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Wie hat sich Julian Justvan entwickelt?

Im vergangenen Sommer wechselte Julian Justvan aus der Bundesliga zum Club, um dem lahmenden Offensivspiel mehr Wucht zu verleihen. Angesichts seiner Vita war das Ziel seiner Verpflichtung maßgeblich auch, der jungen Mannschaft einen weiteren Säulenspieler zur Seite zu stellen. Nach fast der halben Saison hat der 26-Jährige das in ihn gesetzte Vertrauen bislang überwiegend zurückgezahlt. Zeit, sich die bisherige Saison des Nürnberger Topeinkaufs genauer anzusehen.

Justvan als Top-Scorer

Neun Torbeteiligungen in vierzehn Ligaspielen – mit dieser Bilanz seiner bisherigen FCN-Zeit kann Justvan durchaus zufrieden sein. Zwar konzentrierten sich seine Tore und Assists auf lediglich fünf Begegnungen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass er in neun Partien leer ausging. Dennoch teilt er sich im internen Scorer-Ranking aktuell den ersten Platz mit Wunderkind Stefanos Tzimas.

Auch im Ligavergleich können seine Zahlen überzeugen. Auf 90 Minuten gerechnet bewegt sich Justvan bei den Torvorbereitungen unter den besten 10% der offensiven Mittelfeld- und Flügelspieler, bei den Torbeteiligungen insgesamt unter den besten 13%. Seine erzielten Tore pro 90 Minuten liegen dagegen im stabilen Mittelfeld. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass er nur selten in gute Abschlusspositionen kommt. Während er zwar insgesamt durchschnittlich oft den Abschluss sucht, ist seine mittlere Torentfernung von 19,75 Metern eine der weitesten in der Vergleichsgruppe.

Dementsprechend kommen nur 20,8% seiner Abschlussversuche aufs Tor, womit er ligaweit auf seiner Position zu den unteren 5% zählt. Gleichzeitig verfügt er aus dem Spiel heraus aber durchaus über eine solide Effektivität. Vergleicht man seine tatsächlich erzielten Tore mit den statistisch erwartbaren (Elfmeter bei beiden Parametern außen vor gelassen), ergibt sich nur eine leicht negative Abweichung. Hätte es die kuriose Elfmetersituation gegen Düsseldorf nicht gegeben, könnte man Justvan in Bezug auf seine Chancenverwertung keine Vorwürfe machen.

Belebung für das Offensivspiel

Herausragende Werte liefert der Linksfuß dafür im kreativen Passspiel. Mit 2,76 Schussvorlagen, 2,21 Pässen in den Strafraum und 5,76 progressiven Pässen (jeweils pro 90 Minuten) zählt Justvan hier zur Spitzengruppe der 2. Liga. Auch in Bezug auf erwartete Assists und Pässe ins letzte Drittel gehört er immerhin zu den besten 20%. Bemerkenswert ist dabei, dass seine tatsächlich gelieferten Torvorlagen das statistisch Erwartbare noch übersteigen. Somit zeigten sich auch seine von ihm in Szene gesetzten Mitspieler häufig überaus effektiv. Unterm Strich ist es kein Zufall, dass nur wenige Spieler auf Justvans Position häufiger an den letzten beiden Aktionen vor einem Tor beteiligt sind als er. Am häufigsten bringt er sich durch Pässe aus dem Spiel heraus in erfolgreiche Spielzüge ein, aber auch Standards und geblockte Schüsse zählen hier zu seinen Waffen.

Da Justvan auch generell in der progressiven Passdistanz weit vorne liegt und sich überproportional oft an anspruchsvolleren langen Pässen versucht, ist seine weit unterdurchschnittliche Passquote von 64,7% kein Zeichen mangelnder Qualität. Aufgrund seiner Fähigkeit, gefährliche Offensivaktionen zu kreieren, wird ihm im eigenen Ballbesitz eine sehr aktive Rolle eingeräumt. Hauptsächlich erstreckt sich diese Aktivität auf das mittlere Spielfelddrittel, wo der 26-Jährige das Spiel lenken kann. In beiden Strafräumen ist er dafür nur vergleichsweise selten als Anspielstation präsent, im gegnerischen relativ gesehen noch weniger als im eigenen.

