Stefanos Tzimas im Formcheck
Durch die Kantersiege gegen Fürth und Regensburg konnte sich die komplette Club-Mannschaft bei ihren Fans wieder Kredit erspielen. Einer derjenigen, die selbst im Rahmen von überzeugenden Mannschaftsleistungen noch herausragten, war sicherlich Stefanos Tzimas. Mit bereits fünf Toren aus sieben Ligaspielen befindet sich das 18-jährige Toptalent derzeit auf einem guten Weg, Can Uzuns 16 Ligatore aus der Vorsaison einzuholen.
Großes Sturmtalent dank Abschlussstärke
Tzimas eilte bei seinem Wechsel zum Club sein Ruf schon voraus. Nicht wenige Kenner des griechischen Fußballs sahen (und sehen) in ihm den künftigen Nationalstürmer Griechenlands und ein Talent mit Weltklassepotenzial. In der Sommervorbereitung konnte er seine Fähigkeiten bereits andeuten. Trotz eines verschossenen Elfmeters gegen 1860 München gefiel er durch seine Präsenz, sein technisch feiner Lupfer zum 4:1 gegen Blackburn eine Woche später untermauerte seine Fähigkeiten nochmals. Nach leichteren Anlaufschwierigkeiten im Pflichtspielbetrieb samt einer unbedacht herbeigeführten Rotsperre scheint Tzimas nun endgültig beim Club angekommen zu sein. Als einer der gefährlichsten Stürmer der Liga ist er aus der Startelf nicht mehr wegzudenken. Bislang benötigt er im Schnitt lediglich 69 Minuten, um ein Tor zu erzielen, was aktuell nur von Robert Glatzel und Florian Niederlechner knapp unterboten wird.
Auffällig dabei ist vor allem Tzimas‘ Effizienz. Zwar beruht seine offensive Durchschlagskraft auch darauf, dass er sich häufig an Abschlüssen versucht, seine 3,4 Torschüsse pro 90 Minuten sind ein Top-Wert in der 2. Liga. Dementsprechend liegt sein expected-Goals-Wert (0,63 pro 90 Minuten) auch deutlich über dem Durchschnitt aller Zweitligastürmer. Nichtsdestotrotz gelingt es ihm bislang, diesen Erwartungswert in der tatsächlichen Ausbeute noch um mehr als 100% zu überbieten. Dank seiner Abschlussstärke erzielte er also mehr als doppelt so viele Tore, als statistisch erwartbar gewesen wären. Tzimas‘ Qualität vor dem Tor lässt sich schon daran erkennen, dass der xG-Wert nach Schussabgabe deutlich über dem xG-Wert in der Ausgangsposition liegt (auf 90 Minuten normiert 1,09 zu 0,63). Auch aus nicht unbedingt vielversprechenden Situationen sorgt er somit regelmäßig für massive Gefahr für das gegnerische Tor.
Starke Technik und Ballkontrolle
Zu den besten Stürmern der 2. Liga zählt der 18-Jährige auch im Bereich Ballkontrolle. Kaum ein Positionskollege schließt mehr Dribblings erfolgreich ab als er mit 2,89 pro 90 Minuten. Sein Spielstil ist dabei durchaus von Risiko geprägt, gehört er doch zu den Stürmern mit den meisten Ballverlusten pro 90 Minuten. Dies ist letztlich eine logische Konsequenz seiner Vorliebe für vertikale Ballführungen, die bei Tzimas zu ordentlichen 44% erfolgreich sind. Zugleich haben seine Dribblings einen messbaren offensiven Mehrwert für die Mannschaft: Kein Stürmer wird öfter gefoult als der junge Grieche, der auf diese Weise regelmäßig Freistöße in Tornähe generieren kann. Durch seine Präsenz, aber auch durch die spielerischen Fähigkeiten der restlichen Mannschaft, gelingt es bislang auffällig gut, ihn in den Spielfluss einzubinden. Mit 38,83 Ballkontakten pro 90 Minuten hat er mehr Ballaktionen als drei Viertel aller Zweitligastürmer, seine 7,35 Ballberührungen im gegnerischen Strafraum zählen gar zu den oberen 10% der Liga.
