Glücklich im Niemandsland
Man konnte die Steine förmlich purzeln hören, die den meisten Clubfans vom Herzen fielen nachdem man mit einem knappen 2:1 Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig endlich wieder einen Dreier landen konnte. Die Gefahr, dass die Mannschaften hinter dem 1.FCN in der Tabelle gefährlich weniger werden und der 1.FCN weiter abzurutschen drohte, scheint erstmal gebannt. Schwer vorstellbar, dass man mit dem Abstiegskampf in dieser Saison nochmal etwas zu tun haben könnte. Obwohl wir sind der Club… ach lassen wirs und genießen einfach den Moment, einen wunderschönen Sonntag und 3 Punkte mehr auf dem Konto.
Mehr mittig als jetzt könnte man in der Tabelle gar nicht stehen 9 Punkte nach unten 8 Punkte nach oben. „Glücklich im Niemandsland“ mit einer Mannschaft, die es so auf dem Papier eigentlich bereits gar nicht mehr gibt. 3 Talente werden uns schließlich am Saisonende mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit verlassen und 10 Verträge laufen aus. Es dringt schon durch, dass für einige Spieler, deren Verträge auslaufen, die Reise am Valznerweiher in einigen Wochen zuende sein wird. Aber kommen wir nochmal zum gestrigen Spiel.
Nach einem wuchtigen Kopfballtor in der 23. Minute von Sebastian Andersson, der seinen Gegenspieler regelkonform förmlich wegwalzte im Kopfballduell sowie einem Handelfmeter durch den kaltschnäuzigen Youngster Can Uzun (Iceman) kurz vor der Pause konnte man seit langem mal wieder mit einem beruhigenden 2:0 in die Halbzeitpause gehen.
Nach Wiederanpfiff von 3 Wechseln beflügelt wurde die Eintracht zielstrebiger und kam in der 57. Minute durch den Franzosen Helgason sträflich frei gespielt in der linken Strafraumhälfte mit einem Heber gegen Klaus zum Anschlusstreffer. So frei vorm Torwart tauchen selbst in der Kreisliga Stürmer nicht oft vorm gegnerischen Tor auf. Danach plätscherte das Spiel dahin, Spielzüge und gefährliche Strafraumszenen waren Mangelware bis erneut Gollers Auftritt kam, der das Spiel hätte vorzeitig entscheiden können ja sogar müssen. Er ist ein schneller beweglicher Außenbahnspieler, macht vieles richtig, um sich in gefährliche Abschlusspositionen zu bringen, weiß dann aber nicht, wie er den Ball auch noch am Torhüter vorbei bringt.
Das mögliche frühe 2:0 im Derby gegen Fürth immer noch im Hinterkopf lief es diesmal wieder genau so. Zwei gute Chancen hat er im letzten Drittel des Spiels vergeben, die für mehr Beruhigung hätten sorgen können. Zum Glück gelang auch Eintracht Braunschweig nicht mehr sonderlich viel ausser Distanzschüsse und eher verzweifelten Flanken kam auch da nichts mehr zwingendes, so daß der 1. FCN den knappen Sieg über die Zeit zittern konnte. Am Ende ist nur wichtig die befreienden 3 Punkte bleiben in Nürnberg.
Auffällig waren für mich zwei Spieler, Flick sorgte für die Bindung im Clubspiel mit der höchsten Laufleistung im gesamten Team. Er findet immer mehr zu der Form, die man in ihm bei der Verpflichtung nach der Leihe gesehen hat. Es ist das zweite sehr starke Spiel von Flick hintereinander, war er doch schon in Fürth trotz der Niederlage einer der wenigen Lichtblicke.
Der andere Lichtblick ist der 17 jähriger Youngster Finn Jeltsch, der nichtmal der Pubertät entwachsen (nicht despektierlich gemeint sondern er ist körperlich immer noch in der Entwicklung) , bereits den erfahrenen Ivan Marquez auf die Bank verdrängt hat, der eigentlich als neuer Abwehrchef nach Nürnberg geholt wurde. Finn lebt von seiner agilen Spielweise und wurde gestern mit dem höchsten Highspeed auf dem Platz gemessen. Als Innenverteidiger Bonne Honneur! Dazu wurde er erst letzte Woche mit seinen 17 Jahren in einem hitzigen Derby in die Startelf geworfen, wo er überzeugte. An der Stelle muss man sich noch mal vergegenwärtigen, das ist ein Jugendspieler.
Auch wenn wir aktuell 2. Liga Durchschnitt sind, durchschnittlicher geht es kaum, aber wir haben mit Can Uzun und Finn Jeltsch die vielleicht begehrtesten Talente im deutschen Profifußball in den Reihen. Ich lehne mich gerne aus dem Fenster für mich ist Jeltsch ein nicht weniger großes Talent wie Can Uzun auch wenn Can natürlich die spektakuläreren Aktionen vorne hat. Für mich könnte Jeltsch ebenso ein 10 Mio + x Transfer werden nur vermutlich eine Saison später als Can, der sicherlich im Sommer weg ist.
Zusammengefasst der 1. FCN hat sich in der Mittelmäßigkeit der 2. Liga festgespielt. Das ist keine befriedigende Situation für einen so traditionsreichen Verein, aber man hat die Zukunft bereits in seinen Reihen stehen auch wenn sie sehr wahrscheinlich weniger sportlich sondern mehr wirtschaftlicher Art sein werden, weil wir solche Spieler wie Finn Jeltsch und Can Uzun nicht werden halten können. Aber es entstehen daraus Chancen schon bereits beim großen erwarteten Umbau im Sommer 2024 mit den erwarteten Transfererlösen mehr Qualität und mehr Mentalität in die Mannschaft zu bringen, um dann wieder weiter oben mitspielen zu können. So zumindest der Plan nach dem sich der Verein erfolgreich Werte mit jungen Megatalenten geschaffen hat. Das verdient an der Stelle auch Respekt gegenüber den Verantwortlichen, man hat nicht alles falsch gemacht sondern auch vieles richtig.
Autor: Juwe
Bildquelle: Pexels, Juwe + PS