Seine spielgestalterischen Fähigkeiten erschöpfen sich nicht in linienbrechenden Pässen, auch im Dribbling hat er seine Qualitäten. Während er generell überdurchschnittlich häufig ins Dribbling geht, gelangt er dadurch seltener ins letzte Drittel oder überbrückt gegnerische Linien, als man das von seinem Passspiel gewohnt ist. Daran zeigt sich, dass Justvan Dribblings häufig als Mittel zur Ballsicherung einsetzt, bis sich eine vielversprechende Anspielstation auftut. Mit 1,89 erfolgreichen Offensivzweikämpfen pro 90 Minuten, was einer Quote von 46,2% entspricht, bewegt er sich auch in dieser Disziplin deutlich über dem Schnitt seiner Positionskollegen.

Solide, bisweilen passive, Defensivarbeit

Gegen den Ball ist Justvans Einsatz weitestgehend solide, aber nicht so durchschlagskräftig wie im Ballbesitzspiel. Er führt mit 1,03 Defensivzweikämpfen pro 90 Minuten gerade noch durchschnittlich viele, wobei er sich auch hier mit Abstand am häufigsten im mittleren Drittel einbringt. Seine Erfolgsquote bei defensiven Zweikämpfen von 68,9% kann sich dabei durchaus sehen lassen, ebenso wie die 45,5% erfolgreich unterbundenen gegnerischen Dribblings. Dabei begeht kaum ein Spieler auf seiner Position seltener ein Foul als er. Im Gegensatz zu den meisten anderen Clubspielern ist Justvan auch in der Luft vergleichsweise schwer zu überwinden. Mit 50% erfolgreich bestrittenen Kopfballduellen übertrifft er die meisten anderen offensiven Mittelfeldspieler der Liga. Während sich bei der Anzahl der abgefangenen Pässe des Gegners und bei den Balleroberungen keine negativen Abweichungen zeigen, erreicht Nürnbergs Nummer 10 mit lediglich 1,34 Defensivaktionen pro 90 Minuten (Summe der Defensivzweikämpfe und der abgefangenen Bälle) aber insgesamt nur einen unterdurchschnittlichen Wert.

Säulenspieler Justvan

Insgesamt gibt es gute Argumente dafür, dass sich Justvan als der gewünschte Säulenspieler beim Club etabliert hat. Zwar könnte er sich in der Defensivarbeit noch ein wenig aktiver zeigen und selbst torgefährlicher werden, was beides schon vor seinem Wechsel zum Club als noch verbesserungswürdig galt. Außerdem ist nicht zu leugnen, dass auch Justvan bislang in einigen Partien unauffällig bis unglücklich aufgetreten ist. Nichtsdestotrotz ist seine individuelle Klasse aus dem Nürnberger Ballbesitzspiel, das ohne seine Kreativität wohl weitaus weniger ansprechend wäre, nicht mehr wegzudenken. Dass der Club diese Saison ligaweit die zweitmeisten Torschüsse abgegeben und die sechstmeisten Großchancen herausgespielt hat, ist, als angenehme Abwechslung zur offensiven Magerkost der Vorjahre, maßgeblich auch Justvans Verdienst.

Datenquellen: FBref und FotMob

Hinweis aus der Redaktion: Die geschätzten und beliebten Pausenpfiff Formchecks pausieren vorübergehend bis Mitte März. Die Autorin steckt im Staatsexamen als angehende Juristin. Wir drücken natürlich fest die Daumen! Pausenpfiff wir wünschen dir viel Erfolg und Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch ins neue Jahr 2025! Danke für deine bereichernden Artikel! 

Pausenpfiff Score 7.5 (von 1.0 – 10) 

Autorin: Pausenpfiff
Bildquelle: FCN, Juwe

   

22 thoughts on “Wie hat sich Julian Justvan entwickelt?

  • Hab ihr es schon gelesen die schlechte Nachricht zu Weihnachten, Pausenpfiff pausiert bist Mitte März. Tatsächlich gibt es noch etwas wichtigeres als unseren Glubb, sie steckt im Staatsexamen als angehende Juristin. Wir werden die Formchecks (vorübergehend) vermissen und drücken ihr natürlich die Daumen! May the Force be with you…Pausenpfiff! 🙂

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    • Absolut 👍🏽 drücke die Daumen, hab meine Vorliebe für die Juristerei auch versucht in einem Studium auszuleben, allerdings neben meinem „normalen“ Job der damals noch in Schichten stattfand, ich hab aber noch vor dem ersten Staatsexamen rein zeitlich kapituliert.
      Viel Glück, viel Energie für Dich Pausenpfiff und wir hoffen dass der Club Dir trotz Pause das ein oder andere glückliche Lächeln auf Gesicht zaubert denn mit Lächeln und positiver Energie geht Vieles leichter von der Hand!

