Eric Smith und Innenverteidiger Karol Mets trainieren nach ihren Blessuren bereits wieder. Ob sie eingesetzt werden können, ist noch ungewiss.

Pressekonferenz St. Pauli

Sorgen bereitet das Cheftrainer Fabian Hürzeler bei der Spieltags-Pressekonferenz nicht: „Somit haben wir in der letzten Linie personelle Probleme. Wir haben aber einen breiten Kader und werden versuchen, die Ausfälle aufzufangen. Es ist definitiv eine Option, auf die Viererkette zu gehen. Ich rede oft von Prinzipien, so ist unser System auch aufgebaut. Die Prinzipien sind allgemeingültig und nicht von einem bestimmten System abhängig. Mehrere Spieler sind in der Lage, unterschiedliche Positionen zu spielen.“

Presskonferenz FCN

Christian Fiél über den Gegner: „Mit Abstand die beste Mannschaft in dieser Liga, mit Abstand! St. Pauli wird viel Kontrolle haben, wird viel den Ball haben und wir werden Meter machen müssen. Aber die Jungs haben gezeigt, dass sie es können und sind darauf vorbereitet und wir versuchen morgen, das Spiel zu gewinnen.“

Hopp oder top?

Mit einem Sieg bei der Zwischenlandung in Nürnberg könnte der FC St. Pauli Nürnberg Kraft tanken und durchstarten Richtung erste Bundesliga. Für den Club geht es erst einmal darum, auf dem Rollfeld nicht gleich unter die Räder zu kommen. Selbst eine knappe Niederlage bei ansonsten guter Leistung scheint akzeptabel. Aber wer weiß, mit viel Willen und etwas Spielglück, das man auch gerne zwingen darf, könnte man den Pauli-Motor durchaus ins Stottern bringen (Remis) oder sogar abwürgen (Sieg). Dann dürfte der Blick der Clubfans tatsächlich steil nach oben gehen. Und man winkt und wünscht dem FC St. Pauli weiter guten Flug.

Mögliche Startelf 1. FC Nürnberg

Klaus – Valentini, Jeltsch, Horn, Brown – Flick – Castrop, Uzun – Goller, Andersson, Wekesser

Mögliche Startelf FC St. Pauli (gemäß kicker.de)

Vasilj – Dzwigala, Wahl, Scheller – Treu, Irvine, Hartel, Ritzka – Metcalfe, Eggestein, Saad

Anpfiff: Samstag, 16. März 2024, 13.00 Uhr im Max-Morlock-Stadion in Nürnberg vor mehr als 40.000 Zuschauerinnen und Zuschauern.

Quellen: kicker.de, transfermarkt.de, bild.de, fcn.de, fcstpauli.com

Autor: Knirpzz
Bildquelle: Knirpzz

  

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