Zu Gast bei Freunden
Über die legendäre Fanfreundschaft zwischen den Ultras vom Club und von Schalke wird viel geschrieben, besonders viel immer wieder vor einem Match. Seit mehr als 40 Jahren besteht sie schon, wohl die bekannteste im deutschen Profi-Fußball. Ein Fall für Fußballromantiker. Auch werden hier in den Stadien immer wieder die Sektorentrennungen aufgehoben, das Publikum steht bunt gemischt und erfreut das Auge mit gemeinsamen, gigantischen Choreografien. Frei von Aggressionen, tolle Stimmung auf den Rängen. Kann es nicht immer so sein? Müssen sich die Fanlager immer mit Hass, Aggression und Gewalt gegenüberstehen?
Schade, eine schöne Utopie!
Genießen wir also die Ausnahme im Fußballzirkus: zu Gast bei Freunden!
Echt jetzt? Auf dem Platz sieht das Ganze nämlich völlig anders aus. Hier sind wir wahlweise großzügige Gastgeber oder bescheidene Gäste, die Bilanz ist verheerend!
Hier zitiere ich ausnahmsweise mal BILD:
Gegen kein anderes Team der 2. Liga haben die Franken eine schlechtere Bilanz – vor allem auswärts! Seit dem 18. September 1993 (!) wartet der FCN bereits auf einen Sieg in Gelsenkirchen. Damals sorgte Club-Legende Sergio Fabian Zarate (54) mit einem Doppelpack für den letzten Dreier auf Schalke (2:1).
Die Horror-Bilanz gegen den königsblauen Angstgegner: Wettbewerbs-übergreifend gab es in den letzten 30 Duellen mit S04 nur mickrige drei Club-Siege. In der 2. Liga wartet der FCN sogar immer noch auf seinen ersten Punktgewinn.
Und nicht genug, dass wir selten etwas mitnehmen, die Schalker waren auch schon zweimal der Sargnagel für unseren Abstieg aus der ersten Liga, haben uns ohne Not und Erbarmen in den Keller geschossen. Großer Sportsgeist, sagen die lachenden Dritten. Wahre Freunde!
Auch der Verein Schalke kennt keine Gnade, hat uns schon mehrfach Leistungsträger weggekauft. Sie wären sowieso gegangen, möchte man sagen, aber es bleibt das Gefühl, dabei stets schlecht weggekommen, übervorteilt worden zu sein. Wahre Freunde!
Es wird Zeit, etwas von der „Freundschaft“ zurückzugeben: Payback!
So mancher würde schadenfroh grinsen, wenn wir auch einmal Sargnagel spielen könnten!
Tabellarisch stehen wir noch 3 Plätze und 5 Punkte über Schalke, aber zu verschenken haben wir nichts. Noch sind wir nicht in sicheren Gefilden und zu desolat ist der Nachhall der letzten beiden Heimspiele gegen die Spitzenmannschaften St. Pauli und Kiel, wo man sich gefühlt kampflos ergeben hat. Dazwischen lag ein ordentliches Auswärtsspiel gegen den Mitabsteiger Hertha, wo man am Ende aber leichtfertig zwei Punkte hergeschenkt hat. Aber die Leistung gegen Hertha muss der Maßstab sein, ein Spiel mit Fiél-Handschrift, wo man den Ball wollte und mit Intensität Chancen erarbeiten konnte. Nominell gut besetzt, wie Schalke auch, von denen Fiél sagte, „Die haben da, wo sie stehen, nichts zu suchen“.
Personalsituation:
Hier hat sich die Lage entspannt, der Trainingsplatz ist wieder gut gefüllt. Im Training, aber noch keine Option sind Hofmann, Hayashi und Schindler, sicher ausfallen werden J. Lawrence und Wenig, sowie natürlich der Gelbrot-gesperrte Joe Hungbo.
Ich fand es übrigens absolut toll, wie die Mannschaft den Unglücksvogel in den Arm genommen und aufgebaut hat, ich könnte mir vorstellen, dass er gestärkt aus der misslichen Lage hervorgeht und ihm das nicht wieder passiert.
