Ohne „Delle“ in Wiesbaden?
Zwanzig gute Minuten gegen den Tabellenletzten Osnabrück sind keine Wiedergutmachung. Es war wieder nicht gut. Findet am Freitag Abend um 18:30 Uhr in Wiesbaden die ausgefallene Wiedergutmachung statt? Seit dem überraschend starken Rückrundenauftakt, wie wir ihn einige Jahre nicht mehr erlebt haben, ist der 1.FCN auf der Suche, aber leider auf der Suche nach sich selbst. Quo Vadis 1. FCN?
Ratlos wirkte nach dem letzten Spieltag Trainer Fiél, warum man in der 2. Halbzeit nach 20 Minuten das Spiel wieder völlig aus der Hand gab, dafür hatte er in der Pressekonferenz keine Erklärung. Hat er unter der Woche bei der Trainingsarbeit mit der Mannschaft Antworten gefunden?
Mit einem Blick auf das Arbeitspapier, das mit Wehen Wiesbaden beschriftet ist, sind sich euphorisierende Clubfans schnell einig, das müsste doch ein Dreier werden. Der Name Wehen Wiesbaden hat trotz guter Leistungen als Aufsteiger keinen Ruf, der bei der Konkurrenz Schrecken verbreitet. Es klingt auf den ersten Blick machbar.
Verschiedene Gründe könnten eine erneute Wiedergutmachung aber gefährden. Der Gegner Wehen Wiesbaden mit dem erfahrenen Trainer Markus Kauczinski hat als Aufsteiger respektable Leistungen im Ligaalltag gezeigt, beispielsweise einen klaren Heimsieg gegen Hertha BSC oder ein beachtliches Unentschieden am Millerntor beim souveränen Tabellenführer St. Pauli. Auch gegen den HSV und Schalke also gegen die Großen hinterließen sie einen starken Eindruck. Wehen befindet sich in der Tabelle in enger Nachbarschaft zum 1. FC Nürnberg und könnte uns mit einem Heimsieg am Freitag sogar überholen. Die Wiesbadener liegen mit 26 Punkten auf dem Konto nur 2 Punkte hinter dem 1. FC Nürnberg auf dem 12. Tabellenplatz. Auf dem Platz spielt Kauczinskis Elf üblicherweise mit einer Dreierkette, sie verdichtet hinten sehr gut und schickt beim umschalten seine schnellen Stürmer in die Tiefe. Mit dem genesenen Doppeltorschützen des Hertha Spiels Kovačević dann Prtajin, Lee und Lasse Günther haben die Wiesbadener schnelle, quirlige Spieler im Sturm, die jede Abwehr in der 2. Liga vor Probleme stellen können.
Sie kommen über eine leidenschaftliche, geschlossene Mannschaftsleistung nach Rückschlägen immer wieder ins Spiel zurück und lassen auch nicht locker mit einer hohen Intensität, wie sie es in Karlsruhe vergangenen Spieltag bewiesen haben analog, wie es uns gegen Osnabrück erging, beim spielstarken KSC beide Führungstreffer mit starkem Willen umgehend wieder ausgeglichen haben. Am Ende waren sie dem Siegtreffer sogar deutlich näher als der KSC.
Es wird diesmal eine konzentrierte Leistung von Beginn an über 90 Minuten nötig sein, um zu punkten. Falls der FCN also wieder in Lethargie verfällt, wird sich Wehen nicht lange bitten lassen und die Einladung annehmen. Dann werden sie mit ihrer hohen Intensität da sein.
Unter der Woche machte die Hiobsbotschaft die Runde, dass Can Uzun wegen Krankheit nicht am Training teilnehmen konnte und hinter seinem Einsatz in Wiesbaden ein großes Fragezeichen steht. Der Trainer Christian Fiél betonte in der Pressekonferenz, dass sie bei Can gesundheitlich kein Risiko eingehen werden und sich sein Einsatz sehr kurzfristig entscheiden wird.
Ausgerechnet der Nürnberger Superstar Can Uzun, der 4 von 5 Rückrundentoren erzielt hat, aber immer wenn eine Tür zufällt geht eine neue wieder auf. Es ist auch eine Chance, dass sich Cans Nebenleute endlich zeigen und mehr Verantwortung übernehmen besonders in der Offensive . Es schwelt nämlich der Eindruck, man hat sich in den letzten Spielen vielleicht zu sehr auf die Geistesblitze des Jungstars verlassen und phasenweise sogar darauf ausgeruht. Das Einstandstor der Winterneuverpflichtung Sebastian Andersson als klarer 9er und echte Sturmspitze wäre auch nach bislang 5 Einsätzen eine sprichwörtlich runde Sache. Ohne Can werden die Stürmerkollegen noch mehr gefordert sein.
Erwarten kann man, dass erneut Torhüter Carl Klaus in der Startelf steht, der als einziger im Katastrophenspiel in Hannover sowie gegen den VFL Osnabrück eine solide gegen den VFL sogar eine gute Leistung zeigte, wofür er beim Kicker die Spielnote 2,0 erhielt. Im Torhüter Duell scheint Carl Klaus also die Nase vor Mathenia mittlerweile vorne zu haben. Da Mathenia sich selbst nicht als Banktorhüter sieht, wird der 1. FC Nürnberg die Torhüterfrage nach dieser Rückrunde wohl komplett neu denken müssen. Der Club erinnert schon fast an deutsche Autobahnen, überall Baustellen im Kader.
Mein persönlicher Wunsch wäre, mehr Frische im Kader zu erleben und auf unsere talentierten Nachwuchsspieler zu setzen, damit auch mal ein Jeltsch oder ein Jannik Hofmann im Spielkader auftauchen vielleicht sogar auf dem Platz stehen. Das könnte die Mannschaft etwas durchlüften mit einem frischen Wind, aber so richtig daran glauben fällt mir schwer.
Folglich mein Startelf Tip gegen Wehen Wiesbaden:
Carl Klaus
Gymerah – Marquez – Horn – Brown
Castrop – Flick – Uzun?(Wekesser)
Goller- Andersson – Schleimer
Freuen wir uns also auf ein intensives Freitag Abend Spiel, in dem der 1. FCN nur etwas holen kann, wenn er von der ersten Minute an hellwach auf dem Platz ist und möglichst konstante 90 Minuten abliefert ohne „Dellen“ wie Belschanov es in seinen Tresengeschichten beschreibt.
Autor: Juwe
Bildquelle: Knirpzz, Juwe + PS
Ein paar Liveshots aus Wiesbaden von Exilfranke