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Griechisches Talent Stefanos Tzimas

Mit Angelos Charisteas und Konstantinos Mavropanos haben schon zwei Griechen nicht unerfolgreich für den Club gespielt, nun kommt mit dem 18-jährigen Top-Talent Stefanos Tzimas ein dritter von PAOK Saloniki per Leihe zum FCN. Eine Kaufoption soll es zwar geben, diese liegt laut griechischen Medien aber bei für den Club nicht stemmbaren 18 Mio. €. Was den jungen Stürmer ausmacht, wird in diesem Artikel beleuchtet.

Werdegang

 Tzimas, der schon in Thessaloniki geboren wurde, spielt seit seinem achten Lebensjahr für PAOK, wo er erst letzte Woche seinen Vertrag bis 2028 verlängert hat. Seit der U16 kommt er regelmäßig für Griechenlands U-Nationalteams zum Einsatz, in 29 Einsätzen erzielte er 16 Tore. Im März 2024 debütierte er mit 18 für die griechische U21. Während er 2022/23 noch zwischen der vereinseigenen U19, der Zweitvertretung in der zweiten Liga und der ersten Mannschaft von PAOK pendelte, gehörte er in der Saison 2023/24 fest zum Profikader und kam regelmäßig zu Kurzeinsätzen. Nur dreimal spielte er in der abgelaufenen Saison mindestens eine Halbzeit am Stück in der ersten Liga und konnte dennoch beachtliche drei Tore und eine Vorlage verbuchen.

Da er als 2006er-Jahrgang eigentlich erst in der Saison 2025/26 in den Herrenbereich übertreten müsste, verdeutlicht diese frühzeitige Zugehörigkeit zum Profikader des griechischen Meisters, der im vergangenen Herbst zweimal Eintracht Frankfurt in der Conference League besiegte, sein großes Talent. Die Scouting-Seite footballtalentscout.net bescheinigt Tzimas das Potenzial, einmal in einer europäischen Topliga zu spielen, und vergleicht ihn in Bezug auf seinen Spielertyp mit Ciro Immobile. Der junge Stürmer war 2023 Teil der Liste der 60 talentiertesten Spieler des Jahrgangs 2006 weltweit, die jährlich vom Guardian veröffentlicht wird. Mit 17 Jahren und 57 Tagen wurde er am 05. März 2023 jüngster Torschütze der PAOK-Historie.

Datenanalyse

Da Tzimas häufig zwischen den Altersstufen pendelte und in der vergangenen Saison zumeist nur zu Kurzeinsätzen kam, konnte er nur 2022/23 für die U19 von PAOK datentechnisch relevante Spielzeit sammeln (immerhin über 700 Minuten, obwohl er noch für die U17 spielberechtigt war). In jener Saison gab es ligaweit keinen Stürmer, der pro 90 Minuten öfter aufs Tor schoss oder einen höheren expected-Goals-Wert (ohne Strafstöße) hatte als Tzimas. Auch seine Torausbeute war auf die Spielzeit gerechnet top. Ebenso überzeugen konnte er bei Dribblings, die er gerne in der gegnerischen Gefahrenzone anzog und mit denen er auch häufig Raumgewinn erzielte. Aufgrund seiner Ballsicherheit war er ein oft gesuchter Empfänger für progressive Pässe seiner Mitspieler.

Wenn Tzimas den Ball hatte, war er aber nicht auf Dribblings beschränkt. Im letzten Drittel setzte er auch gerne und gut seine Mitspieler in Szene, bei den erwarteten Torvorlagen, Torschussvorlagen und Steckpässen weist er weit überdurchschnittliche Werte auf. Er hat auch ein gutes Gespür für Tiefenpässe, die er mit sehr guter Präzision zum eigenen Mann brachte. Nur selten verlor er den Ball im Zweikampf mit dem Gegner. Bei der Anzahl der gespielten Pässe wie auch der Passgenauigkeit generell kam er im Ligavergleich auf durchschnittliche Werte. Dabei spielte er selbst nur relativ wenige progressive Pässe.

Im Kampf um den Ball zeigte sich Tzimas sehr aktiv, kein Stürmer führte mehr Zweikämpfe als er. Seine Erfolgsquote bei diesen Duellen war, sowohl bei Boden- als auch bei Luftzweikämpfen, im Ligavergleich durchschnittlich, was angesichts des Altersunterschieds positiv zu bewerten ist. Häufig verzeichnete er Ballgewinne durch einen abgefangenen Pass des Gegners, selten eroberte er den Ball nach einem direkten Angriff auf den ballführenden Gegenspieler.

