Die Legende bebt
Dieser Text ist ein Loblied auf den Club,
aber es ist möglich, dass der Club es nicht merkt.
Wenn der KSC am Samstag über die A6 auf seinen nächsten Gegner zurollt, dann passiert der blaue Vereinsbus nach etwas mehr als der halben Fahrtstrecke die A7, ein paar Kilometer nördlich von Ellwangen.
Die Silhouette des pittoresken Städtchens in der schwäbischen Ostalb und sein Schloss dürfte den meisten bekannt sein.
(https://www.schloss-obellwangen.de/wissenswert-amuesant/anekdoten/ellwangen-als-drehort)
Derweil auf dem Trainingsplatz am Valznerweiher.
Cristian Fiel, die Basecap schief sitzend, blickt ratlos auf sein Häuflein Spieler, die sich einer nach dem anderen auf den Rasen setzen. Co-Trainer Jerome Polenz steht etwas abseits, Frank Steinmetz verteilt Westen.
Polenz: Fielo, wart’, Kania ist noch…
Fiel: (unterbricht ihn) Interessiert mich nicht! Ich fang’ jetzt an. Männer!
Polenz: (flüstert) Da drüben kommt er.
Fiel: (verärgert) Ruhe jetzt! (konzentriert mit hängenden Schultern) Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Motivation. Also, dat is wie en Dampfmaschin. Wat is en Dampfmaschin? Da macht er dat, wat er jut könnt und mer stelle uns janz dumm. Und da sage mer so. En Dampfmaschin, dat is ene jroße schwarze Raum, der hat hinten und vorne e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch…
Kania: (trabt stumm in den Spielerkreis und hockt sich neben Vale)
Fiel: (betonend mit Blick auf Kania) …dat krieje mer später.
Der Trainer will fortfahren, verliert aber den Faden. Er kramt in seiner Jackentasche, in der Hosentasche, sucht vergeblich seine Notizen. Weg! So wie sein Faden…
Er fragt in die Runde nach seinem Block, aber die Spieler sehen weg oder zucken ihrerseits ratlos mit den Schultern. Fielo läuft rot an. Er fokussiert Geisi, dann Marquez, dann schaut er nur noch auf den Rasen.
Fiel fasst seine Gefühle in Worte: Bah, was habt ihr für ne fiese Charakter!
Fielos Handy klingelt. Er blickt auf die Nummer: 0049 30 …
Szenenwechsel.
Vor einem kleinen Cafe nahe der Nürnberger Burg sitzen Hans Meyer, Dr. Thomas Grethlein und Dieter Hecking in der Sonne.
Grethlein: (spielt an seiner Flasche Bier) Peter Meier hat mich gebeten, Ihnen, sehr geehrter Herr Hecking, etwas nahe zu bringen.
Hecking: (brummelt in seinen schwarzen Kaffee) Hoffentlich was Ordentliches!
Meyer: (souverän) Gehen Sie davon aus, dass der Aufsichtsrat sich das reiflich überlegt hat…
Grethlein: (trinkt einen Schluck) Sehen Sie, Herr Hecking, Sie kennen doch die Vereinssatzung?
Hecking: (zögernd) Sie ist mir ausgehändigt worden. (feststellend) Ernüchternd!
Meyer: (deutlich) Gehen Sie davon aus, dass Ihre Äußerungen in letzter Zeit eine unerträgliche und nicht hinzunehmende Zumutung für den Verein, alle Verantwortlichen und vor allem für diese wundervolle Stadt und all seine noch wundervolleren Fans waren…
Hecking: (betroffen) Hören Sie, meine Herren, ich hatte gedacht-
Grethlein: (barsch) Sie haben nicht zu denken.
Hecking: (einsichtig) Ganz recht, Herr Grethlein, ich will es mir abgewöhnen. Ich dachte nur, weil die Saison –
Grethlein: (seufzt) Er denkt schon wieder.
Hecking: Und dann dachte ich auch, weil da dieser fränkische Pessimismus-
Grethlein: (genervt) Er denkt ja immer noch.
