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Den Störchen die Flügel stutzen

Nach zuletzt drei Siegen in Folge und das ohne Gegentor fliegt Holstein Kiel als Tabellenzweiter mit breiter Brust nach Nürnberg. Auch wenn den Störchen das Wort Aufstieg trotz sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz nicht aus dem Schnabel krächzt, sind sie von ihrer Stärke absolut überzeugt. „Letzten Endes können wir uns nur selbst schlagen“, erklärte Lewis Holtby nach dem Spiel gegen Rostock. Oder das Wetter – angesichts angekündigter 25 Grad Mittagstemperatur in Nürnberg zitieren die Kieler Nachrichten Cheftrainer Marcel Rapp so: „Das waren wir hier zuletzt nicht so gewohnt. Die letzten zwei Tage war es noch so, dass man mit einer dicken Jacke draußen war. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Furcht vor den fußballerischen Qualitäten der Nürnberger empfindet man in Kiel also offenbar nicht wirklich. Naja, zumindest vor Can Uzun haben sie etwas Manschetten: „Am besten, er kommt gar nicht an den Ball, das wäre das einfachste. Es wird Momente geben, in denen er den Ball hat, da müssen wir einfach gut gestaffelt sein. Wir haben genug Spieler, die ihn stoppen können. Vielleicht muss man es auch gemeinschaftlich machen.“, appelliert der Trainer an die Disziplin seiner Mannschaft.

Kehrt Patrick Erras in sein ehemaliges Wohnzimmer zurück?

In der Offensive können die Kieler wieder auf Fiete Arp zurückgreifen, der nach dreimonatiger Verletzungspause gegen Rostock in der Schlussviertelstunde eingewechselt wurde. Für die Startelf wird es wohl nicht reichen, aber als Joker kann er ein Faktor sein. Immer schwer in den Griff zu bekommen ist der Dreh- und Angelpunkt im Kieler Spiel, Lewis Holtby, der auch gegen Nürnberg gerne ein oder gar zwei Mal trifft. Ein echter Club-Schreckvogel ist Steven Skrzybski, der in zwölf Spielen gegen den FCN bereits sieben Mal getroffen hat. Im Max-Morlock-Stadion, so kündigte der torgefährlichste Angreifer der Kieler in den Medien an, will er die Zehn-Tore-Marke knacken. Verzichten müssen die Störche auf den zuletzt formstarken, aber gelbgesperrten Mittelfeldspieler Finn Porath sowie auf Thomas Dähne und Joshua Mees. Benedikt Pichler und der sympathische Ex-Cluberer Patrick Erras, gerne zentral in einem Dreierabwehrgeschwader im Einsatz, sind angeschlagen – Einsatz fraglich. Kein Problem für den Kieler Coach: „Wir haben viele gute Spieler, die in einer guten Form sind“.

Was kann der Club dagegensetzen?

Einerseits konnte die Mannschaft am vergangenen Wochenende beim 3:3 bei Herta BSC in vielen Phasen des Spiels fußballerisch, taktisch und kämpferisch überzeugen, es waren sogar etliche schöne Spielzüge zu sehen. Auf der anderen Seite schaffte man es erneut nicht, den Sack zuzumachen und verspielte innerhalb von zwei Minuten eine Zwei-Tore-Führung kläglich. Zwei verlorene Punkte, wie der enttäuschte Cheftrainer nach dem Spiel mehrfach betonte.

Cristian Fiél ließ sich bei der heutigen Pressekonferenz nicht viel über die taktische Herangehensweise entlocken. Da Holstein Kiel aber ähnlich flexibel agiert wie die Herta, mal mit hohem Pressing und schnellem Umschaltspiel, mal mit dominantem Ballbesitzfussball, aber auch mit schnellen Seitenwechseln oder dem langen Ball, derzeit aber noch einen Tick besser als die Herta, kann man davon ausgehen, dass der Club einfach an die erste Halbzeit des letzten Spiels anknüpfen möchte. Dort ließen die Clubberer den Gegner kaum zur Entfaltung kommen und agierten clever und gefährlich im Stile einer Heimmannschaft.

Für eine ähnliche Ausrichtung ohne echten Neuner spricht auch, was Fiél bei der Pressekonferenz über Lucas Schleimer sagte: „Er hat es in Berlin gut gemacht und lange auf seine Chance gewartet. Wenn jetzt nichts mehr passiert, ist die Möglichkeit, dass er wieder beginnen darf, auf jeden Fall gegeben.“ Ein kleiner Wink auch an alle, die auf einen Startelfeinsatz von Joseph Hungbo hoffen: „Wir sind jetzt nicht die Mannschaft, die 92 Prozent Ballbesitz hat und die Defensive vernachlässigen kann. Da brauchen wir alle und Joseph hat da noch Steigerungspotenzial.“ Das spricht eher für einen Einsatz als Joker ab der 70. Spielminute. Weitere Fingerzeige in Richtung Startaufstellung gab es nicht. Immerhin sind bis auf James Lawrence und Marcel Wenig alle Spieler wieder im Training.

Bei allem Respekt vor den Qualitäten der Störche vergaß FCN-Cheftrainer Cristian Fiél nicht zu erwähnen, dass man wie beim 0:2 im Hinspiel gewinnen will: „Kiel wird mit breiter Brust kommen und spielt einen sehr intensiven Fußball. Sie strotzen vor Selbstvertrauen und wollen viel den Ball haben. Das wollen wir aber auch und darauf habe ich meine Jungs vorbereitet. Wir spielen zu Hause und rechnen uns auch unsere Chancen aus.“ Na also, das wollten wir hören.

Die Heimreise treten die Störche übrigens nicht wieder per Charterflug, sondern mit dem Zug an. Spricht das vielleicht für die unbewusste Angst, dass ihnen im Max-Morlock-Stadion doch die Flügel gestutzt werden könnten?

Mögliche Aufstellungen:

1.FC Nürnberg

Klaus – Gyamerah, Jeltsch, J. Horn, Brown – Flick, Castrop, Uzun – Goller, Okunuki – Schleimer

Holstein Kiel (laut kicker.de):

Weiner – Schulz, Ivezic, Komenda – Becker, Sander, Holtby, Rothe – Skrzybski – Bernhardsson, Machino

Anfpiff:

Samstag, 06.04.2024, 13.00 Uhr, Max-Morlock-Stadion

Erwartet werden mehr als 30.000 Zuschauer, davon etwa 1.000 aus Kiel.

Quellen: ndr.de, kn-online.de, shz.de, bild.de, infranken.de, kicker.de

Autor: Knirpzz
Bildquelle: Knirpzz

  

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