Beobachtungen aus Spielszenen

Der Eindruck aus der Datenanalyse verfestigt sich, wenn man dem talentierten Griechen beim Spielen zusieht. Der für einen Stürmer so wichtige Torabschluss ist eine große Stärke von Tzimas. Er hat ein gutes Gespür für die richtige Härte und Platzierung seines Schusses und weiß genau, wann er nach einem Zuspiel direkt schießen sollte und wann er den Ball erst annehmen und ihn sich nochmal zurechtlegen kann. Seine Beidfüßigkeit macht ihn für die gegnerischen Torhüter und Verteidiger schwer ausrechenbar, wobei er tendenziell lieber den rechten Fuß wählt. Stark ausgeprägt ist auch sein Torinstinkt, durch seine Laufwege und seine durchdachte Positionierung bei Torschüssen der Mitspieler (Lauern auf Abpraller) bringt er sich immer wieder in vielversprechende Abschlusssituationen.

Doch für gegnerische Innenverteidiger ist er nicht nur schwer zu verteidigen, wenn er am Ball ist. Auch ohne selbst am Ball zu sein, ist der 18-Jährige konstant in Bewegung und sorgt so für permanenten Stress bei seinen Bewachern. Oft zieht er die gegnerische Innenverteidigung mit sich ein Stück weit zurück in Richtung Mittelfeld und schafft so die Gelegenheit für die eigenen Flügelstürmer, in den gegnerischen Strafraum durchzubrechen. Gerne versucht er auch mittelstürmertypisch, sich durch plötzliches Beschleunigen und abrupte Richtungswechsel von den gegnerischen Verteidigern zu lösen und so einen tödlichen Pass aufnehmen zu können.

Was ihm und seiner Mannschaft im Spiel besonders hilft, sind seine Athletik und Dynamik. Tzimas ist ein sehr beweglicher, dynamischer Stürmer mit einem starken Antritt, der auch Zweikampfstabilität mitbringt. Entsprechend kann er sich im Dribbling gut behaupten und in jeglicher Spielsituation als Anspielstation für seine Mitspieler dienen. Wird er unter Druck angespielt, behauptet er den Ball mit geschicktem Körpereinsatz und leitet ihn zu einem Mitspieler weiter. Hat er sich vor dem Zuspiel aus der engen Bewachung gelöst, ist der Weg zum Tor für ihn kurz und er kann mit seinem sauberen Torabschluss für Gefahr sorgen. Auch seine Kopfballtechnik fällt positiv auf, wenngleich er auf Erwachsenenniveau seine Stabilität in der Luft noch etwas reifen lassen muss.

Gegen den Ball arbeitet Tzimas gerne mit, er stellt und läuft die Passwege zu, um ein unsauberes Abspiel des Gegners sofort aufnehmen zu können. Dabei scheint er niemand zu sein, der öfter als nötig den ballführenden Gegner direkt bedrängt und so womöglich einen Freistoß und das Ende der Pressingsituation verursacht. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass er sehr aktiv beim Coachen seiner Mitspieler ist, auch als 18-jähriger Debütant in der U21-Nationalmannschaft.

Grundsätzlich wirkt das, was Tzimas im Spiel macht, sehr durchdacht. Hinter seinen Laufwegen, seiner Positionierung und dem Anlaufen des Gegners steckt durchgängig System, er spielt für sein junges Alter schon sehr reif. Der Bereich, in dem er noch das meiste Verbesserungspotenzial hat, dürfte seine Einbindung ins Kombinationsspiel bzw. sein Passspiel sein. Obwohl er über eine gute Technik verfügt, beteiligt er sich noch zu selten am Herausspielen eines Angriffs in einer früheren Phase und drückt deswegen dem Spiel seinen Stempel manchmal nicht in dem Maß auf, wie es eigentlich seinen Fähigkeiten entspräche. Teilweise könnte er, wenn er außerhalb des Strafraums am Ball ist, auch etwas mehr Risiko eingehen. Oft wählt er lieber den sicheren Kurzpass als den riskanteren, aber in der konkreten Situation vielversprechenden längeren Pass.

Fazit

Tzimas ist ein athletischer, dynamischer Stürmer, der seine Stärken im Torabschluss und sein gutes Auge für den Mitspieler vor allem im letzten Drittel einbringt, aber auch gegen den Ball diszipliniert mitarbeitet. Seine Fähigkeiten passen gut in eine dominante Mannschaft mit viel Ballbesitz, die ihn immer wieder auch in Szene setzen kann. Er interpretiert seine Position nicht als falsche Neun, sondern bringt sich gerne als Abschluss- und Zielspieler in Stellung. Weil der junge Grieche uneigennützig spielt und durch seine Laufwege oft Räume für Mitspieler aufreißt, passt es gut, wenn mindestens ein Außenbahnspieler oder offensiver Achter/Zehner selbst auch Torgefahr mitbringt, wie zum Beispiel der jüngst verpflichtete Ševčík.