Hecking: (eifrig) Verzeihung, ich hatte nur gemeint –
Meyer: (leert seinen Espresso in einem Zug, ironisch) Jetzt hat er auch noch eine Meinung.
Hecking: (irritiert) Ich wollte sagen ich hatte geglaubt –
Grethlein: (laut) Nun schweigen Sie mal stille. Was macht das für einen Eindruck? Und was sollen die Leute denken?
Hecking: (einsichtig) Daran habe ich allerdings nicht gedacht.
Grethlein: (auffordernd) Sie sollen aber denken! Dafür sind Sie ein gebildeter Mensch.
Meyer: (zynisch ergänzend) Gehen Sie davon aus, dass Ihr Weg hier zu Ende ist. Ich bin mir sicher, dass Sie in Wolfsburg eine ordentliche Bude finden werden.
Hecking: (um Fassung bemüht) Schön, dann will ich mir das Denken wieder angewöhnen. Und dann gehe ich heute Nachmittag auf Budensuche.
Grethlein: (grinsend) So, jetzt wissen Sie Bescheid.
Hecking erhebt sich grußlos, greift ins Sakko, holt einen Notizblock heraus und feuert ihn auf den Tisch der beiden Sitzengebliebenen.
Hecking (im Gehen): Meine Herren, das habe ich diese Woche in der Kabine mit Hilfe einiger Spieler gefunden. Fielo hab’ ich rausgeschickt. Sie kennen die Satzung. Ich habe vor 15 Minuten Fielo telefonisch rausgeworfen. Erreicht habe ich ihn auf dem Weg nach Berlin…
Szenenwechsel.
Im “Clubfans Reunited”-Blog.
FCN4ever: Wenn wir in der Saison 24/25 in der gleichen Art und Weise Fußball zelebrieren, werde ich meine DK nicht nochmals verlängern.
Markus: Exakt (in diesen Worten) hab ich das am Freitag im Stadion auch meiner langjährigen Stadionbegleitung mitgeteilt. Für mich wird leider immer mehr erkennbar, dass der Club und ich eine “toxische Beziehung” leben.
Pia Lisa K: Mit dem Club est es wie mit einer Medizin – sä moß better schmecken, sonst nötzt sä nechts.
Christian B: Juwe, holen Sie die Feuerwehr!
Belschanov: Pia, Sie faseln!
Szenenwechsel.
Podcaststudio der Nürnberger Nachrichten.
Keblawi: (in die Runde) Hätten wir diese unglaubliche Geschichte wirklich bringen dürfen?
Gloser: (grübelnd) Und vor allem mit diesem Titel?!
Digmayer: (beruhigend) Mit Cordon Bleu und einem Bier löst sich die Zunge. Immer.
Keblawi: (zweifelnd) Das glaubt uns kein Mensch.
Digmeyer: (stoisch) Uns glaubt sowieso keiner was.
Gloser: (amüsiert) Na, dann lasst uns mal die Aufnahme veröffentlichen.
Fadi drückt auf den Knopf. 60 Minuten später vibriert Ulis Handy am Tisch. Auf der Anzeige erscheint der Name des Anrufers: Peter Meier.
Uli nimmt den Anruf an.
Meier: (brüllt durchs Telefon) Was habt ihr getrunken?
Digmayer: (sachlich) Jeder nur einen winzigen Schluck!
Meier: (verzweifelt) Sie haben meinen Club vergiftet…
Keblawi: (aus dem Hintergrund) Ach, ist noch jemand da?
Meier: (resigniert) Fahren sä fort …
Diese Geschichte hat der Autor fast von A-Z erlogen. Denn solch einen Club gibt es gar nicht. Und die realen Personen würden niemals so agieren.
Wahr an der Geschichte ist, und das auch nur vielleicht, lediglich der Anfang: Die Karlsruher Busfahrt.
Wahr sind auch die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden.
[In dem Text sind in loser und veränderter Form Zitate aus folgendem Buch enthalten:
Spoerl, H. (1985). Die Feuerzangenbowle. (14. Auflage). München: Deutscher Taschenbuch Verlag.]