Passspiel noch ausbaufähig
An diesen Werten zeigt sich bereits, dass Tzimas in Ballbesitz im Zweifel lieber ein Dribbling anzieht als einen Pass versucht. So spielt er bisher lediglich 7,61 erfolgreiche Pässe pro 90 Minuten, was in den unteren 20% der Liga liegt. Angesichts seiner Passquote von lediglich 56,9%, die nur von 9% seiner Positionskollegen unterboten wird, ist sein Fokus auf Dribblings grundsätzlich verständlich. Insgesamt fällt das Toptalent nicht übermäßig oft durch riskante lange Pässe oder Zuspiele ins letzte Drittel auf, sodass seine Passquote durchaus Aussagekraft besitzt. Um sich zu einem Spieler mit regelmäßigen Einsatzzeiten in einer Top 5-Liga zu entwickeln, was bei seinem Potenzial der Anspruch sein muss, dürfte hier der erste Ansatzpunkt für notwendige Verbesserungen liegen. Seiner Effektivität im letzten Drittel schadet dieser Punkt jedoch bislang nicht nachhaltig: Mit 0,07 erwarteten Assists und 0,79 herausgespielten Chancen (jeweils pro 90 Minuten) fällt der 18-Jährige im Ligavergleich keineswegs ab.
Eifriger Einsatz gegen den Ball
Wertvoll für die Mannschaft ist Tzimas nicht nur im Spiel mit dem Ball, sondern auch durch seine Arbeit in der Defensive. Mit 1,05 Ballabnahmen pro 90 Minuten bewegt er sich auch hier in der Spitzengruppe der Liga, zudem gewinnt er im gleichen Zeitraum starke 6,82 Zweikämpfe. Dass seine Erfolgsquote im direkten Duell mit 38,2% noch ausbaufähig ist, ist angesichts seiner Unerfahrenheit im Erwachsenenbereich verständlich. Gleichzeitig untermauert dieser Wert aber wiederum Tzimas‘ Einsatzfreude und Aktivität gegen den Ball. Dass selbst mit einer leicht unterdurchschnittlichen Zweikampfquote in absoluten Zahlen eine sehr hohe Anzahl an Zweikämpfen gewonnen wird, lässt sich schließlich nur durch eine noch höhere Zahl an geführten Duellen realisieren. Tzimas‘ Ballgewinne erfolgen überdurchschnittlich oft in geordneten Ballbesitzphasen des Gegners, dafür eher selten im direkten Gegenpressing nach eigenem Ballverlust oder im gegnerischen Drittel. Außerdem gelang es ihm bislang kaum, Pässe des Gegners abzufangen. In puncto Handlungsschnelligkeit und Spielübersicht besteht somit jedenfalls in der Defensivarbeit noch Verbesserungspotenzial.
Fazit
Mit seinem Profil erfüllt Tzimas genau das, was man angesichts seiner Spieldaten aus dem Jugendbereich bei seiner Verpflichtung erwarten konnte. Schon in der U19 von PAOK Saloniki und den griechischen Jugend-Nationalmannschaften fiel er vor allem durch seine Präsenz, Agilität, Einsatzfreude und Torgefahr sowie sein starkes Dribbling und seine guten Laufwege auf, während sein Passspiel Raum für Verbesserungen erkennen ließ. Dass er sich als 2006er-Jahrgang, der genau wie Finn Jeltsch auch in dieser Saison noch für die U19 spielberechtigt wäre, in einem fremden Land so schnell auf hohem Niveau stabilisiert, ist wiederum Ausdruck seines großen Potenzials. Insbesondere das Spiel in der Doppelspitze mit Sturmpartner Emreli kommt ihm entgegen, da Emrelis Stärke gerade im Passspiel liegt und er Tzimas insofern gut unterstützen kann. Auffällig ist auch Tzimas‘ Lernfähigkeit innerhalb kurzer Zeit. Noch in seinen ersten Saisoneinsätzen agierte er beinahe durchgängig zu eigensinnig, rannte sich in den gegnerischen Abwehrreihen fest und spielte beispielsweise nach seiner Einwechslung gegen Darmstadt ausschließlich Fehlpässe. Schon wenige Wochen später konnte er diese Probleme größtenteils abstellen.
