Das andere Gesicht?
Beim Club ist mal wieder Unruhe. 20. Spieltag. Nebenkriegsschauplätze überlasse ich BILD & Co., rein sportlich macht sich bei mir nach kurzem Hoch – zu Null, drei Tore, spannende Verstärkungen – wieder miesepetrige Stimmung breit. Wir gehen ohne Gegenwehr unter und haben es nur der Unfähigkeit wochenlang siegloser Hannoveraner zu verdanken, daß es keine der üblich gewordenen „Packungen“ wurde. Trainer Fiél wirkte angeschlagen, lief in einem Pressegespräch aber zu großer Form auf. Schade, daß kein Profijournalist die ausführliche Erklärung wiedergeben konnte, warum sein 4-3-3 nicht „starr“ sondern im Detail sehr variabel sei. Böse Zungen könnten sagen: Die Mannschaft kann es auch nicht. Ach ja, und Verstärkungen kommen doch keine, weil Duisburg und die Victoria noch nicht so am Ende sind, daß sie Leistungsträger kampflos verkaufen müssen. Dazu noch ein Abgang im Nachwuchsbereich, der bei Kollegen, die näher am Geschehen sind, Stirnrunzeln verursacht.
Der VfL Osnabrück ist einer der vielen kleineren Traditionsvereine, die schon bessere Tage gesehen haben. Einst „fester Bestandteil“ der 2. Liga (Nord), jetzt „Fahrstuhlmannschaft“ mit 7 Ab- und Aufstiegen. Kennen wir. Die leidensfähigen und lautstarken Fans (ob sie über Verteidigungsminister Pistorius als „Edelfan“ begeistert sind, weiß ich nicht, wir haben ja auch einige sehr spezielle Kunden im VIP-Bereich) wurden sogar schon Kinohelden, lese ich auf wikipedia, den Dokumentarfilm „Im Derby-Dreieck“ über Münster, Bielefeld und Osnabrück gibt es auf DVD. Hole ich mir.
Eigentlich käme der Tabellenletzte zur rechten Zeit, als Aufbaugegner zum „Herspielen“. Ein Sieg (gegen den HSV!), nur 16 Tore, minusrekordverdächtige 10 Punkte, der Anschluß zum 17. abgerissen. (Nach 19 Spielen 22/23 war der Club mit 19 Punkten 16., 18 hatte der 18. Magdeburg.) Eigentlich, denn die Erinnerung ans Hinspiel ist noch lebendig, als der Ruhmreiche in 10 Minuten fast ein 3:0 verspielt hätte. Ob ein Verein, der realistisch gesehen für die 3. Liga planen muß, ein dankbarer oder undankbarer Gegner ist, möchte ich nicht entscheiden. Zuletzt war zumindest die Osnabrücker Abwehr stabilisiert, die Mannschaft erhielt für den Auftritt gegen Paderborn einiges Lob, zeige in den letzten Spielen laut Trainer Koschinat ein völlig anderes Gesicht als in der Hinrunde, allerdings wäre die Punktausbeute weiterhin viel zu dürftig, was sich in Nürnberg ändern müsse.
Vorverkauf und Zweitmarkt lassen befürchten, daß bei kühl-feuchtem Wetter der Minusrekord von 26.500 Zuschauer (SVWW) mindestens „optisch“ gerissen wird, auch wenn immerhin 800 Osnabrücker angekündigt sind. Potential für einen der ungezählten, depressiven Club-Samstage ist also da. Hoffnung macht, daß es die Clubberer ja im Prinzip können. Daß die jungen Schlüsselspieler an Bord sind, Klaus seine groben Fehler im Trainingslager gelassen hat und Andersson vielleicht das zeigt, was Uwe Koschinat ihm zutraut. Und der Wettanbieter (seine Quote 4 gegen Hannover war prophetisch): wir sind mit 1,8 klarer Favorit, fast so klar wie St. Pauli gegen Fürth (erstaunlich). Sieg am Samstag, Punkt in Wiesbaden, und wir könnten die Restsaison nutzen, um den auch im Forum bereits diskutierten Umbruch im Sommer entspannt vorzubereiten.
Autor: Ralph aka Exilfranke
Bildquelle: Knirpzz, Juwe + PS