Und damit zurück in die Realität, die allerdings ähnlich grotesk anmutet.
Versprechen der Woche
Nene Brown, Leihspieler von Eintracht Frankfurt, ist sich sicher. Alles wird gut. Für den Endspurt der Saison meint er: “Wenn wir als Team zusammenstehen, kommen wir da 100-prozentig wieder heraus.” (https://www.bild.de/sport/fussball/fcn-browns-abschieds-versprechen-da-kommen-wir-100-prozentig-raus-662a5aa0e081fc051c5b7a4d)
Wenn, dann…
Meine Gegenfrage: Wo kommt ihr da wieder heraus? Aus dem Tabellenkeller? Ich dachte, da sind wir noch gar nicht drin…
…aber das mit dem Mindset will ich nicht nochmal thematisieren.
Erkenntnis der Woche
Dieter Hecking zeigt sich ernüchtert und kritisiert die Einstellung der Mannschaft.
“Es stehen jetzt alle in der Verantwortung, sich zu unterstützen und sich Hilfestellung zu geben.” Dazu ein höflicher Verweis auf die Routiniers Mathenia, Schindler, Hübner und Geis.
(https://www.nn.de/sport/1-fc-nuernberg/ernuchtert-club-sportvorstand-dieter-hecking-kritisiert-einstellung-seiner-mannschaft-1.14228023)
Verantwortung…
Meine Gegenfrage: Wie steht es um Ihre Verantwortung? Und Ihre Unterstützung für den Cheftrainer?
…aber das mit dem Mindset…
Tag der Woche
Am 23. April 1994 wurde Thomas Helmer weltweit berühmt.
Das “Phantomtor” schreibt Geschichte. (https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/helmers-kurioses-phantomtor,video-das-phantomtor-thomas-helmer-100.html)
Statt 1:1 und Klassenerhalt steht am Ende der Saison, nach dem 0:5-Wiederholungsspiel der bittere Abstieg für den Club.
Die Bayern wären ohne den Sieg nicht Meister geworden. Der Absteiger hätte Freiburg geheißen.
Unnützes Wissen am Rande: In der Saison 93/94 traf der Club am 9. Spieltag auf den KSC. Am Ende stand ein 1:1. Das bedeutete nach dem Spieltag Platz 16 für den Club.
Schiedsrichter der Partie war Hans-Joachim Osmers mit einer tadellosen Leistung.
Am 32. Spieltag wird er auch die Partie FCB-FCN leiten…
Pressekonferenzen
Cheftrainer Cristian Fiel versucht sich in der Pressekonferenz kämpferisch: “Abgerechnet wird am Sonntag!”. Er ist auch der Ansicht, die Mannschaft habe es auf dem Trainingsplatz gut gemacht und gearbeitet. Ein Schelm, wer glaubt, dass am anschließend klingelnden Handy Dieter Hecking etwas ergänzen möchte…
In der Kabine sei Dieter Hecking dagegen unter der Woche gewesen.
Auf die Frage, wie die Mannschaft danach raus kam (Vielleicht hat sichNele Brown darauf bezogen?), antwortet Fielo trocken: “Keiner ist weinend rausgekommen.” Er selbst war in der Kabine nicht anwesend, er musste auf dem Rasen warten.
Im Original:
https://www.youtube.com/watch?v=QrXV2dD1FrE
Und die PK von Karlsruhe:
https://www.youtube.com/watch?v=eziTwZzPcN8
FCN-KSC
Anstoß: Sonntag, 28.4.24, 13:30 Uhr
Aufstellungen:
FCN – 11 Pennäler; KSC – 11 Routiniers (älteste Mannschaft der Liga)
Welche Startelf wir nicht sehen werden:
Klaus – Valentini, Gürleyen, Marquez, Horn – Flick, Hofmann, Brown – Hungbo, Uzun, Kania
Zuschauer: 34.000 (erwartet)
Tipp: 0:0
Autor: Teo
Bild: Knirpzz, Juwe + PS