Neben seinem Passspiel und seiner Spielübersicht ist, was für einen jungen Spieler nicht untypisch ist, seine Durchsetzungsfähigkeit in direkten Duellen, insbesondere in der Luft, noch verbesserungswürdig. Im bisherigen Saisonverlauf gelang es Tzimas noch nicht, ein Kopfballduell für sich zu entscheiden. Legt man sein bislang gezeigtes Lerntempo zugrunde, ist aber eine zeitnahe Verbesserung nicht unwahrscheinlich. Insgesamt lässt sich wohl schon zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison sagen, dass seine Verpflichtung für den Club ein Volltreffer war, auch wenn man ihm alterstypische Leistungsschwankungen im weiteren Saisonverlauf noch zugestehen muss.
Unser Performance Score 9.0 (1-10)
Datenquelle: FotMob
Autorin: Pausenpfiff
Bildquelle: FCN, Juwe
Vielen Dank für Deine zahlenbasierte Formanalyse, Pausenpfiff!
Mittlerweile kennen wir die Spielweise unseres jungen Griechen. Im Vergleich zu seinen ersten Spielen ist seine Leistungssteigerung deutlich zu sehen.
Im Vergleich zu Uzun merkt man, dass er auch verlorenen Bällen nachjagd und wieder zurückerobern will. Er hat für seine Tiefenläufe auch ein ordentliches Tempo. Ich hoffe, wir haben noch etwas länger Spaß an ihm.
Tzimas ist ein anderer Typ Stürmer als Uzun, nicht ganz so „cold“ im Abschluß dafür heißblütiger manchmal noch einen Tick zu heißblütig, aber was ich wichtig finde auch etwas schneller wie angesprochen bei Tiefenläufen. Auch wenn seine Ballbehandlung nicht ganz so fein wie die von Uzun ist, aber ich glaube er bringt wichtigere Attribute mit um nach oben zu kommen. Er ist schneller, wirkt etwas dynamischer, gefällt mir auch defensiv besser als Uzun. Tzimas ist gieriger Bälle zurück zu erobern. Ich glaube auch gestern in Hoffenheim wurde ihm mit der frühen gelben Karte, es war ja noch keine Minute gespielt etwas der Zahn gezogen und wirkte etwas eingebremst. Gegen den HSV kann er wieder unbeschwert sein Spiel spielen.
Sehr gute Analyse, wie gewohnt!
Ich glaube auch, dass hier ein künftiger Topspieler heranreift. Klar hat er noch altersbedingte Defizite, aber er ist lernwillig und scheint auch die nötige Demut zu besitzen, um sich entwickeln zu können. Mir gefällt v.a. seine Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen und Defensivarbeit zu leisten. Er ist kein Ego-Shooter.
Gegenüber Uzun ist er für mich sogar ein Upgrade, weil er einfach besser integrierbar ist. Für Tzimas muss man keinen Platz finden, den andere mit unterstützen müssen (mit Defensivarbeit), sondern er fügt sich perfekt in seine Aufgabe ein. Schaun mer mal, ob er auch die Torquote erreichen kann…
Toller Formcheck Pausenpfiff, vielen Dank!
Deinen Ausführungen kann ich voll und ganz zustimmen. Ich wünsche mir, dass es unsere Verantwortlichen schaffen, Tzimas für ein weiteres Jahr auszuborgen, das würde uns und dem Jungen helfen.
Nach der Bewertung geben wir Tzimas nicht mehr her !
Lasst schon mal die Spendenbüchse rumgehen.
Wir brauchen einen Gönner!
Bloß nicht, halte die AROs dieser Welt fern von uns.
Warum eigentlich nicht? Das wäre doch eine gute Investition. Jemand kauft die Transferrechte, lässt ihn beim Club seinen Marktwert verdoppeln und kassiert dann den Gewinn. Im Optimalfall wäre der Club am Gewinn beteiligt. Damit ist nicht der Verein abhängig, sondern der Deal bezieht sich nur auf einen Spieler.
Der Investor geht Pleite oder verliert irgendwie die Lust und der Club steht ohne Spieler da…
Vergiss es. Das aktuelle Model mit Sponsoren die es wegen der Marketing-Reichweite tun ist schon schlimm genug.