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  • Vielen Dank Pausenpfiff für diese wiederum, also schon gewohnt, sehr gute Beschreibung. Ich sehe Justvan, ohne auf die Daten zu schauen, ähnlich und finde insbesondere, dass er aus dem Offensivspiel des Club als belebendes Element nicht wegzudenken ist. Dabei stört mich seine offensichtlich schlechtere Defensivarbeit weniger, wahrscheinlich weil ich noch vom alten Schlag bin und als Rechtsaußen die Defensive auch immer schleifen ließ.
    Staatsexamen lässt auf das Alter schließen. Ich freue mich sehr, dass auch junge Menschen noch am Club hängen und wenn das so leidenschaftlich und fundiert passiert, freut es mich noch mehr. Alles Gute für das Staatsexamen und keine Angst. Wenn du dort ähnlich strukturiert vorgehst, wie bei deinen Artikeln, wird es ein Prädikatsexamen.

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  • Gewohnt fundiert, spannend und unterhaltsam. Ja, das wird mir fehlen, v.a. falls es Neuzugänge im Winter gibt…

    Aber wie heißt es: „…heute ist nicht alle Tage, sie kommt wieder, keine Frage!“ (die Älteren werden sich erinnern 😉 )

    Die Einschätzung entspricht schon dem, was man so im Spiel wahrnimmt, wenn auch der Impact für das Spiel vielleicht sogar noch größer ist, als gedacht.
    Mir macht nur ein wenig Sorgen, dass meiner Meinung nach die Elfmeter-Krise schon Spuren hinterlassen hat, Justvan scheint mir seitdem ein wenig angeschlagen, weniger griffig. Ich weiß nicht, ob man das auch statistisch sieht oder ob das nur der Eindruck ist, weil die Mannschaft generell Probleme in den letzten Spielen hatte…

    Liebe Pausenpfiff, ich wünsche Dir einen guten und positiven Kopf für die „Crunchtime“ und ein starkes Finish im Staatsexamen. Das wirst Du super hinkriegen!

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  • Ich finde, dass Justvan für uns eine große Verstärkung ist. Nach2-3 ersten Spielen kam er an und er ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Wenn er seinen Kopf und Selbstvertrauen noch besser in den Griff bekommt und versteht, was er eigentlich alles kann, kann er zu einem auf Zweitliganiveau dominierenden Spieler werden. Und das schöne ist, dass er uns noch mindestens eine Saison erhalten bleiben wird.

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  • Vielen Dank für eure guten Wünsche. Die Aufregung steigt so langsam, aber mit so vielen gedrückten Daumen wird’s schon schiefgehen. 😉

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  • Referee :
    FCN – BTSV,
    Patrick Schwengers aus Travemünde in Match Nummer 17 in Bundesliga 2.
    Noch nie in Nürnberg gewesen was bei seinen Vorgängern selten positiv für den FCN war.
    VAR ist Gunter Perl aus München , also Erfahrung pur.
    Wage keine Prognose , aber wenn es eng ist wird es nicht nur für den FCN eklig sondern wahrscheinlich auch für Schwengers .
    Braunschweig hat nicht nur brave Jungs am Start , „zieht“ gut Standards und diskutiert gerne.
    Mein einziger Tipp ist Gelb für Scherning noch vor der Pause.

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  • Alles Gute, Pausenpfiff. Das anstehende Examen heißt im Umkehrschluß daß wir ja richtig Glück hatten daß sie sich irgendwie in diese Ü50-Disco hier verirrt hat… 😉

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  • Als Info unser kleines feines Weihnachtsendspiel gegen Eintracht Braunschweig wird morgen bei Sport1 (Joyn) im Free TV übertragen. Hoffentlich bewahrheitet sich das Omen gegen die hinter uns in der Tabelle haben wir immer gepunktet diese Saison.

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    • Kommentieren wird das Spiel übrigens kein Geringerer als der amtierende Bayerische Ministerpräsident. Da kann man nur sagen, Maggus, Du musst dem Glubb fei Glück bringen!