Verletzungsbedingt fehlt bei den Blau-Weißen nur Innenverteidiger Leo Greiml. Ron Schallenberg und Brandon Soppy sind diese Woche wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen. Der Einsatz von Assan Ouedraogo ist fraglich.
Die Trainerstimmen aus den Pressekonferenzen:
FCN-Cheftrainer Cristian Fiél: „Bei Schalke stellt sich die Frage, wie sie auftreten werden. Mal spielen sie in einer Raute, in Hannover wiederum sind sie es mit einer Fünferkette angegangen. Sie spielen viele hohe Bälle und kommen mit viel Intensität, geben dir aber auch die ein oder andere Option, um gefährlich zu werden. Mit dem Drumherum müssen wir klarkommen, da dieses Stadion schon eine Wucht entwickeln kann.“
Mit der Fan-Freundschaft hält es der Club-Coach nüchtern. Vor dem Hinspiel habe man viel über das freundschaftliche Verhältnis von Nürnbergern und Schalkern geredet – und Königblau dann gefeiert. „Reden wir weniger drüber und hoffentlich feiern zuerst wir und dann wieder alle zusammen“, sagt Fiél.
„Hinfahren, gutes Spiel abliefern und alles versuchen, um die drei Punkte zu holen“, lautet Fiéls Arbeitsauftrag für den Samstagabend
S04-Cheftrainer Karel Geraerts: „Nürnberg mag es, den Ball zu haben. Sie haben mit Can Uzun einen sehr guten Spieler. Wir müssen wieder den Teamspirit zeigen, den wir in den letzten Wochen auf den Platz gebracht haben. Aber mit mehr Effizienz.“
Voraussichtliche Aufstellung:
S04: M. Müller – Soppy, Kalas, Schallenberg, Murkin – Seguin – Kabadayi, Ouwejan – Ouedraogo – Terodde, Karaman (Quelle: Kicker)
Was man bei Fiél heraushören konnte, ist dass möglicherweise Andersson wieder eine Chance für die Startelf erhält, weil er besser zum Gegner passt als in den letzten Spielen. Das bleibt abzuwarten, weil auch Schleimer als falsche Neun einer der besseren in einem desolaten Team war. Aber, gewagte Prognose, vielleicht spielen ja auch beide:
Meine voraussichtliche Aufstellung:
Klaus
Gyamerah – Jeltsch – Horn – Brown
Flick
Castrop – Uzun
Goller – Andersson – Schleimer
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Schleimer oder Andersson in der Mitte spielen und Wekesser wieder die linke Außenbahn übernimmt, weil er einfach robuster ist als Okunuki.
Samstag, 20:30, live auf Sky und im Free-TV bei Sport 1
Was bleibt zu sagen?
Wie schon gesagt: Jetzt sind wir mal dran, holen wir uns endlich mal einen Sieg auf Schalke, dann fällt die Freude über das gemeinsame Feiern der Fankurven viel leichter!
Und:
Die Clubfrauen dürfen nach 3 Wochen Länderspielpause auch wieder ran. Ein weiteres Schicksalsspiel steht an im heimischen Achteck am Sonntag, um 14:00 Uhr. Gegner ist die SGS Essen, die eine wechselhafte Saison spielen und nicht unschlagbar sein dürften.
Nach einer klaren Steigerung in der Rückrunde und dem Last-Minute-Wahnsinn von Köln sind die Chancen aus den Klassenerhalt wieder realistischer geworden, aber es helfen nur Punkte. Bitter ist das Saisonaus von Stammspielerin Amira Arfaoui wegen einer Knieverletzung, die vom erstem Moment an eine Bereicherung für das Team war.
Mit Sicherheit gestärkt aus der Länderspielreise dürfte Medina Desic zurückkommen, die in 2 Spielen 4 Tore und eine Vorlage erzielen konnte. Weiter so!
Wäre schön, wenn am Sonntag ein paar mehr Fans als zuletzt ins Stadion finden würden!
Autor: Optimist
Bildquelle: Knirpzz, Juwe