Ob Tzimas beim Club sein zweifellos großes Potenzial voll entfaltet, wird zum einen davon abhängen, wie gut die Mannschaft ihn einsetzen kann, zum anderen davon, wie schnell er sich in seinem neuen Umfeld akklimatisiert. Wenn beides klappt, stehen die Chancen gut, dass er die mit Charisteas und Mavropanos begonnene griechische Tradition beim Club erfolgreich weiterführt.
Datenquelle: 11tegen11

Autorin: Pausenpfiff
Bildquelle: Livestream, Juwe, PS

   

7 thoughts on “Griechisches Talent Stefanos Tzimas

  • Wieder ein super Artikel, danke dafür!

    Bislang war ich verhalten optimistisch bei dem was sich so Alles tut oder schon getan hat. Jetgzt muss ich aber langsam bei mir selbst auf die Euphorie-Bremse treten 😉
    Er sit zwar noch keiner der sehnlichst erwarteten „Achsen“-Spieler aber dennoch ein Hammer-Transfer!
    Wenn die „Achse“ dann jetzt noch passend gefunden wird…

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    • …und bemerkenswert, wie Miro Klose schon wirkt: „Ich bin bereit und voller Vorfreude darauf, viel von Miroslav Klose zu lernen…“ sagte Tsimas auf FCN.de

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  • Erste Auswirkungen sind spürbar, die Orthographie wird in Mitleidenschaft gezogen 🙂

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  • Super Vorstellung, vielen Dank!

    Da hat man gleich einen schönen Eindruck vom Spieler und freut sich darauf, ihn in Aktion zu sehen!
    Wenn er die Erwartungen nur annähernd erfüllt, ist er wirklich ein bärenstarker Transfer!

    Und die Ablöse, naja, träumen ist erlaubt: er schlägt ein wie eine Bombe und die englichen Klubs werden aufmerksam. 40 Millionen werden aufgerufen. Na dann zieht man die KO und verkauft ihn für das Doppelte weiter…. *träum*

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  • R7 Jubelposen und diverse andere Moves hat er schon mal drauf, ein selbstbewusster Bursche.

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  • Laut mehrerer Quellen kommt Florian Pick ablösefrei aus Heidenheim. MK wollte ihn unbedingt haben, evtl. kennt er ihn aus früheren Lautrer Zeiten? Pick agiert bevorzugt auf der Position des Außenstürmers, kann aber auch variabel im offensiven Mittelfeld eingesetzt werden.

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  • Eine weitere sehr gute Vorstellung eines weiteren vielversprechenden Neuzugangs. Der in die Planungen gut passt. In die Strategie der Wertsteigerung natürlich nur bedingt, es sei denn, es werden nach der Saison wirklich die 40 Mios aufgerufen, wie Optimist schreibt, dann gibt man die 18 Mios natürlich gerne aus, wenn die Vertragsgestaltung diesen Fall überhaupt so zulässt. Ist jetzt eher Wunschdenken.

    Wir müssen uns einfach in Geduld üben, auch dieser Transfer ist nur ein weiterer Baustein eines immer noch unfertigen Gesamtbilds. Welches am Ende der Königstransfer gewesen sein wird, weiß man natürlich eh erst hinterher.
    Im anderen thread fiel schon der Begriff „Aufbau einer riesigen Resterampe“ angesichts der nächsten angekündigten Personalie. Mit Blick auf die bisherigen Neuzugänge kann man die Sorge mindestens einer „riesigen Resterampe“ sicher getrost fallen lassen. Dass auch ein paar „Schnäppchen“ angeheuert werden, ist rational mit Blick auf die finanzielle Situation. Auch darin stecken wieder Chance und Risiko. Sie können einschlagen oder wenn es dumm läuft, zum Bankdrücker werden. Dass es auch Ersatzspieler braucht, ist aber auch selbstredend. Haben wir übrigens nicht gerade in der Nationalmannschaft auch ein paar lang Verkannte, die erst verzögert ihren Durchbruch hatten?

    Interessant wird es ab nächster Woche. Wenn die „Achse“ mit Namen gefüllt wird und dann richtig Geld über den Tresen wandert. Dann wird sich weisen, ob der Alptraum derer wahr wird, die derzeit ein Palikuca/Canadi 2.0 befürchten oder ob wir uns einfach darüber freuen können, dass der überfällige Neustart erstaunlich reibungslos und hoffentlich erfolgreich verlaufen wird. Vor kurzem hat auch der Stadtrat von Nürnberg die nächste Planungsphase des Stadionprojekts beauftragt. Da sind 2 Prozesse am Laufen, die sich gegenseitig pushen. Vielleicht erleben wir es ja doch noch, dass „der Club“ seinen Ehrennamen wieder zu Recht trägt.

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