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      • Der Gastkommentator wird nicht überall willkommen geheißen. Es kursiert sogar der Witz, dass es die ultimative Aufforderung wäre, ins Stadion zu gehen, anstatt Sport 1 einzuschalten 😉

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      • @Optimist
        Dann täts dem Club ja in jedem Fall was bringen und wenn es ein paar Euros mehr in der Kasse sind.
        Die Süddeutsche schreibt übrigens böse:
        „Sein Lieblingsverein dümpelt erfolglos durch die zweite Liga. Seit Oktober hat der „Glubb“ kein Spiel mehr gewonnen. Der CSU-Chef könnte also genau der richtige Kommentator für das Spiel am Samstag sein: Niemand kann Niederlagen besser schönreden als ein Politiker.“

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      • Ich wollte das übrigens auch gar nicht politisch werten. Ich beneide unsere Politiker sowieso nicht, habe vor kurzem z.B. einen Artikel darüber gelesen, dass immer mehr Bürgermeister einen Burnout erleiden. Die Problemlagen werden immer herausfordernder und komplexer.

        Mich hat diese Meldung eher belustigt. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Beteiligten sich damit nicht mehr schaden. Denn es kommt halt bei vielen genau so an, wie ihr schreibt. Politik und Sport sollte man auseinander halten, auch wenn es natürlich immer gerne vermischt wird und wurde.
        Der Club braucht am Samstag dringend die 3 Punkte, das ist wichtig. Aufregung drumherum ist meistens ungünstig. Und das schreibe ich als Clubfan, Politik mal völlig auf die Seite gelegt.

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      • Markus Söder braucht kein Mensch. Zum Glück gibt es noch Sky.

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  • Von mir auch noch alles Gute fürs Examen @Pausenpfiff!
    Hätte ja an alles gedacht, v.a. Sportwissenschaft, aber Jura fand ich jetzt auch überraschend. Ich weiß ja nicht, ob das noch so läuft mit 8 Examensklauren am Stück, da braucht es gutes Durchhaltevermögen! Also sozusagen hohe Intensität im Spiel. Aber ich glaube, Du bringst das Können und die nötige Mentalität mit, dann wirds auch was mit den X Punkten (X = was Du Dir vorgenommen hast), da darf der Club sich dann mal was abschauen.
    Vielen Dank für die tollen Analysen! So präzise wie Du die schreibst, wirds dann auch in den Klausuren gut laufen.

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  • Oh mein Gott!
    Nachdem sich der (leider) Nürnberger vor`m Derby so blamiert hat, macht Er jetzt Gastkommentator.
    Dem ist wirklich nix zu blöd, fällt Er vielleicht vor dem Morlock Block auf die Knie?!
    Ton bleibt halt aus, der Typ belastet den Club Bundesweit sehr, haben wir nicht verdient!

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    • Kein SWunder das es mit unserm geliebte Club abwärts geht, wenn man so einen Pseudofan wie Söder hat. Fa weiß man schon heute welschen Sender man morgen um 20.30 Uhr nicht einschaltet.

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  • Man sollte Söder aus dem Verein ausschliessen und Söder sollte daheim bleiben anstatt unseren Club im Wahlkampft zu missbrauchen.

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  • @ Pausenpfiff: Herzlichen Dank für Deine spannenden Analysen. Für Deine Examensvorbereitung wünsche ich Dir den notwendigen Durchhaltewillen und für die Prüfung selbst dann auch das notwendige Glück, dass auch passender Prüfungsstoff ausgewählt wird.

    Zu Sport1 mit Söder: Sonst wird ja immer betont, Sport sei unpolitisch bzw. es wird verlangt, dass Sportler sich raushalten aus der Politik. Von daher finde ich, die Politiker sollten sich abseits von Sportförderung auch aus der Sportberichterstattung raushalten. Jetzt kurz vor einer Bundestagswahl empfinde ich unseren Ministerpräsidenten als Cokommentator während einer Sportübertragung nicht passend. Und in der Halbzeitpause dann: „Söder ist Kupfer Rostbratwurst“. Oh je!
    Da bin ich ja froh, dass ich morgen ins Stadion und dort frieren darf und mir nicht unseren MP im Fernseh anschauen muss.

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  • Als Fan halte ich es auch für gar keine gute Idee, wenn Politiker den Fußball für ihre Wähler Stimmen instrumentalisieren. Darf man sich das Politiker Gedöns auch noch während dem Spiel anhören. Nein Danke Sport1 (Hofberichterstatter des 1. FC Bayern München) -> Sky

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    • Bei aller Liebe, die 2. Liga ist vollkommen sinnlos. Wenn man gerne wettet. Und genial wenn man überaschenden Sport mag.

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  • Runter auf Platz 14 und Schalke gewinnt 1:4 in Elversberg! Oh weh, wir brauchen einfach den Dreier gegen Braunschweig.

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